Freitag, 22. August 2014
Es sieht so aus wie auf einem anderen Planeten. Es ist aber die Erde. Unser blauer Planet. Es ist ein Anblick, den ich noch nie zuvor gesehen habe. In der Ferne dampft es, immer mal wieder kann ich Moos erkennen, aber der größte Teil ist doch eine graue Steinwüste. Aber eine Steinwüste, so wild und anders, dass man fast vergessen könnte, dass man auf der Erde ist. Hier auf Island ist die Natur einfach die Natur. Die graue Erdlandschaft ist unberührt und genau das macht sie so perfekt.

Der Blaue Planet kommt dann in der Blauen Lagune zur Geltung. Der ferne Dampf ist jetzt ganz nah. Island ist das Land von Eis und Feuer. So mag es eigentlich kalt sein, so ist es doch auch eine Insel, die überall heiße Quellen hat. So können Isländer ohne Energieverbrauch draußen im heißen Wasser baden. Das Naturschauspiel geht fleißig weiter und meine Bewunderung für diesen schönen Fleck auf unserem Planeten steigt immer weiter.

Nach dem wohlverdienten Bad in den heißen Quellen Islands geht es für uns in die Hauptstadt der Insel. Die große Mehrheit der isländischen Bevölkerung lebt in oder um Reykjavík. Trotzdem ist Reykjavík keine Metropole. Die Stadt ist flächenmäßig zwar sehr groß, dafür aber sehr weitläufig und sehr flach. Es ist eine sehr weite Kleinstadt. Das macht Reykjavík aber auch so schön.
Am Rande der Stadt steht das Höfði. Ein so süßer Name für ein kleines weißes Haus, das einst Geschichte geschrieben hat. 1986 trafen sich hier Ronald Reagan und Michail Gorbatschow. Das Treffen ist zwar eigentlich grandios gescheitert und doch konnten die zwei das Treffen als Erfolg verkaufen. Heute ist das Höfði nur noch ein kleines Haus und das ist auch gut so. Denn die große Weltpolitik will ich vergessen, wenn ich auf Island bin.

Reykjavík bedeutet rauchende Bucht. Die rauchenden Gesteinsfelder habe ich schon erwähnt. Und normalerweise würde auch der düstere Nebel des Atlantiks über Island liegen. Doch heute haben wir Glück (oder vielleicht auch Pech) und der Himmel liegt klar über der Stadt. Das strahlende Blau ist aber ein traumschöner Anblick.
Wie es sich für eine nordeuropäische Hauptstadt gehört, hat natürlich auch die isländische Hauptstadt ein großes Opernhaus, was ein architektonisches Kunstwerk für sich alleine bildet.


Reykjavík ist wie schon geschrieben mehr große Kleinstadt als Hauptstadt. Viele Sehenswürdigkeiten hat die Stadt nicht. Bis auf eine. Die Hallgrímskirkja ist eine der bekanntesten Kirchen der Nordhalbkugel. Weiß wie die Gletscher des Landes und imposant wie die großen Weiten der isländischen Natur. Das ist mehr als nur eine Kirche. Die Hallgrímskirkja ist ein Symbol für ganz Island. Sie ist auch architektonisch ganz anders und kaum zu vergleichen mit anderen Kirchen auf der Welt. Aber das ist Island. Island ist anders. Und das ist wundervoll.


Den Abschluss des Tages bildet die Residenz des isländischen Präsidenten. Wobei Residenz auch zu viel des Guten ist. Aber mehr als dieses Häuschen braucht das kleine Island auch nicht.

Samstag, 23. August 2014
The Golden Circle. Heute steht die bekannteste Route für Touristen auf dem Programm. Die Erwartung oder besser die Hoffnung ist groß. Ein Spektakel der Natur wird mir versprochen. Ich bin gespannt!
Wir fangen klein an. Zumindest sagt man mir das. Das erste Ziel des Tages ist der Faxi oder auch Faxafoss. Die isländische Sprache hat auf jeden Fall mein Herz erobert. Der Faxi sei nur ein kleiner Wasserfall, heißt es. Das stimmt auch. So geht er nur 7 Meter in die Tiefe. Für mich ist es trotzdem ein imposanter Anblick. Island ist wirklich ein Naturspektakel. Ich bin fasziniert von den Wassermassen, die mit einer gewaltigen Kraft in die Tiefe strömen. Ich habe zwar schon ein paar kleine Wasserfälle gesehen, dieser ist aber gigantisch für mich. Und das, obwohl er nur der kleine Faxi ist.

