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Natur und Geschichte: Auf den Spuren Alexanders in Griechenland

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Mittwoch, 3. August 2016 – Ankunft

Unsere Reise nach Griechenland beginnt mit einem Spaziergang am Strand von Paralia. Wir erkunden den kleinen Ort und ich freue mich, wieder in Griechenland zu sein.

Ein weitläufiger Sandstrand unter einem klaren blauen Himmel mit einem kleinen Schiff auf dem ruhigen Wasser.
Kalimera aus Nordgriechenland

Donnerstag, 4. August 2016 – Thessaloniki und prägende Zugfahrten

Der Horizont flimmert. Ich kann keine einzige Wolke am Himmel erkennen. Das einzige, was ich am klaren Himmel erkenne, ist die Sonne. Schweißperlen laufen meine Stirn herunter. Die Katzen der Straße suchen den Schatten und auch die Menschen sehe ich nicht auf der Straße. Dabei haben wir erst Vormittag. Es ist kaum vorstellbar, wie es erst in ein paar Stunden wird. Jeder Schritt kostet eine enorme Menge Kraft. Besonders weil es für uns nach oben geht. Thessalonikis Stadtmauer hat einige Höhen und Tiefen. Das einzige, was beruhigt, ist das sanfte Rauschen des Mittelmeers in der Ferne und die Glocken der Kirche, die hin und herschwingen.

Eine beeindruckende Kirche in Thessaloniki, Griechenland, umgeben von Bäumen und Stadthäusern.
Wer ist auch so blöd und fährt im August nach Griechenland

Wassertropfen laufen am eisgekühlten Glas herunter. Diese Erfrischung haben wir uns aber auch verdient. Wir sind wieder auf Meereshöhe. Das Meer ist ganz nah und die kühle Brise ist eine einzige Wohltat. Am Hafen steht ganz allein das Wahrzeichen von Thessaloniki. Es steht im Hintergrund. Im Vordergrund stehen jetzt erst einmal die Eiswürfel in meinem Wasserglas.

Der Weiße Turm von Thessaloniki, ein historisches Wahrzeichen, umgeben von Bäumen und blauen Himmel.
Der weiße Turm

Plötzlich erscheint ein Loch am Ende des Marktplatzes. Es ist kein tiefes Loch, es ist nur sehr weit. Geschützt wird der Mensch oder vielleicht doch das Loch durch einen Zaun. Denn wo heute der Marktplatz ist, war auch schon früher der Marktplatz. Überall tummeln sich abgenutzte Steine. Die Grundrisse der vergangenen Hochkultur sind noch heute zu erkennen. Die Geschichte ist bereits vergangen, doch vergessen ist sie nicht. Umringt ist der Platz von byzantinischen Kirchen, die dafür sorgen, dass auch Thessaloniki zum UNESCO-Welterbe gehört.

Archäologische Stätte in Thessaloniki mit antiken Ruinen, darunter Säulen und Mauern, umgeben von modernen Gebäuden und Bäumen.
Vergangenheit

