Oktober 2019. Sonnenschein. Die Welt scheint einfach schön zu sein. Seit längerer Zeit sitze ich endlich mal wieder in einem Flieger. So sehr ich das Reisen im Zug auch schätze, so bringt das Fliegen noch einmal eine extra Portion Fernweh mit sich. Aber nicht nur Klimasorgen sind im Flieger. Nach Belarus 2017 ist mit der Türkei in diesem Jahr wieder ein Staat mein Reiseziel, welcher meinen freiheitlichen Werten seit Längerem nicht mehr entspricht. Aber ich habe schon in Minsk gesagt: Bei aller Kritik am Staat, so besuche ich am Ende auch ein Land und dessen Menschen. Und da liegen manchmal Welten dazwischen.

Am nächsten Tag geht das Abenteuer Istanbul richtig los. Für mich ist in der Stadt der zwei Welten Konstantinopel die interessantere Stadt als Istanbul. Ich hatte nicht ohne Grund Latein als Prüfungsfach. So beginnt der Tag mit der Stadtmauer einer der legendärsten Städte der europäischen Geschichte. Sie konnte aber 1453 auch nicht den Fall Konstantinopels verhindern.

Mithilfe einer mäßig überfüllten U-Bahn geht es für uns Richtung Stadtmitte. Die weniger mäßig und eher stark überfüllt ist. Die Menschen säumen sich auf dem Atatürk Boulevard, während die andere Hälfte des Gehwegs mit Geschäften gefüllt ist – Verhandlungskünste inklusive. An der Straße liegt die Pertevniyal Valide Sultan Camii. Eine von vielen Moscheen am Wegesrand. Aber eine besondere. Denn erbaut wurde sie 1872 und ist somit eine der letzten Moscheen aus der Zeit des Osmanischen Imperiums. Der Architekt hat sich ein bisschen an der italienischen Architektur orientiert, wie man vielleicht erkennen kann. Sie sieht auf jeden Fall schöner als alle anderen der Straße aus.

Und was darf in jeder orientalischen Stadt nicht fehlen? Richtig: ein Basar. Und so versucht ein Teil unserer vierköpfigen Reisegruppe, einen guten Deal für einen definitiv echten Markengürtel zu bekommen. Das Problem: Man erkennt auf 17 Kilometern, dass von uns vieren drei deutsche Beamte sind, die man leicht über den Tisch hauen kann. Und so gibt es keinen definitiv total echten Markengürtel zum Superpreis für ihn. Also weiter geht’s zu den spannenden Dingen der Stadt auf zwei Kontinenten.
Der Topkapı-Palast hat für Jahrhunderte als Wohn- und Herrschaftssitz der Sultane des Osmanischen Reiches fungiert. Entsprechend groß ist er. Überfüllt auch. Aber dafür können wir das ein oder andere Harem sehen. Und ganz wichtig: Nach den römischen Resten des Morgens, dem arabischen Basar, sind wir jetzt an einem Ort, der so zauberhaft und magisch orientalisch ist. Alles ist bunt und so schön verziert. Ich fühle mich fast so, als sei ich in der Welt der Märchen aus 1001 Nacht*. Aber auch nur fast. Andere Touristen gibt es ja auch noch, und spüre ich. Und der Ort ist nicht nur eine kleine Zauberkugel, sondern auch Teil des UNESCO-Welterbes.

Layla, I’m begging, darling please
Layla, darling won’t you ease my worried mind


Und bevor wir das bekannteste Gebäude Istanbuls und Konstantinopels erreichen, kommen wir noch am 1728 errichteten Brunnen des Sultans Ahmed III. vorbei. Wie die Kirche zum Beginn des Tages haben wir auch hier wieder türkischen Rokokostil – zumindest sagt das das Internet.

Und nun kommen wir zum Highlight Istanbuls/Konstantinopels. Und ja, ich schreibe bewusst beides. Denn dieses Haus hat seinen Zweck öfter gewechselt als mein geliebter effzeh die Ligenzugehörigkeit. Römische Kirche, orthodox, katholisch, griechisch-orthodox, Moschee und heute Museum. Fun Fact: 2020 wurde es wieder eine Moschee. Was kann das Haus eigentlich nicht? Gigantisch ist auf jeden Fall das Innere – selbst wenn es zum Teil verhüllt ist. Aber das kennt man in der Türkei ja.


Danach kommen wir zur nächsten bekannten Moschee Istanbuls. Die Sultan-Ahmed-Moschee. Auch bekannt als Blaue Moschee, die aber alles ist, nur nicht blau. Naja etwas blau finde ich, meine Socken sind zumindest blau. Den heiligen Boden betritt man nicht mit Schuhen.


Und dann wollen wir weiter nach Konstantinopel zur verborgenen Basillica Cisterna. Klingt geheimnisvoll, ist aber nur eine spätantike Zisterne. Nur ist aber eine vollkommene Untertreibung, so wichtig, wie sie waren! Die Beschilderung ist definitiv mangelhaft. Wir fragen kurz einen Ladeninhaber. Der gibt uns aber nicht nur die Richtung, sondern lädt uns auch zu sich ein. Denn er hat erkannt, dass wir Deutsche sind und war öfters in Frankfurt. Und so unterhalten wir uns über deutsche Autos und die Teppiche, die er versucht, uns zu verkaufen. Dabei gibt es reichlich Apfeltee. Und ja, ich liebe die Briten, aber ein türkischer Apfeltee wird immer besser sein als ein Earl Grey Tea. Da wir den so loben und ohnehin kaufen wollten, werden wir von seinem Mitarbeiter noch zu einem anderen Laden gebracht, wo wir ihn kaufen können. Und danach geht es von Istanbul zurück nach Konstantinopel. Die Richtung kennen wir jetzt.

Neuer Tag, neues Glück. Der Tag beginnt aber mit grauem Himmel und Nieselregen. Den Anfang des Tages macht die Mihrimah-Sultan-Moschee. Das graue Dach unterscheidet sich kaum vom Himmel.


Jetzt sind wir wieder in Konstantinopel. Die Chora-Kirche, die fast 1000 Jahre alt ist, hat auch öfters ihren Zweck gewechselt. Seit 2020 ist sie auch wieder eine Moschee. Die Mosaike und Fresken sind trotzdem wunderschön und der Welterberang mehr als verdient! Bedeutend ist sie auch, da sie das Grab von Theodoros Metochites enthält.

Und neben der alten Stadtmauer Konstantinopels gibt es noch die alte Galata-Stadtmauer am Goldenen Horn. Warum? Ganz einfach: Vor langer Zeit war Galata – dessen Name auf die keltischen Wurzeln zurückgeht – eine eigene Stadt. Und das, obwohl sie wirklich direkt neben Konstantinopel lag. Galata hatte allerdings wesentlich mehr italienische Einflüsse und war eine genuesische und katholische Kaufmannsstadt. Also wirklich eine Stadt zwischen verschiedenen Welten.


Die letzte Moschee ist die Süleymaniye-Moschee. Sie ist wenigstens konstant seit 500 Jahren eine Moschee und ist trotzdem gigantisch.



Den Abschluss unseres Weltenbummels bildet der ägyptische Basar. Nein, wir wollen keine Gewürze kaufen, sondern einfach nur den bunten Duft genießen. Wenn ich den euch doch jetzt nur auch zeigen könnte.


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5,00 €
Die Reise erfolgte im Oktober 2019
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