Dezember 2022
Es ist Viertel vor fünf. Es sind Minus 3 Grad. Ich stehe mit dicker Mütze, Handschuhe und Schal am Bahnsteig, aber trotzdem ist mir kalt. Ein bisschen Wärme spüre ich dennoch. Es ist die Vorfreude auf das 14. Land des Jahres. Zum Abschied des Jahres geht es für mich mit der Bahn in die Hauptstadt Europas! Für mein Interrail Jahr der krönende Abschluss.
Weniger krönend ist, dass mein ICE nicht in Brüssel endet. Ich stehe in Löwen, als die Durchsage kommt, dass aufgrund technischer Probleme die Weiterfahrt nicht möglich sei. Mit einem Regionalexpress geht es weiter nach Brüssel. Der hält sogar direkt in der Brüsseler Innenstadt. Schon nach den ersten Metern in der Stadt bin ich verliebt.
Belgien ist eine parlamentarische Monarchie. Ich bin zwar Demokrat mit ganzem Herzen, aber zwei Herzen schlagen in meiner Brust. So bin ich irgendwie auch glühender Royalist. In einer Zeit schnellster Veränderungen, gibt Tradition halt. Für repräsentative Aufgaben finde ich eine Monarchie wundervoll. Mein erstes Ziel ist heute der Königspalast. Ich fühle mich gleich erhabener. Das könnte aber auch nur an der schönen Architektur liegen. So erkennt ich durch die Straßen schon den Justizpalast, der einst das höchste Gebäude der Welt war.
Wie es sich für einen Monarchen gehört, gibt es vor dem Königspalast einen Park. Im Dezember kommt die Natur nur leider nicht ganz so gut zur Geltung. Etwas Schnee liegt zumindest.
So sehr ich die Royals liebe, so bin ich im Herzen eine Sache mehr. Ich bin überzeugter leidenschaftlicher Europäer. Ich liebe Europa. Frieden, Freiheit und Freizügigkeit. Das sind die Kerngedanken der Europäischen Idee. In der aktuellen Zeit sind das Werte, die so wertvoll sind wie lange nicht mehr. Und während im Osten Europas die Ukraine unsere Werte verteidigt, kann ich mit Glück sagen, dass ich das Privileg habe, diese Werte hautnah zu spüren. Ja, die Europäische Union hat viele Schwächen. Das Brüsseler Bürokratie Monster, die zwei Parlamentssitze, die fehlende Verfassung sind alles Punkte, die wir als Europäerinnen und Europäer angehen müssen. Nichtsdestotrotz dürfen wir nicht unterschätzen, wie viel Glück wir haben, dass wir uns frei und in Frieden innerhalb der Europäischen Gemeinschaft bewegen können. Ich kann gar nicht oft genug sagen, wie toll der europäische Gedanke ist! Ich bin im Brüsseler Regierungsviertel der Europäischen Union. Und das europäische Gefühl sitzt tief in meinem Herzen und das Gefühl ist ein tiefes Gefühl der Liebe.
Belgien ist ein sehr junges Land. So hat es erst 1880 sein 50-jähriges Jubiläum gefeiert. Wie feiert ein Land eigentlich seine Unabhängigkeit? Die Monarchen der Geschichte wussten schon immer, wie man das macht. Paraden, Parks und ein Triumphbogen sind ein Muss. Wobei der Triumphbogen erst zum 75. Geburtstag fertig wurde. Ein sehr schöner Ort zum Schlendern ist der Jubelpark trotzdem.
Ich habe mich mittlerweile vom Zentrum Brüssels entfernt. Es ist ein weiter Weg zurück in die Innenstadt, aber auch ein schöner Weg.
Neben Triumphbögen braucht ein Herrscher immer wieder Säulen, um seine Triumphe zu zeigen. Diesmal wird der Verfassung des Landes gedacht. Das ist ein Erfolg, der würdig zum Feiern ist.
Natürlich darf bei einem Städtetrip ein Besuch einer Kathedrale nicht fehlen. In Brüssel steht die belgische Nationalkathedrale, die Kathedrale St. Michael und St. Gudula. Es ist eine schöne Kirche im brabantisch-gotischen Stil.
Weiter geht es für mich in das Zentrum Brüssels. Es ist Vorweihnachtszeit. Es herrscht ein großer bunter Trubel in der Stadt. Aber so gibt es wenigstens genügend Möglichkeiten für mich, die berühmten belgischen Pommes zu verkosten.
Carl von Linné war einer der bedeutendsten und schlausten Biologen Europas. Weil er so schlau war, hat er den Kakaobaum theobroma cacao genannt. Theobroma ist altgriechisch und bedeutet Götterspeise. Das passt perfekt, denn Kakao und Schokolade schmecken göttlich. Meine Faszination und Liebe für Südamerika wird durch meine Liebe zum Kakao natürlicherweise verstärkt. So ist dieser Kontinent die Heimat der Götterspeise. Was freue ich mich schon darauf, irgendwann in Südamerika eine Tasse Kakao trinken zu können! Auf Moctezumas Spuren muss ich aber nicht gleich wandern, er soll 50 Tassen Kakao pro Tag getrunken haben. Solange ich in Europa bin, muss ich mit Brüssel vorliebnehmen. Belgien ist auch für seine Schokolade bekannt. In der royalen Galerie gönne ich mir einen Kakao (selbst wenn der viel zu teuer ist).
Weiter geht es für mich zum Grande Place und die umliegenden Straßen. Alles UNESCO-Welterbe. Wirklich beeindruckend ist der historische Charakter der Stadt, die doch so modern ist. Brüssel ist eine moderne Stadt der Zukunft mit einer wunderschönen historischen Architektur.
Für eine wirkliche Kleinigkeit ist Brüssel auch noch bekannt. Manneken Pis ist eine Winzigkeit und fast leicht zu übersehen.
Gegen Ende des Nachmittages schlendere ich noch ein bisschen durch Brüssel über die Weihnachtsmärkte. Natürlich finde ich noch die eine oder andere Kirche auf dem Weg.
Ich hatte am Morgen schon den Justizpalast erwähnt. Nicht nur aus der Ferne ist der Bau imposant, so ist er auch beeindruckend, wenn man direkt davor steht.
Als Pharmazeut bin ich auch Naturwissenschaftler. Ein Besuch beim berühmten Atomium ist Pflicht für mich. Das Atomium liegt außerhalb, und nach der U-Bahnfahrt ist es schon düster. Aber in der Dämmerung kommt das Atomium nur noch mehr zum Vorschein.
Zum Abschied des Tages spaziere ich noch ein bisschen durch die Dunkelheit des Laken-Parks, ehe es für mich wieder nach Hause geht.
[Der Text ist im März 2023 verfasst worden und dort bereits erschienen. Im April 2024 wurde der Text leicht korrigiert und erneut veröffentlicht.]
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