Schweiß läuft mir auf der Stirn herunter. Ein Schaffner eilt durch den Zug. Eine Dame telefoniert und wird zur Furie. Das grelle Licht der Sonne spiegelt sich in den dreckigen Fensterscheiben eines Zuges, der auch schon vor 40 Jahren gefahren ist. Der Trubel des Alltags ist in vollem Gange. Doch der Zug, der uns wieder zurückbringen soll, steht. Links sehe ich gelbes staubiges Gras und rechts ein paar verdorrte Bäume. Die Luft steht im Zug und wird von Minute zu Minute schlechter. Finger tippen häufiger. Augen werden häufiger gerollt. Handgelenke werden öfter rotiert. Und der Schaffner wird immer mehr umringt und verschlungen von den aufgebrachten Reisenden des Zuges. Die Temperatur steigt immer weiter. Aus Mitleid werden ein paar Wasserflaschen vom grauhaarigen Schaffner verteilt. Die Falten in seinem Gesicht sind in den letzten Minuten immer stärker geworden. Wir stehen weiterhin. In der trockenen Halbwüste Nordgriechenlands lodert eine Gefahr. Eine Gefahr, die Prometheus einst den Menschen brachte. Feuer. Die verwaisten Büsche am Wegesrand haben Feuer gefangen. Die Stromleitungen wurden daraufhin vom Netz genommen und nun stehen wir hier. In Sicherheit aber doch der erbarmungslosen Hitze ausgesetzt. Nach einer Ewigkeit geht ein Ruck durch den Zug. Wir sind noch nicht weit von Thessaloniki entfernt. Eine alte Diesellok hat an uns angedockt und zieht uns zurück. Im Bahnhof stürmen die Massen aus dem Zug und eilen zum nächsten Wasserspender. Doch während der Zug steht, kommt Qualm über einem Rad auf. Die Bremse war angezogen und die Reibung hat dafür gesorgt, dass ein kleines Feuer entstanden ist. Mit langsamen Schritten spaziert unser Schaffner zu der Stelle und dreht seine Wasser-Plastikflasche um und betröpfelt die kleine Flamme. Wenig später eilen gelbe Westen zum Zug und der Qualm wird vom weißen Schaum der Feuerlöscher überdeckt. Derweil eilen am Bahnhof die Menschen umher. Kein Zug fährt mehr. Menschen eilen von einer Seite zur anderen. Doch das Chaos sieht man den Griechen trotzdem nicht an. Die Schlangen an den Informationen gehen ins Unermessliche. Wir haben Glück. Wir finden einen Bus, der uns nach Hause bringt. Wir müssen zwar noch eine Weile warten, doch im Schatten bei einem Wasserspender lässt sich das aushalten.

Samstag, 6. August 2016 – Mazedonien oder Makedonien

Wir: "Wir wollen nach Mazedonien."
Hotelmitarbeiterin: "Sie sind in Mazedonien."
Wir: "Nein, wir meinen das Land."
Hotelmitarbeiterin: "Sie sind in Mazedonien."
Wir: "Nein, das Land. Die ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien. Das Land nördlich von Thessaloniki."
Hotelmitarbeiterin: "Ah, sie wollen nach Skopje."
Wir: "Nein, nicht bis nach Skopje. Nur in das Land Mazedonien."
Hotelmitarbeiterin: "Sie sind aber doch in Mazedonien. Sie wollen nach Skopje."
Wir: "Ok, wir wollen nach Skopje. Können wir mit dem Mietwagen dorthin fahren?"
Hotelmitarbeiterin: "Nein, das geht nicht."

Die Menschen hier sind sehr stolz auf Alexander den Großen. Der einstige Heerführer der Makedonier wird hier so verehrt wie die Italiener Caesar verehren. Das Verwunderliche ist nur, dass er Makedonier war und nicht Grieche. Er ja sogar Krieg mit den griechischen Städten hatte. Die Menschen hier sehen sich aber als seine Erben an. So sind wir doch hier in Makedonien. Dieses Land Mazedonien mit der Hauptstadt Skopje, das gibt es gar nicht. Denn es kann nur ein Mazedonien geben und das liegt im Norden Griechenlands. Das konnten wir zumindest bei der einfachen Frage, ob unser Mietwagen dorthin fahren kann, erfahren. Da das Land nicht existiert, geht das nicht. Wir müssen also bis an die Grenze fahren und dann zu Fuß über die Grenze gehen. Das ändert unsere Pläne etwas. So wollten wir über Idomeni nach Mazedonien reisen. Idomeni kommt Dir bekannt vor? Mir auch. Vor einem Jahr war Idomeni im Zentrum der Öffentlichkeit. Es war das Tor zur Balkanroute. Millionen von Menschen (ja, es sind noch immer Menschen und keine Asylanten) haben sich von dort zu Fuß auf den Weg nach Deutschland und zum Rest Westeuropas gemacht. Vor einem Jahr stand ich mit dem Roten Kreuz in einer riesigen Turnhalle und habe Betten aufgebaut und wir haben uns gesagt, ja wir schaffen das. Die Lage ist heute weit weniger dramatisch als 2015, doch ganz unheikel ist der Grenzübertritt zu Fuß in Idomeni auch 2016 nicht. Wir fahren nach Dojran. Etwas abgelegener und weniger bekannt und am Fuße des wunderschönen Dojransee.

