Über das schottische Frühstück hatte ich mich ja bereits im letzten Teil ausgelassen. Nach zwei Tagen in dieser wundervollen Stadt geht es heute in die umliegenden Lowlands. Eine Region, die im deutlichen Schatten der wesentlich bekannteren Highlands steht.
Um weiter in die Lowlands reisen zu können, müssen wir zunächst den Firth of Forth überschreiten. Diese Meeresarmüberquerung ist alleine sehenswert genug. Den Firth of Forth überqueren drei Brücken. Die Eisenbahnbrücke „Forth Bridge“ ist bereits seit 1890 im Betrieb. Als außergewöhnlicher und beeindruckender Meilenstein der Brückenarchitektur im goldenen Zeitalter der Eisenbahn wurde es 2015 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt.
Es gibt aber noch zwei weitere Brücken, die unter anderem „vom weltweit erfahrensten Plaketten-Enthüller“ eröffnet wurden. Wer das ist, sollte allgemein bekannt sein.


rechts Forth Road Bridge
Die Schotten sind auf die Eisenbahnbrücke übrigens ganz besonders stolz. Es sei ein Symbol der schottischen Handwerks- und Ingenieurskunst. Die Brücken sind definitiv spektakulär und architektonisch bin ich definitiv beeindruckt. Aber es sind für mich Brücken. Mehr nicht. Meine Begeisterung ist im gemäßigten Rahmen. Wir fahren weiter und mit jedem kleinen charmanten Dorf und mit jeder grünen Wiese steigt sie.
St. Andrews
Das nächste Ziel der Reise ist St. Andrews. St. Andrews ist für viele Dinge bekannt, aber es gibt eine Sache, mit der eine recht große Personengruppe die Stadt sofort verbindet – dem Golfsport! Bereits seit dem 15. Jahrhundert wird hier Golf gespielt. Das muss man sich mal vorstellen. Schon im späten Mittelalter hat sich die Elite hier für Klatsch und Tratsch getroffen. Laut eigener Angabe ist der Old Course der älteste noch existierende Golfplatz der Welt.

Ich spiele kein Golf (ich bin leider zu arm und zu unelitär dafür), aber in dieser traumhaften Kulisse, an diesem traditionsreichen Ort und bei diesem saftig grünen Rasen würde ich ja schon ganz gerne mal eine Runde spielen und einfach entspannen. Als naturverliebter Sehnsuchtsbummler wäre Golf ja perfekt für mich. Ich muss nur noch irgendwie in diese elitären Besserverdienerkreise kommen… Aber sei’s drum – weiter geht’s!
Bei dem Namen St. Andrews könntest Du eventuell schon den Gedanken gehabt haben, dass die Stadt eine bedeutende Kirche hat. Das ist ein richtiger Gedanke. Die Stadt war sogar mal Reformationsstadt des Jahres und die reformierte Kirche hat viele bedeutende Ereignisse mit der Stadt gemeinsam. Aber es geht hier nicht um die Geschichte, sondern ums Reisen. Die Kathedrale ist aufgrund der Reformationskriege nur noch eine Ruine – aber eine unfassbar schöne Ruine! Ein strahlend blauer Himmel, glühendes grünes Gras und eine mittelalterliche Ruine. An diese Art von Romantik kommt selbst das von mir geliebte Mittelrheintal sehr schwer dran.

Umringt ist die Kathedrale von zahlreichen Grabsteinen, die den Flair der Romantik weiter verstärken. Es sind solche Orte, die das Bewusstsein für die Vergangenheit in einem verstärken. Die Unvollendtheit der Ruinen und die umliegenden Gräber führen zum Bewusstwerden der Vergänglichkeit. Alles ist vergänglich. Aber dieser Ort zeigt auch, dass auch das Vergängliche schön sein kann und man keine Angst davor haben muss. Das Wichtige ist nur, dass man dabei niemals den Moment aus den Augen verlieren darf.

Nach diesem kleinen Philosophiekurs will ich den Moment genießen und weiterziehen. Weit weg können wir aber auch nicht weiterziehen, denn neben der Kathedrale steht das Castle – ebenfalls eine Ruine und ebenfalls wunderschön. Diesmal aber noch zusätzlich mit einem traumhaften Meer im Hintergrund.

