Die Tür geht auf und der Duft nimmt mich sofort ein. Die Strahlen der Sonne blenden zwar, doch auch sie können den Duft nicht überdecken. Selbst die vorbeifahrenden SUVs und der Duft des Bahnhofs können diesen Duft nicht überdecken. Landluft. Trotz Stadt duftet der Himmel in ländlichen Aromen. Ich liebe es! Selbst in der Stadt riecht es nach Natur. Ein bayerischer Ort, wie er im Buche steht. Passend zum Muster-bayerischen Städtchen folgt das Schild „Zum See ↑“. Ich bin in Prien am Chiemsee und mit mir blauer Himmel, strahlende Sonne, zwitschernde Vögel und blühende Blumenpracht. Es ist Frühling! Der Frühling zieht mich so in den Bann, ich schaffe erst wenige Hundert Meter, da locken schon ein Baum, eine strahlende Sonne und eine nette Ente. Zeit für eine kleine Pause. Zeit das Leben zu genießen!


Ich laufe abseits der Hauptstraße durch kleinere Gassen und Wege immer geradeaus. Der richtige See wartet auf mich. Mit jedem Schritt wird mir wärmer um mein Herz. Meine Füße werden immer schneller, ich hüpfe fast vor Freude. Endlich ist es so weit. Endlich wieder Frühling. Endlich wieder Sonne. Endlich wieder reisen. Mein Blut kocht in meinen Adern. Die Endorphine bringen meine Gefäße fast zum Platzen. Mein Herz schlägt schneller. Es ist wie eine Droge. Vor einer Woche war ich noch in Island. Die 7 Tage bis zur nächsten Reise in die bayerische Hauptstadt erschienen wie eine nie endende Ewigkeit. Und jetzt, trotz Herzrasens, herrscht Ruhe in meinem Herzen. Es ist wie eine Droge für mich. Ich bin ein Junkie. Immer auf der Suche nach dem nächsten Schuss. Jede Pause, noch so klein, ist eine Tortur. Und jede neue Reise ein Stich ins Glück. Dieses Glück einer Reise, egal ob groß, ob klein, ob nah, ob fern, lässt sich nicht in Worte fassen. Dieses Glück, was ich jetzt in jeder einzelnen Zelle meines Körpers spüre, wünsche ich jedem Menschen auf der ganzen Erde. Ich komme am See an und bin überwältigt von dieser Schönheit. Ich muss mich setzen. So viel Schönheit und Glück kann ein Mensch auf einmal nicht ertragen.


Aber ich betrachte den See nicht nur von außen. Mein eigentliches Ziel ist schließlich die Insel Herrenchiemsee mitsamt Schloss des Märchenkönigs Ludwig II. Ich steige auf die kleine Fähre und genieße jeden Meter der kurzen Strecke. Und selbst wenn ich über Wasser bleibe, so ertrinke ich im Glück.


Ich weiß nicht, was schöner ist. Ist es das Bergpanorama im Hintergrund, ist es der See oder doch der kleine Waldweg? Es ist alles so schön. Doch der Wald schafft es, mein Herz und meine Seele zu bändigen. Der Weg zum Schloss ist leider viel zu kurz. Und so stehe ich bald nicht mehr in der Erhabenheit der Natur, sondern in der Profanität der Menschheit.

Von Profanität kann aber keine Rede sein. Im Lichte der Sonne erstrahlt das Neue Schloss im vollsten königlichen Glanze. Die Allee der Blumen untermauert die Macht, die ein Gebäude besitzen kann. Herrenchiemsee ist das bayerische Versailles. Und selbst wenn das Original etwas größer war, so ist das bayerische Pendant dafür umso schöner. Es ist eine Wucht, umzingelt von einer sanften Brise Natur. Nach Bayern fühlt es sich nicht an. In jedem Stein schlägt das Herz Frankreichs. Als erfahrener Versailles-Besucher erkenne ich die Inspirationsquelle sofort. Wobei es weniger Quelle der Inspiration als Quelle der Kopie war. Klein-Paris mitten in der bayerischen See- und Berglandschaft. Ein Meisterwerk der Architektur und Baukunst. Das Pompöseste am Schloss sind nicht die Mauern oder die Gärten, es sind die Innenräume. Diese Schönheit bleibt euch, liebe Leserschaft, allerdings verborgen. Fotografieren sei aus organisatorischen Gründen leider nicht möglich. Schade! Ihr hättet es verdient gehabt, diese geballte Dekadenz und diesen goldenen Realitätsverlust sehen zu dürfen. Der Wahnsinn eines Monarchen, der keiner sein wollte, bleibt nur den erhabenen Besuchern vorbehalten. Ganz schön dekadent. Aber das passt wieder zum Ort.


In dem weniger imposanten, aber nicht minder interessanten König Ludwig Museum darf meine geliebte Kamera* dann wieder zum Einsatz kommen. Und so bleiben euch zumindest Impressionen von Herrschaftsporträts, Bettgestellen und Totenmasken.



Und dann streife ich noch etwas über die kleine grüne Insel und genieße den Frühling, die Natur und das Glück in meinen Adern. Ich freue mich über jede einzelne Biene, jede einzelne Blume und jeden einzelnen Grashalm. Jede einzelne Kleinigkeit findet bei mir ihren Weg zur großen Ekstase.



Den Abschluss meiner Tagesreise bildet das Augustiner-Chorherrenstift auf der Insel. Ein nicht minder geschichtsträchtiger Ort, da hier einst im Jahre 1948 beim Verfassungskonvent auf Herrenchiemsee die ersten Grundzüge unserer Verfassung erarbeitet wurden. Und auch die kirchlichen Überreste mitsamt wunderbarer Decken machen den Ort zu einem gelungenen Abschluss. Im letzten Raum des Tages kann ich mein kleines Hobby der Gralssuche noch mit in den Adrenalinkick aufnehmen. Und dann beginnt meine Rückreise. Zunächst zu Wasser und dann zu Lande. Im Zug verschwimmen die Felder im Fenster zu einer großen Masse. Mein Glück schwindet so langsam dahin, während die Flamme der Vorfreude langsam immer größere Dimensionen annimmt. Die nächste Reise kommt bestimmt.



Die Reise erfolgte im März 2025

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