Der Grenzbeamte zieht seine eine Augenbraue hoch. Sein Blick mustert starr und konzentriert unsere Reisepässe. Wollen wirklich drei Deutsche hier zu Fuß über die Grenze laufen? Er blättert Seite für Seite durch unsere Pässe. Er schaut kurz ungläubig zu seinen Kollegen und lässt uns passieren. Wir können weiterlaufen. Knapp 2 Kilometer liegen vor uns. Eine geteerte Straße und links und rechts von uns ist Stacheldraht. Ein befremdliches Gefühl nimmt mich ein. Die Reise in den Kosovo war da angenehmer. Nach der Einsamkeit des Weges dann das gleiche Schauspiel auf der mazedonischen Seite. Und dann sind wir in Mazedonien, wobei wir von da ja angeblich herkommen.

Eine Straße mit einem Sichtschutz aus Beton und einem Stacheldrahtzaun, umgeben von Bäumen und strahlend blauem Himmel.
Ist das die europäische Außengrenze von der immer alle reden?

Mit einem Eis in der Hand spazieren wir entlang des schönen Dojransees. Die Menschen sind glücklich. Man sieht den Unterschied zur EU zwar, doch sind es hier auch Europäerinnen und Europäer, die hier leben. Nur steht ihnen ein dämlicher Namensstreit im Wege, um auch bald Unionsbürger sein zu können.

Blick auf einen ruhigen See mit Ufervegetation und Bergen im Hintergrund an einem klaren, sonnigen Tag.
Alle Menschen werden Brüder

2 Passkontrollen später sind wir wieder in Griechenland. Das historische Makedonien haben wir die ganze Zeit nie verlassen. Man darf nie vergessen, dass Makedonien einst Weltreich war. Pella ist dafür ein kleines winziges Städtchen in der staubigen Trockenheit Griechenlands. Dieses kleine Städtchen war einst die Hauptstadt Makedoniens. Von hier hat Alexander der Große die Welt erobert. Das einzige, was heute noch bleibt, sind ein paar Statuen und ein Mosaik.

Statue von Alexander dem Großen auf einem Pferd, umgeben von Bäumen und klarem Himmel.
„Wäre ich nicht Alexander, wollte ich Diogenes sein.“
Detailansicht eines antiken Mosaiks, das einen kämpfenden Gladiator zeigt, umgeben von floralen Mustern.
„Für den, der sich bemüht, ist nichts unmöglich.“

Ehe wir nach Paralia fahren, halten wir noch in Katerini. Das ist die nächstgrößere Stadt in unserer Region. Wir haben noch etwas Zeit und schlendern durch den Park. Eine schöne Kirche finden wir in der Stadt auch noch.

Ein ruhiger Park mit üppigem Grün, Plants und einem gleichmäßig sprühenden Wasserbrunnen, umgeben von Bäumen und Sträuchern.
Ausklang
Eine große Kirche mit goldenen Kuppeln und einem rot-weißen Mauerwerk, umgeben von Bäumen und klarem blauem Himmel.
Innehalten

Sonntag, 7. August 2016 – Buntes Dreierlei

Wir bewegen uns weiter auf Alexanders Spuren. Vergina war einst die Hauptstadt Makedoniens, ehe es weiter nach Pella ging. Philipp II., Alexanders Vater, soll in Vergina begraben sein. Heute sieht man nur ein paar Hügel. Unterirdisch finden wir ein großes Museum mit ganz viel Gold und Silber. Und am meisten finden wir die Fotografieren-Verboten-Schilder. Sowas werde ich in einem UNESCO-Welterbe ja nie verstehen, aber sei’s drum.