Ich habe ja schon an meinem ersten Tag geschrieben, wie sehr ich die britischen Universitäten liebe. Und genau das kann ich heute nur wiederholen. Ich liebe Sie einfach. Ich liebe ihren Charme, ihre lange Historie, den Ruf, den sie ausstrahlen, und auch einfach die Gebäude der Universität. Ich weiß nicht, was es ist, was mich an diesen Häusern so fasziniert, aber sie ziehen mich magisch in ihren Bann. Bei britischen Universitäten kann ich einfach nicht widerstehen, ich schmelze dahin. Es ist eine Liebe auf den ersten und jeden weiteren Blick. Wären da nicht der Brexit und die so verdammt hohen Studiengebühren, wäre schnell klar, wo ich ein Anschlussstudium absolvieren würde!

Wenn wir schon beim Thema Liebe sind: Als britischer Royalist kenne ich den Ort noch aus einem anderen Grund. Als Prinz William an der Universität studiert hat, hat er hier seine geliebte Traumfrau Kate kennengelernt. Das Northpoint Cafe wirbt sogar damit, dass die beiden sich da mal zum Kaffee getroffen haben. St. Andrews ist eine Stadt zum Verlieben. Das liegt auch an dem unfassbar schönen ruhigen Charme der kleinen Gassen, die zu einer Mischung aus Besinnung und Entschleunigung führen. Auf jeden Fall lässt sich hier das Leben genießen.


Nach wundervollen Stunden geht die Reise weiter. Wir fahren durch Dundee und erleben so noch mal eine größere Stadt, aber der Weg danach verläuft entlang von traumhaften grünen Wiesen und entlang von einzigartigen Klippen. Für die nächste Zeit übernimmt die Natur der Lowlands die Macht.

Dunnottar Castle
Es heißt, der Weg ist das Ziel. Das gilt aber nicht, wenn Dunnottar Castle das Ziel ist. Zwischen strahlend grünen Feldern und wunderschönen Klippen thront die Burg majestätisch über der schottischen Küste. Die Tatsache, dass es nur noch eine Ruine ist, muss ich nicht mehr erwähnen, oder? Über den rauen Küsten thront die Schönheit der Natur und der Vergänglichkeit.


Die unfassbare Schönheit, die ich an diesem Ort fühle, kann ich gar nicht in Worte fassen. Ich habe es versucht, aber ich bin gescheitert. Manche Dinge sind so schön, dass ich sie nicht ausschreiben sollte. Die große Weite der grünen Felder und der frische Wind sind unfassbar entspannend. Trotz der nicht wenigen Touristen strahlt der Ort eine unfassbare Ruhe aus. Ich muss nur ein paar Schritte abseits gehen und kann die Glocken der Freiheit erklingen hören. Die sich rhythmisch im Wind wehenden Grashalme ziehen den ganzen Fokus auf sich. Auch der Blick auf die Küsten ist nicht zu verachten und steht vor allem für eins – die Sehnsucht nach Freiheit.


Irgendwie will ich gar nicht gehen. Aber ist es nicht ein unfassbar schönes Gefühl zu wissen, dass man etwas Traumhaftes auf seinen Reisen gefunden hat und man weiß, dass es noch schöner werden kann? Ist es nicht diese Lust am Entdecken, die uns dazu antreibt, das Haus zu verlassen und auf Reisen zu gehen?
Aberdeen – Footdee
Das finale Ziel des Tages ist Aberdeen. Genauer gesagt ein kleiner Stadtteil von Aberdeen – Footdee. Von dort haben wir zunächst einen schönen Blick auf die Nordseeküste der Stadt. Ein schöner Anblick, aber nicht der Grund, weswegen man nach Footdee kommt. Footdee ist der Ort, den ich als das perfekte kleine idyllische Fischerdörfchen beschreiben würde. Kleine Gassen, kleine Häuschen, etwas Grün und etwas Buntes an den Häusern. Es ist ein Bilderbuchviertel der Superlative. Klein, aber mehr als fein – ein Ort mit absoluter Garantie zum Schlendern.


Nach einem Spaziergang durch das kleine Viertel landen wir wieder an der Promenade. Beim Blick auf den Codona’s Amusement Park und das allgemeine Stadtbild muss ich irgendwie an Atlantic City denken. Es ist nicht der perfekte Vergleich, aber manchmal sind die Verbindungen, die ich ziehe, auch einfach nicht perfekt.

And meet me tonight in Atlantic City
Der Abschluss des Tages findet in Slain’s Castle statt. Ehemals gotische Kirche, jetzt (gothic) Pub und Restaurant. Das ist eine andere, aber coole Erfahrung.

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5,00 €
Die Reise erfolgte im Juli 2017



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