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Goethe und Schiller: Kulturelles Erbe in Weimar

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Mein Tag startet um kurz vor 9 Uhr an der Herderkirche im thüringischen Weimar. Benannt ist sie nach Johann Gottfried Herder*, einem Mitbegründer der Weimarer Klassik, der in dieser Kirche begraben ist.

Außenansicht der Herderkirche in Weimar mit grauer Fassade, spitzem Dach und statue vor dem Eingang.
Was der Frühling nicht säte, kann der Sommer nicht reifen, der Herbst nicht ernten, der Winter nicht genießen.

Weimar ist vor allem als die Goethe- und Schillerstadt bekannt. Daher befindet sich hier das Goethe-und-Schiller-Archiv. Die Meisterwerke von Goethe* und Schiller* müssen der Nachwelt schließlich auch erhalten werden. Und ganz im Stil der Poeten ist der Bau mit klassischen Säulen verziert.

Die Vorderansicht eines historischen, monumental gestalteten Gebäudes mit Säulen und großen Fenstern, umgeben von einem grauen Himmel.
„Es gibt keine patriotische Kunst und keine patriotische Wissenschaft. Beide gehören, wie alles hohe Gute, der ganzen Welt an und können nur durch allgemeine freie Wechselwirkung aller zugleich Lebenden, in steter Rücksicht auf das, was uns vom Vergangenen übrig und bekannt ist, gefördert werden.“ – Wilhelm Meisters Wanderjahre*

Die Tatsache, dass wir heute noch Goethe und Schiller lesen können, verdanken wir Herzog Carl August. Denn nur durch seine Förderung der beiden und der Kunst, Poesie und Philosophie konnte Weimar zur intellektuellen Hauptstadt der Deutschen Lande – wenn nicht sogar ganz Europas – werden. Daher auch noch nach 200 Jahren ein großes Danke, lieber Carl August. Deine Förderung der Kunst und Schriftsteller hat für die Zukunft Millionen von Gedanken, Inspiration und rettenden Hinweisen ermöglicht! Sein Stadtschloss sieht nur leider etwas in die Jahre gekommen aus.

„Die Erinnerung an Abwesende wird durch die Zeit nicht ausgelöscht, aber doch verdeckt.“ – Goethe an Käthchen Schönkopf, 12.12.1769

Wer die Reiseerzählungen des Sehnsuchtsbummlers regelmäßig liest, der weiß, dass ich Bibliotheken wirklich sehr liebe. Die schönste Bibliothek Deutschlands steht zu meiner großen Freude in Weimar. Die Bibliothek besteht seit 1691 und war eine der ersten öffentlich zugänglichen Bibliotheken. Denn Carl August und viel mehr seine Gattin Anna Amalia wussten, wie wertvoll und wichtig Bücher sind. Daher ernannten sie keinen Geringeren als Johann Wolfgang Goethe zum Bibliothekar der Bibliothek. Aufgrund der Verdienste von Anna Amalia wurde die Bibliothek 1991 nach ihr benannt. Die Bibliothek steht aber auch für die Hoffnung und den Neuanfang. Denn 2004 brach ein Feuer in der Bibliothek aus und zerstörte große Teile des Hauses und der jahrhundertealten Bücher. Aber die Hoffnung wurde nicht aufgegeben und die Bibliothek wurde wieder aufgebaut. Die Schönheit konnte also doch noch bewahrt werden. Natürlich ist die Bibliothek zusammen mit dem ganzen klassischen Weimar auch UNESCO-Welterbe. Aber wenn ich ehrlich bin, ist mir die Geschichte fast schon egal. Ich lasse mich einfach durch diese Schönheit treiben und genieße mein Glück.