Eine Person steht auf einem weiten, grünen Hügel in einer parkähnlichen Landschaft, umgeben von Sträuchern und Bäumen unter einem blauen Himmel mit einigen Wolken.
Auf Alexanders Spuren

Nicht weit entfernt ist Veria. Veria hat eigentlich nicht viel zu bieten, bis auf ein paar Kirchen. Die sind aber wichtig, so hat einst Apostel Paulus in Veria gepredigt.

Eine Ansicht einer beeindruckenden Kirche mit einem hohen Glockenturm, umgeben von Bäumen und einem gepflegten Garten.
Die Brüder schickten noch in der Nacht Paulus und Silas weiter nach Beröa. Nach ihrer Ankunft gingen sie in die Synagoge der Juden. Diese waren vornehmer gesinnt als die in Thessalonich; mit großer Bereitschaft nahmen sie das Wort auf und forschten Tag für Tag in den Schriften nach, ob sich dies wirklich so verhielte. Viele von ihnen wurden gläubig und ebenso nicht wenige der vornehmen griechischen Frauen und Männer. Als aber die Juden von Thessalonich erfuhren, dass Paulus auch in Beröa das Wort Gottes verkündete, kamen sie dorthin, um das Volk aufzuwiegeln und aufzuhetzen. Da schickten die Brüder Paulus sogleich weg zum Meer hinunter. Silas und Timotheus aber blieben zurück. 15 Die Begleiter des Paulus brachten ihn nach Athen. Mit dem Auftrag an Silas und Timotheus, Paulus möglichst rasch nachzukommen, kehrten sie zurück.

Weiter geht es nach Edessa. Wassermassen stürzen in die Tiefe. Endlich wird deutlich, dass Griechenland viel mehr als nur Geschichte und Archäologie zu bieten hat. Griechenland hat auch eine fantastische Natur. Die Wasserfälle von Edessa können das wunderbar zeigen.

Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen. ~ πάντα ῥεῖ

Montag, 8. August 2016 – Mehr als nur ein Berg, die Erlösung des Olymp

Der Olymp. Der Olymp ist mehr als nur ein Berg. Der Olymp verkörpert etwas. Der Olymp verkörpert das Göttliche, das Gute und die Transzendenz. Dieser Berg hat eine unglaubliche Ausstrahlungskraft. Er hat Charakter. Dieser Berg ist der Sitz der Götter. So strahlt er ganz majestätisch über das ganze Land. Ich sehe am Morgen keinen Berg. Ich sehe den Olymp.

Ganz in der Nähe des Olymp liegt Dion. Natürlich wieder mitsamt archäologischem Park und Museum. Steinreste am Boden, ein altes Amphitheater und die älteste Wasserorgel der Welt können wir hier sehen. Das Besondere an Dion ist aber, dass es hier grün ist. Die meisten archäologischen Ausgrabungsstätten in Griechenland sind staubig und trocken. Hier strahlt das Leben. Das dichte feuchte Gras erobert sich nach und nach seinen Platz zurück.

Blick auf die Überreste einer antiken Straße, umgeben von Bäumen und grünem Bewuchs, unter einem bewölkten Himmel.
Alle Wege führen zum Olymp
Archäologische Ruinen mit vertikalem Steg in einem grünen, bewachsenen Bereich.
So grün!
Ruinen aus Stein in einer trockenen Landschaft mit Hügeln im Hintergrund und bewachsenen Flächen.
Schöne Welt, wo bist du? – Kehre wieder,
Holdes Blütenalter der Natur!
Ach! nur in dem Feenland der Lieder
Lebt noch deine goldne Spur.
Ausgestorben trauert das Gefilde,
Keine Gottheit zeigt sich meinem Blick,
Ach! von jenem lebenwarmen Bilde
Blieb nur das Gerippe mir zurück.

