Graues Düsseldorf

Dezember 2022

Grau. Der Himmel, die Straßen, das Wasser. Alles ist grau. Es ist ein kalter Dezembermontag. Die berühmte Königsalle oder auch Kö ist still. Die Geschäfte sind leer. Bis Weihnachten dauert es noch 3 Wochen. Es ist die Ruhe vor dem Sturm, der draußen weht. Es ist kein wirklicher Sturm, nur kalte Winde und etwas Nieselregen. Dezember eben.

Neben der Kö ist Düsseldorf noch als Landeshauptstadt von Nordrhein-Westfalen bekannt. Schuld daran sind die Briten. Warum? Das erklärt Herbert Grönemeyer. „Wer wohnt schon in Düsseldorf?“, so heißt es in Grönemeyers Meisterwerk. Im Gegensatz zu den dreckigen und produzierenden Städten des Ruhrgebiets wie Essen oder Bochum, galt Düsseldorf als sauber und wurde so zum Schreibtisch des Ruhrgebiets, da hier die Verwaltungen der Industrie saßen. Wer will schon dreckig werden? Die Aristokraten sind also schuld daran, dass Düsseldorf Landeshauptstadt wurde.

Der Nieselregen ist zu Schnee umgestiegen und wir suchen Schutz auf dem leeren Weihnachtsmarkt. Heiße Tassen wärmen die Hände und dennoch bleibt die graue Kälte in der Luft. Das im Sommer so grüne Kaufhaus Kö-Bogen II ist im Winter nur noch braun und verwelkt.

Im Schneeregen machen wir uns auf den Weg zum Rhein, der Lebensader des Bundeslandes. Aber nicht nur die Straßen sind grau, auch der Rhein ist im grauen Nebel verhüllt.

Wir verlassen den Rhein kurz wieder und machen uns auf den Weg zum Burgplatz. Die Straßen sind weiter grau und durch den Schnee rutschig. In einem Café wärmen wir uns kurz auf und dann stehen wir am Burgplatz und sehen wieder den grauen Rhein.

Im Sommer gilt die Rheinpromenade Düsseldorfs als einer der schönsten Orte in NRW. Heute ist sie zwar grau und verschleiert aber trotzdem mystisch schön. Vorbei am Landtag geht es zum Rheinturm. Auf die Aussicht vom Turm oben verzichten wir. Es wäre wahrscheinlich ohnehin nur grau. Wir landen im neuen modernen Hafenviertel, aber auch das ist heute grau.

Die Zeit vergeht und aus dem Hellgrau wird Dunkelgrau. Die Dunkelheit naht und die mystische Stimmung wird perfekt. Ein einsames Licht erhellt den Rhein und wir beschließen umzukehren. Das rosa Licht des Weihnachtsmarktes leitet unseren Weg.

Das Innere der St. Lambertus Basilia ist unser letzter Prorammpunkt, ehe wir für eine heiße Suppe einkehren und danach Düsseldorf verlassen.

[Der Textes ist im April 2024 verfasst worden und dort erschienen.]