Innenansicht einer Bibliothek mit dekorativen Wänden, Regalen voller Bücher und Statuen von Autoren, die eine Person stehen sieht.
„Die Kunst ist eine Tochter der Freiheit“ – Schiller
Blick auf ein Bücherregal in einer historischen Bibliothek, das mit alten und modernen Buchbänden gefüllt ist, neben dem eine weiße Büste eines Mannes steht.
„Die Zeiten der Vergangenheit // Sind uns ein Buch mit sieben Siegeln.“ – Faust I*
Ein kunstvolles Interieur eines Raumes mit einer Statue von zwei umeinanderliegenden Figuren in einer Fensteröffnung, umgeben von eleganten Vorhängen und Büsten im Hintergrund.
„In meinem Herzen liegen alle meine Wünsche begraben.“ – Kabale und Liebe*
Innenansicht einer Bibliothek mit hohen Regalen voller Bücher, zwei Statuen in Nischen und einer zentralen Marmorskulptur mit Inschrift.
„Unaufhaltsam enteilet die Zeit. Sie sucht das Beständge. Sey getreu, und du legst ewige Fesseln ihr an.“
Das Unwandelbare

Kann es jetzt eigentlich noch schöner für mich werden? Ja! Ich liebe zwar Bibliotheken, aber noch mehr liebe ich die Natur. Ich liebe es, durch das Grün der Natur zu spazieren. Ich liebe daher Städte, die viel Grün und Natur in sich tragen. Weimar ist auch eine solche Stadt. Der Stadtpark an der Ilm ist eine gigantische grüne Schönheit. Es ist ohne Frage klar, warum Goethe hier so viele Stunden in seinem Gartenhaus verbracht hat. Und es ist auch ohne Frage klar, warum ich hier so viel Zeit verbringe.

Ein Blick auf einen ruhigen Fluss, umgeben von üppigem, grünem Laub, mit einem Holzgeländer im Vordergrund.
„Die Stadt selbst ist unangenehm, dagegen rings umher eine unaussprechliche Schönheit der Natur.“ – Die leiden des jungen Werther*
Das Gartenhaus von Johann Wolfgang Goethe in Weimar, umgeben von üppigem Grün und Bäumen, an einem bewölkten Tag.
„Die Natur […] allein ist unendlich reich und sie allein bildet den großen Künstler.“ – Die Leiden des jungen Werther*

Wie es sich für einen Park der Klassik gehört, darf die Antike nicht zu kurz kommen. Daher gibt es im Park natürlich auch das römische Haus.

Historisches Gebäude auf einer Anhöhe, umgeben von Bäumen und Felsen.
„Eine Welt zwar bist du, o Rom, doch ohne die Liebe wäre die Welt nicht die Welt, wäre denn Rom auch nicht Rom.“ – Römische Elegien*
Blick durch einen Bogen auf eine grüne Landschaft mit Bäumen und Wiese, im Vordergrund ein runder Brunnen mit Wasser.
„Meine Übung alle Dinge, wie sie sind, zu sehen und zu lesen, meine Treue das Auge licht sein zu lassen, meine völlige Entäußerung von aller Prätention, machen mich hier im stillen höchst glücklich.“ – Italienische Reise*, Brief an Charlotte aus Rom, am 7. November 1786

Nach dem langen Spaziergang ist es aber auch an der Zeit, weiterzuziehen. Wie schwer das Weiterziehen sein kann, hat Goethe auch einst demonstriert. So war Schiller sein bester Freund. Doch hat Goethe seinen geliebten Schiller viel zu früh verloren. Die Trauer und die Verzweiflung haben ihn und sein Werk für Jahre begleitet. Heute liegen die beiden Seite an Seite in der Fürstengruft.

Zwei Holzsärge mit den Namen Goethe und Schiller in der Fürstengruft, umgeben von einem weißen Mauerring und Steinboden.
„Ich dachte mich selbst zu verlieren, und verliere nun einen Freund und in demselben die Hälfte meines Daseyns.“ – Johann Wolfgang von Goethe an Carl Friedrich Zelter, 1. Juni 1805, über seine Erkrankung und über Schillers Tod am 9. Mai 1805

Für den Neuanfang und für das Leben stehen Bäume. Ein Baum steht ganz besonders dafür – der Ginkgo. So gibt es neben dem Goethe-Museum, was einst sein Wohnhaus war, noch das Ginkgo-Museum. Einen Erinnerungsginkgo habe ich mir selbstverständlich gekauft, der jetzt mein Zimmer unmittelbar verschönert. Das Museum ist im Vergleich zu Goethes Wohnhaus doch sehr unbedeutend. Das Schönste an Goethes Haus ist aber natürlich nicht seine Schreibstube, sondern sein Garten. Hier bin ich viel lieber als in jeder noch so tollen Schreibstube des Planeten.