Friedrich Schiller
Ein leerstehendes antikes Amphitheater mit mehreren Sitzreihen, umgeben von grünen Bäumen und sanften Hügeln im Hintergrund unter einem bewölkten Himmel.
Dessen Strahlen mich darnieder schlagen,
Werk und Schöpfer des Verstandes! dir
Nachzuringen, gib mir Flügel, Waagen,
Dich zu wägen – oder nimm von mir,
Nimm die ernste, strenge Göttin wieder,
Die den Spiegel blendend vor mir hält;
Ihre sanftre Schwester sende nieder,
Spare jene für die andre Welt.

Friedrich Schiller

Und dann sind wir in Litochoro. Es geht einen kleinen Pfad nach oben. Den Olymp besteigen wir zwar nicht ganz, aber es soll zumindest etwas hoch hinaus für uns gehen. Die Höhenmeter machen uns nicht erhabener. Es ist der Berg selbst. Umzingelt vom Grün der Natur bahnen wir unseren Weg nach oben. Meine Füße laufen ganz von selbst. Eine solche Kraft gibt dir Berg. Er ist wahrlich der Sitz der Götter. Am Aussichtspunkt angekommen, spüre ich die göttliche Aussicht. Ich halte inne und genieße den Moment.

Berglandschaft mit grünen Wäldern und steilen Felsen unter einem bewölkten Himmel.
Werter war von eines Gottes Güte,
Teurer jede Gabe der Natur.
Unter Iris‘ schönem Bogen blühte
Reizender die perlenvolle Flur.
Prangender erschien die Morgenröte
In Himerens rosigtem Gewand,
Schmelzender erklang die Flöte
In des Hirtengottes Hand.

Friedrich Schiller
Aussicht auf die grünen Berge und Täler des Pilion-Gebirges in Griechenland, umgeben von dichter Vegetation und einer dramatischen Berglandschaft.
Höher war der Gabe Wert gestiegen,
Die der Geber freundlich mit genoß,
Näher war der Schöpfer dem Vergnügen,
Das im Busen des Geschöpfes floß.
Nennt der meinige sich dem Verstande?
Birgt ihn etwa der Gewölke Zelt?
Mühsam späh ich im Ideenlande,
Fruchtlos in der Sinnenwelt.

Friedrich Schiller

Dienstag, 9. August – Klosterleben in Meteora

Einsamkeit. Abgeschiedenheit. Stille.
Was denkst Du, wenn Du das liest? Hast Du positive Gedanken im Kopf? Hast Du negative Gedanken im Kopf? Oder hast Du vielleicht ambivalente Gedanken im Kopf?
Die drei Attribute finden sich oft in den Bergen oder in Höhlen. Stille und zum Teil auch Einsamkeit beschreiben Klöster auch ganz gut. Warum gehen Menschen ins Kloster? Gott suchen kann ich – plakativ gesagt – doch auch von zu Hause aus? Stille und Abgeschiedenheit sind da vielleicht der Schlüssel. Und auch wenn das Leben im Kloster eine Gemeinschaft bildet, so ist man oft auch einsam im Kloster. Aber auf die gute Art. Denn ja Einsamkeit, Abgeschiedenheit und Stille sind drei gute Vorstellungen. Aber was treibt die Menschen an, auf Berge zu klettern und da ein Kloster zu gründen? Das frage ich mich, als ich das UNESCO-Welterbe der Meteora-Klöster sehe. Einzelne Klöster einsam auf Bergen hoch in der Luft. Ganz einsam, abgeschieden und still. Was treibt einen Menschen dazu an, einen solchen Aufwand für ein Kloster zu betreiben? Hätte es nicht auch ein normales Kloster getan? Aber wollen wir nicht alle manchmal einfach fliehen und uns zurückziehen? Uns auf uns selbst besinnen und Ruhe und Frieden finden?