Für Geologinnen oder Geophysiker ist Island das Paradies. Für kleine Abenteurer auch. Denn so steht am Eingang des Haukadalur extra groß geschrieben, wie lange es bis zum nächsten Krankenhaus dauert (mehrere Stunden) und dass es ab jetzt gefährlich werden kann. Denn im Herzen des Gullni hringurinn brodelt es. Heiße Dämpfe lassen das Land wie Mordor wirken. Nur ist es hier zum Glück wesentlich grüner und schöner. In der Blauen Lagune konnte man es gestern schon merken: Island brodelt. Deshalb lieben es die Geowissenschaftlerinnen auch so sehr. Island sitzt wortwörtlich auf Kohlen. Island ist aber auch eine Insel. Island hat Wasser ohne Ende. Und was passiert, wenn Wasser auf Wärme trifft? Es fängt an, zu dampfen und zu brodeln. Und manchmal schießt das Wasser dann schlagartig aus dem Boden. Im Haukadalur steht der Große Geysir. Seit dem 13. Jahrhundert ist er bekannt und heute Namensgeber für alle Vertreter seiner Art. Im Gelände steht auch der Strokkur. Dieser Geysir bricht verlässlich circa alle 10 Minuten aus. Einen Geysir explodieren zu sehen, ist wirklich ein Spektakel und ein kleines Abenteuer. Aber für die ruhigeren Menschen gibt es zum Glück auch ganz viele ruhige Thermalquellen, die dich mit ihrer Schönheit in den Bann ziehen können.



Warum ist der Faxi eigentlich nur der kleine Wasserfall? Das liegt am Gullfoss. Denn der Faxi ist zwar imposant, aber kein Vergleich zum Gullfoss. In 2 Stufen fällt das Wasser erst 11 und dann 21 Meter in die Tiefe. Die gigantische Kraft des Wassers lässt sich gar nicht in Worte fassen. In Zahlen lässt sich die Kraft zwar fassen, aber ich bin kein Physiker und genieße einfach die gewaltige Kraft der Natur. Ich komme aus dem Staunen kaum heraus, so überwältigend ist der Anblick.


Der Þingvellir-Nationalpark ist der letzte Programmpunkt des Tages. Nach Geysiren und Wasserfällen ist es jetzt Zeit für Schluchten, grüne Landschaften und Seen. Der Nationalpark ist der schönste Nationalpark, den ich bisher in meinem Leben gesehen habe. Ein absolut verdientes Welterbe! Die atemberaubende Schönheit des Þingvellir lässt sich nicht in Worte fassen. Zumindest finde ich keine Wörter für diese Schönheit. Das Besondere an dem Ort ist, dass hier die eurasische Erdplatte und die amerikanische Erdplatte zusammentreffen. Ich stehe also buchstäblich auf zwei Kontinenten. Der Form halber sei erwähnt, dass hier ab bereits circa 930 „Parlamentsversammlungen“ abgehalten wurden. Eine Wiege der Demokratie in der schönsten Natur unserer Mutter Erde.



Sonntag, 24. August 2014
Weil ich gestern noch nicht genug Wasserfälle zu Gesicht bekommen habe, startet der Tag heute wieder mit einem Wasserfall. Der Skógafoss ist nicht ganz so breit wie die gestrigen Wasserfälle, dafür umso steiler. 60 Meter rauscht das Wasser in die Tiefe. Auch bei meinem dritten Wasserfall bin ich noch immer begeistert von der atemberaubenden isländischen Natur. Ganz in der Nähe befindet sich der Eyjafjallajökull. Jener unaussprechliche Vulkan, der 2010 halb Europa lahmgelegt hat.