Ein Blick auf ein historisches Zimmer mit einem Tisch, Stühlen und antiken Möbelstücken, das in sanften Farben gehalten ist.
„Mehr Licht“ – Goethes letzte Worte (angeblich)
Ein historisches gelbes Gebäude mit einem roten Dach und mehreren Fenstern, umgeben von einem blühenden Garten mit bunten Blumen und grünen Pflanzen.
„Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein!“ – Goethe

Natürlich findet man in der schönen Innenstadt Weimars nicht nur Goethes Wohnhaus, sondern auch Schillers Wohnhaus. Ich habe manchmal den Eindruck, dass Schiller neben Goethe etwas untergeht. Das hat mein geliebter Fritz aber definitiv nicht verdient. Das Traumduo der deutschen Klassik ist in meinen Augen vollkommen gleichwertig.

Fassade eines historischen gelben Gebäudes mit mehreren Fenstern und Holzläden, umgeben von Bäumen.
„Freude dieser Stadt bedeute, // Friede sey ihr erst Geläute.“ – Das Lied von der Glocke*

Damit endet auch schon die Innenstadt dieser schönen Stadt. Wie Marburg ist diese traumschöne Stadt klein, aber sehr fein. Und dann die ganzen Bücher und das ganze Grün. Die beiden Sachen machen Weimar erst zu dem, was es ist. Da kommen auch kein Goethe und kein Schiller dran vorbei. Selbst wenn die zwei hier wirklich omnipräsent sind.

Bronzestatue von Goethe und Schiller vor einem klassischen Gebäude in Weimar, Deutschland.
„Sehn wir doch das Große aller Zeiten // Auf den Brettern, die die Welt bedeuten, // Sinnvoll still an uns vorübergehn.“ – An die Freunde

Die Reise durch die Innenstadt ist zwar zu Ende, die Reise durch das Welterbe und durch die schöne Natur noch nicht. Denn zu jeder Herrscherstadt gehören die schönen kleinen Schlösser inmitten der Natur. Das Schloss Belvedere liegt so mitten im Grün oder wie ich sagen würde: Mitten im Paradies.

Das Schloss Belvedere in Weimar, eine gelb gestrichene historische Architektur mit grünen Kuppeln, umgeben von einem gepflasterten Vorplatz und Bäume im Hintergrund, unter einem bewölkten Himmel.
Unaufhaltsam enteilet die Zeit. Sie sucht das Beständge. Sey getreu, und du legst ewige Fesseln ihr an.“ –
Das Unwandelbare
„Der Äpfelchen begehrt Ihr sehr,
Und schon vom Paradiese her.
Von Freuden fühl ich mich bewegt,
Dass auch mein Garten solche trägt.“

Faust I*

Und wenn der eine Schlosspark endet, kann ich einfach zum nächsten Schloss fahren. So endet mein Ausflug nach Weimar in der Schönheit von Schloss Tiefurt.

Laß das Vergang’ne vergangen seyn.“ – Faust I*
Allwissend bin ich nicht; doch viel ist mir bewußt.“Faust I*

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Die Reise erfolgte im September 2020

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Eine Antwort zu „Goethe und Schiller: Kulturelles Erbe in Weimar”.

  1. Avatar von Entdeckungstour zu UNESCO-Welterbestätten in Sachsen-Anhalt – Sehnsuchtsbummler

    […] sicher. Das ist natürlich Welterbe. Zu der Welterbestätte gehören aber auch Häuser in Weimar und in Bernau. Da Bernau direkt neben der Route nach Neubrandenburg liegt, halten wir auch hier. […]

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