Ein Kloster auf einem hohen Felsen in der Umgebung von Meteora, umgeben von Bergen und bewölktem Himmel.
Einsamkeit
Kloster auf einer Felsklippe in den Bergen von Griechenland, umgeben von Bäumen und Wolken.
Abgeschiedenheit
Ein Kloster auf einer steilen Felsnase, umgeben von üppigem Grün und hohen Felsen in Meteora, Griechenland.
Stille

Donnerstag, 11. August 2016 – Naturwunder Griechenland

Fahrt an die Strände der Pilion-Halbinsel, da ist es sehr schön. Das sagt uns jene Hotelmitarbeiterin, die uns noch vor ein paar Tagen erzählen wollte, dass wir in Mazedonien bereits seien. Gesagt. Getan. Unser Mietwagen ist ein winziger Suzuki. Die Pferde am Straßenrand haben eine größere Beschleunigung als dieses „Auto“. Aber das ist uns noch egal.

Wir fahren am majestätischen Olymp vorbei und ich lasse mich verzaubern von der göttlichen Aura dieses Berges. Schöne Natur, Berge und ganz viel Geschichte. Es ist die perfekte Route auf unserem Weg zum Piliongebirge.

Ein Blick auf eine alte Burgruine, die auf einem Hügel liegt, umgeben von Bäumen und einem klaren blauen Himmel.
Die Burg von Platamon

Der erste Halt ist Volos, die Hauptstadt der Pilion-Halbinsel. Man verspricht uns einen gigantischen Wochenmarkt, wo die feinen erlesenen Kräuter aus dem Pilion-Gebirge angeboten werden. In Volos angekommen finden wir eine mittelgroße Hafenstadt, aber keinerlei Kräuter und auch keinen Wochenmarkt. Die Stadt ist eine Enttäuschung.

Blick auf eine Kirche mit einem hohen Glockenturm am Wasser in Griechenland, umgeben von städtischen Gebäuden und Bäumen, unter einem klaren blauen Himmel.
Schön aber nicht das, was ich gesucht habe

Das Gaspedal ist am Anschlag und doch bewegen wir uns kaum fort. Der Motor arbeitet auf Höchstleistungen und doch schnurrt die Katze am Straßenrand lauter. Die Pilion-Halbinsel ist die Heimat des Pilion-Gebirges. Klingt zunächst logisch. Was nicht logisch ist, ist unser Plan, mit diesem Bobby Car durch das Gebirge fahren zu wollen. Die Dörfer liegen an steilen Hängen und wir kommen kaum voran. Schieben müssen wir zum Glück nicht. Aber es lohnt sich am Ende. Die Aussicht auf das weite Meer und die steilen weißen Dörfer am Hang des Pilion macht die ganze Arbeit wieder vergessen. Die Schönheit der griechischen Natur kommt hier voll zur Geltung.

Traumhafte Wohnorte

Die Straße ist ganz grün. Überall stehen Bäume. Alle möglichen Pflanzen wachsen am Wegesrand und es gibt wenige Orte, die nicht grün sind. Der Pilion ist nach dem Olymp der zweitschönste Berg des Landes. Alles ist so schön grün. Ich könnte fast vergessen, dass ich in Griechenland bin. Der Wald kühlt aber auch so schön ab. Die verrosteten Skilifte erinnern aber daran, dass wir einige Höhenmeter mit unserem Bobby Car geschafft haben.

Lust auf eine Runde Ski?

Von Volos bis zum Papa Nero Strand sind es nur 48 Kilometer. Wir haben trotzdem fast zwei Stunden gebraucht. Autos in zweiter Reihe, volle Parkplätze und Massen an Menschen, die zum Strand laufen. Mouressi ist überfüllt und platzt aus allen Nähten. Die ganze Halbinsel ist gefühlt an diesem Strand. Wir sind enttäuscht und kehren direkt wieder um. Das sind uns zu viele Menschen. Einen Parkplatz finden wir natürlich auch nicht. Wir fahren zurück in den Wald. Da war es schön. Das wollen wir wieder genießen.