Was kommt nach dem Wasserfall? Richtig, der nächste Wasserfall. Das Schöne am Seljalandsfoss sind nicht die 66 Meter, sondern die Tatsache, dass ich hinter dem Wasser laufen kann. Der Wasserfall ist vor einer kleinen Höhle und so kann ich ein ganz neues Erlebnis erfahren. Die Spiegelungen im rauschenden Wasser sind ein wunderschöner Anblick.


Das Schönste an der isländischen Landschaft ist, dass sie so vielseitig ist. Wasserfälle, Geysire, Steinlandschaften, Schluchten, Seen und grünes Moos habe ich alles schon gesehen in den letzten Tagen. Heute sehe ich aber einen Gletscher. Ich habe noch nie zuvor einen Gletscher gesehen, habe aber jetzt schon ganz große Vorfreude auf die gewaltigen Eismassen.
Es geht für uns zum Jökulsárlón. Das ist die Gletscherlagune des Vatnajökull. Der Vatnajökull ist der zweitgrößte Gletscher Europas und umfasst ca. 10 % der isländischen Landmasse. Der Vatnajökull ist auch das zweite UNESCO-Welterbe der Reise. Ich weiß wirklich nicht, wie ich den Anblick des Gletschers in der Ferne beschreiben soll. Ich fühle mich als Mensch auf einmal so klein und so unbedeutend, wenn ich diese riesige Menge Natur vor mir sehe.
Dann geht es für mich in die Lagune hinein. Zum Glück auf einem Boot und nicht direkt ins Wasser hinein. Denn das wäre wahrscheinlich viel zu kalt. Auch auf dem Boot ist es kalt, aber bei dem Anblick ist das alles egal. Mein Herz brennt trotzdem. Ich kann gar nicht oft genug schreiben, wie schön die isländische Natur ist. Denn nicht nur das Eis ist schön, sondern auch die Bewohner der Lagune. Robben in der Wildnis und in Freiheit zu sehen, ist einfach wunderschön.
Aber so schön der Gletscher auch ist, so fragil und anfällig ist er auch. Denn auch dieser Gletscher leidet unter der Klimakrise und wird von Jahr zu Jahr kleiner. Islands Energieversorgung ist mittlerweile komplett CO2-neutral. Der erste Schritt ist getan. Bis 2040 will das Land klimaneutral werden. Damit das wunderschöne Blau aber gerettet werden kann, müssen noch viele Länder Islands Weg folgen.



Montag, 25. August 2014
Auch am vierten Tag kann meine Liebe für die isländische Natur weiter wachsen. Wir verlassen Reykjavik in Richtung Norden. Ich klebe wie schon die letzten Tage weiter fest am Fenster und genieße die Aussicht.
Wir erreichen den Hvalfjörður. Der Hvalfjörður ist der tiefste Fjord Islands. Wie der Name schon sagt, handelt es sich hierbei um den Walfjord. Ich sehe zwar keinen Wal, aber die Aussicht ist auch so malerisch.

Während wir um den Fjord fahren, sehe ich dann doch einen Wal. Es ist aber leider kein lebender Wal in seiner natürlichen Umgebung. In Island ist Walfang erlaubt und in der Bucht findet Walfang statt. Die Wale bringen sie ans Ufer und nehmen sie dort aus. Ich hätte lieber einen Wal in freier Wildbahn gesehen als das. Aber das zeigt uns, wie wichtig es ist, dass wir für die Natur kämpfen müssen und wir sie bewahren müssen.
Es geht für uns weiter in den wilden Westen Islands. Das nächste Ziel ist natürlich ein weiterer Wasserfall. Der Hraunfossar ist aber ganz anders und ganz besonders schön.


Weiter geht es zu einer der heißesten und schnellsten Quellen Islands. Das Abenteuer geht weiter. Unaussprechlich der Name trotzdem.

Und dann fahren wir weiter durch den wilden Westen Islands. Und ich klebe weiter an der Scheibe.