Der Duft von Rosmarin liegt in der Luft. Wenige Zentimeter später übernimmt der Duft von Thymian den Raum. Und am Ende des Raumes dominiert Zimt den Duft des Raumes. Überall hängen getrocknete Kräuter von der Wand. Wir sind in einem kleinen Bergdorf und haben einen Kräuter- und Gewürzladen gefunden. Wir decken uns mit reichlich Kräutern ein. So kommen sie ja ganz aus der Region und sind wirklich frisch. Sie haben ein ganz anderes Aroma als die Kräuter aus dem Supermarkt. Ich spüre die griechische Lebenskraft in jeder einzelnen Duftnote. Ich lerne Altgriechisch in der Schule und kann zumindest die griechische Schrift lesen und aussprechen. Ich verstehe zwar kein Griechisch, aber ich kann es zumindest lesen. Die junge Verkäuferin strahlt über das ganze Gesicht und lobt sogar meine Aussprache. Wir sind die einzigen Kunden im Geschäft. Sie erzählt uns viel über die Kräuter und lässt den Moment nur noch schöner werden. Sie erzählt auch über den berühmten griechischen Bergtee. Jener Tee, der (angeblich) gegen jede Krankheit auf der Welt hilft und Gesundheit bringt. Wir nehmen natürlich auch eine Packung Tee mit. Ob er uns gesund hält, wissen wir nicht, aber er ist auf jeden Fall sehr gesund. Und bei jeder Tasse griechischen Bergtee, die ich trinke, denke ich an diesen schönen Ort zurück.

Das Pilion-Gebirge hat aber nicht nur Pflanzen in Läden, sondern auch eine atemberaubende Natur mit ganz vielen Pflanzen und Früchten in der Natur. So laufen wir etwas durch die stille, grüne und vielfältige Natur und finden hier in einem kleinen Dorf unser eigentliches Ziel des Tages.

Kastanienfrüchte an einem Baumzweig, umgeben von grünen Blättern.
Castanea sativa Mill.
Nahaufnahme einer grünen Frucht, die an einem Baum mit großen, glänzenden Blättern hängt.
Magnolia grandiflora L.

Freitag, 12. August 2016 – Naturwunder Griechenland II und Shakespeare

Die griechische Küche ist in meinen Augen eine der besten Küchen in ganz Europa. Olivenöl in Strömen, Naturhonig, Schafskäse und dazu ein wunderbarer Tzatziki. Und dann natürlich noch Fisch, Gyros und Ouzo. Gutes Essen braucht eine gute Landwirtschaft. Und das kann Griechenland wirklich sehr gut. Die Landwirtschaft prägt das Bild der Weiten Griechenlands, ohne dabei zu dominant zu sein. Wir finden immer wieder Ziegen und Olivenplantagen. Und beides ist jedes Mal aufs Neue ein schöner Anblick.

Ein Hirte sitzt auf einer grünen Wiese, während viele Ziegen und Schafe um ihn herum grasen. Der Himmel ist blau mit wenigen Wolken.
Griechisches Stillleben
Olivenbaumfeld mit grünen Olivenbäumen und bewölktem Himmel im Hintergrund.
Olea europaea L.

Bei Philippi sehen wir uns wieder!

Julius Caesar (laut William Shakespeare)

Ein letztes Mal stehen Steinruinen in der Mittagshitze auf unserem Programm. Ich fühle mich immer mehr wie mein großer Held Indiana Jones*, wenn ich so durch die archäologischen Parks laufe. Wir sind in Philippi, UNESCO-Welterbe Nummer 4. Hier fand einst die Doppelschlacht von Philippi statt. Marcus Antonius und Octavian besiegten den Caesarmörder Brutus. Jener berühmte Satz vom Anfang stammt von William Shakespeare* und ist heute eine gängige Redewendung. In Philippi hat sich aber auch wieder Apostel Paulus aufgehalten. Sein Brief an die Philipper ist sogar Teil des Neuen Testaments.

Ruinen eines antiken Amphitheaters, umgeben von trockenen Hügeln und bewölktem Himmel.
Jeder achte nicht nur auf das eigene Wohl, sondern auch auf das der anderen.
Überblick über die Ruinen einer antiken archäologischen Stätte mit verstreuten Steinen und Säulen, umgeben von Bäumen und sanften Hügeln im Hintergrund.
Nur müssen wir festhalten, was wir erreicht haben.
Archäologische Ruinen mit Steinen und Keramiktöpfen in einer alten Siedlung.
Schließlich, Brüder: Was immer wahrhaft, edel, recht, was lauter, liebenswert, ansprechend ist, was Tugend heißt und lobenswert ist, darauf seid bedacht!

Es geht weiter in den Osten für uns. Es geht nach Thrakien, genauer nach Kavalla. Eine Stadt, die geprägt ist durch ein Aquädukt. Ich merke die Nähe zur türkischen Grenze. In der ganzen Stadt liegt ein süßer Duft. An jeder Ecke gibt es Bäckereien, die sich auf feinstes süßes Gebäck spezialisiert haben. Es riecht nach Zucker, Honig und Apfel. Das Wasser läuft mir im Mund zusammen. Wie gut, dass es in der Stadt ein Aquädukt gibt.

Detailaufnahme eines alten Aquädukts mit mehreren Bögen und seitlicher Perspektive, unter einem bewölkten Himmel.
Alles fließt

Griechischer Wein
Und die altvertrauten Lieder
Schenk‘ nochmal ein,
Denn ich fühl‘ die Sehnsucht
Wieder, in dieser Stadt
Werd‘ ich immer nur ein Fremder sein, und allein

Udo Jürgens

Das Naturschauspiel geht in die nächste Runde. Wir sind in Naoussa. Naoussa ist das Geisenheim der griechischen Weinwelt. Die grünen Reben strahlen den Hügel herab. Aber nicht nur Wein gedeiht in der Region Naoussa. Am Wegesrand strahlen gelbe Pfirsiche. Es gibt hier wohl nichts, was hier nicht wächst. Die Pflanzenwelt ist wirklich ein Paradies. Der Olymp wirkt wohl auch auf die Pflanzenwelt magisch.

Ein roter Traktor steht inmitten eines grünen Weinbergs, umgeben von sanften Hügeln und Weinreben.
Vitis vinifera L.
Ein Obstgarten mit Bäumen voll überreifer Pfirsiche, umgeben von grünem Gras und einer sanften Landschaft im Hintergrund.
Prunus persica (L.) Batsch

Samstag, 13. August 2013 – Abschied nehmen

Ein letztes Mal betrachte ich ihn. Die schneebedeckte Spitze hinter dem grauen Wolkenschleier. Diese Majestät. Der Sitz der Götter. Das Symbol des Guten und auch des Schlechten. Der Weg zur Befreiung und Erleuchtung. Eines Tages werde ich auf deinem Gipfel stehen. Bis dahin sage ich, Lebewohl.

Blick auf den Olymp, den höchsten Berg Griechenlands, umgeben von Wolken und grünem Gras im Vordergrund.
Bedecke deinen Himmel, Zeus,
Mit Wolkendunst,
Und übe, dem Knaben gleich,
Der Disteln köpft,
An Eichen dich und Bergeshöhn;
Müßt1 mir meine Erde
Doch lassen stehn,
Und meine Hütte, die du nicht gebaut,
Und meinen Herd,
Um dessen Gluth
Du mich beneidest.

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Die Reise erfolgte im August 2016

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3 Antworten zu „Natur und Geschichte: Auf den Spuren Alexanders in Griechenland”.

  1. Avatar von gkazakou

    sehr schöne Reiseeindrücke!

    Gefällt 3 Personen

  2. […] Mazedonien, Nordmazedonien: Natur und Geschichte: Auf den Spuren Alexanders in Griechenland – Sehnsuchtsbummler […]

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