Dienstag, 26. August 2014
Wer die Natur liebt, der liebt auch Tiere. Ich finde die Frage nach meinem Lieblingstier daher wirklich frech. Ich liebe alle Tiere. Wenn es ein Tier gibt, das ich ein bisschen mehr mag als alle anderen Tiere, dann ist es der Papageientaucher. Diese kleinen Vögel haben mein Herz besonders erobert. Zum Glück leben die meisten Papageientaucher auf Island. Die meisten der isländischen Puffins (so heißen die Tiere im Englischen, und da das viel süßer ist, behalte ich den Namen bei) leben auf den Vestmannaeyjar. Die Vestmannaeyjar sind viele Felsen und kleine Inseln vor der Südküste Islands. Natürlich sind es Vulkaninseln. Auf heute freue ich mich am meisten, denn auf diese Vulkaninseln geht es heute für mich.
Die See ist rau, windig und kalt. Also einfach perfekt. Etwas seefest muss ich für die Überfahrt schon sein, aber zum Glück bin ich das ja im Gegensatz zu meinem Bruder. Es ist vielleicht besser, dass er heute nicht mit dabei ist. So scheitert er bereits an einer Fährfahrt nach Helgoland.

Auf der Hauptinsel angekommen, wechseln wir direkt das Boot. Von der Fähre geht es auf ein ganz kleines Erkundungsboot. Es steht eine Rundfahrt um die Felsen der Westmänner-Inseln an. Mit dabei sind immer der graue Dunst der See, der frische Wind des Atlantiks und der Anblick von ganz vielen Puffins. Ich bin glücklich. Dieser Ort ist so schön. Hier könnte ich für immer bleiben.


Aber auch auf dem Land ist die Insel eine Augenweide. Der ganze Regen sorgt dafür, dass die Insel schön grün ist und die süßen isländischen Schafe immer genug Essen haben. Die Insel strahlt im wahrsten Sinne des Wortes. Es ist eine kleine Oase der Ruhe und jede Stunde auf der Insel fühlt sich wie eine Ewigkeit in Harmonie an.



Und dann gibt es noch die ganzen Puffins, die mich heute umkreisen. Doch der Schein trügt leider etwas. So gibt es hier zwar ganz viele süße Puffins, doch global betrachtet hat der Papageientaucher ein Problem. Er ist von der IUCN als vulnerable Spezies eingestuft worden. Wenn wir die süßen Tiere also retten wollen, müssen wir etwas unternehmen. Aber es lohnt sich!

Mittwoch, 27. August 2014
Heute ist der letzte Tag meiner Reise. Morgen geht es direkt zurück nach Deutschland. Es waren wundervolle Tage. Die isländische Natur ist atemberaubend. Umso mehr freue ich mich auf das Finale des Schauspiels. Es geht heute in den Süden Islands.
Vík í Mýrdal ist eine der wichtigsten isländischen Städte. 600 Menschen leben hier am südlichsten Punkt, der für viele Touristen Anlaufstelle und auch Schlafplatz ist.

Das Bekannteste an der großen Weltstadt ist der Reynisfjara. Wir befinden uns an der Südküste. Das heißt, es gibt auch einen Strand. Der Reynisfjara ist der wahrscheinlich schönste Strand Europas und das, obwohl man hier nicht schwimmen kann / sollte. Eiskalt ist es hier natürlich auch wieder. Aber was macht den Strand so besonders? Da wären zum einen die massiven Basaltsteine. Diese graue Wand ist ein beeindruckender Anblick. Und natürlich gibt es hier auch ein paar meiner Lieblingsvögel.


Das Besondere an dem Strand ist aber der Sand. Wobei Sand das falsche Wort ist. Es handelt sich um altes Lavagestein, weswegen der Strand schwarz ist. Ein schwarzer Strand ist eine absolute Seltenheit und ein einfach fantastischer Anblick.

Die Menschen auf Island lieben die Natur (absolut verständlich), aber auch die Fantasie und alte Sagen. Für alle Sachen haben die Isländer eine sagenhafte Erklärung. So auch für Reynisdrangar. Das sind meterhohe Basaltsäulen mitten im Meer. Für die Isländerinnen sind das keine einfachen Steine, sondern zwei Trolle, die ein Schiff stehlen wollten und von der Sonne versteinert wurden.
Und mit einem langen Spaziergang am schönsten Strand Europas endet meine erste Reise. Die beeindruckende Natur Islands werde ich zum Glück so schnell nicht vergessen.


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5,00 €
Die Reise erfolgte im August 2014





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