Vor fünf Jahren habe ich mir geschworen, dass ich diesen Ort wieder betreten werde. Dieser Ort ist kein geringerer als der Grüne Hügel in Bayreuth. Eines Tages werde ich hier stehen und zwar dann, wenn die legendären Bayreuther Festspiele sind und ich den Großmeister Richard Wagner in der bestmöglichen Akustik hören werde. Fünf Jahre später und jetzt stehe ich hier. Am Premierenwochenende der Bayreuther Festspiele. Gestern eröffnete die Prominenz Bayreuth und heute eröffnet meine Lieblingsoper Richard Wagners mein Herz. Das Rheingold steht an. Wie ich mich freue! Eine Erhabenheit und göttliche Kraft liegt in der Luft. Die Bayreuther Aura ist einzigartig. Die Festspiele sind eine Institution für sich, die Wagnerianer, die sie besuchen, erst recht. Es gibt zwei Arten von Besuchern auf den Bayreuther Festspielen. Zum einen gibt es die Fraktion der Hardcore-Wagnerianer, die für atemberaubende Musik kommen. Zum anderen gibt es die Fraktion der elitären Selbstdarstellung und des ultimativen Statussymbols. Du kannst raten, welcher Gruppe ich zugehöre. Ironischerweise wollte Wagner das Opernhaus bauen, um sich ganz der Musik widmen zu können, da es im markgräflichen Opernhaus der Stadt ihm zu viel Schnickschnack und arrogante Selbstdarstellung gab. Schick sind hier zwar nur die Kleider und nicht das Interieur, die Selbstdarstellung ist geblieben. Ein Besuch der Bayreuther Festspiele gehört in der High Society fast zum guten Ton. Der Ton ist hier aber auch wirklich gut! Früher war Bayreuth daher auch nur für die elitären Zirkel vorbehalten. Der Pöbel hatte nahezu keine Chance, diese Schönheit zu erleben. Böse Zungen würden jetzt behaupten, dass dank organisatorischer und zum Teil auch künstlerischer Misswirtschaft der vergangenen Jahre die Ticketnachfrage so zurückgegangen ist, dass auch Akademiker mit 1er Abschluss aus dem nicht-elitären Umfeld Einlass erhalten.


Nun aber zu dem, warum ich heute hier bin. Die Musik. Ich liebe die Oper und ganz besonders die Musik Richard Wagners. Ich war schon in vielen Opernhäusern und in Dutzenden Aufführungen. Von Frankfurt bis an die New Yorker MET. Aber noch nie war ich in einem Opernhaus, das extra für einen Komponisten vom Komponisten für seine Musik gebaut wurde. Die Akustik ist einzigartig. Sie lässt sich nicht in Wörtern beschreiben und genau das macht sie so magisch. Die Musik wirkt gedämpft und mystisch. Das passt perfekt zum schleiherhaften Vorspiel. Die Musik schwebt wie der Nebel über dem Rhein. Die Musik fließt sanft durch den ganzen Abend, während die Sängerinnen und Sänger präsent sind, ohne dabei zu sehr im Mittelpunkt zu stehen. Das Gesamtkunstwerk ist eine himmlische Harmonie. Genau das wollte Wagner und genau das hat er geschafft. Alles hängt zusammen und alles ist unfassbar schön. Ob es die 200 Euro wert war? Wahrscheinlich finanziell nicht, aber emotional für mich auf jeden Fall. Die Zeit vergeht wie im Flug und ich bin erschreckt, als ich die Worte „Schwüles Gedünst schwebt in der Luft; lästig ist mir der trübe Druck!“ höre. Sie leiten das Finale der Oper ein. Die letzten 12 Minuten des Rheingolds sind mein absolutes Lieblingsstück klassischer Musik und mein meistgeklicktes Youtube Video. Sie sind vollkommene musikalische Perfektion, elysische Transzendenz und häufige Inspiration beim Schreiben meiner Reiseberichte. Und so endet 12 Minuten später mein kleiner Lebenstraum in donnerndem Applaus.

in prächtiger Glut prangt glänzend die Burg.
In des Morgens Scheine mutig erschimmernd,
lag sie herrenlos, hehr verlockend vor mir.
Von Morgen bis Abend, in Müh‘ und Angst,
nicht wonnig ward sie gewonnen!
Es naht die Nacht: vor ihrem Neid
biete sie Bergung nun.
So grüss‘ ich die Burg,
sicher vor Bang‘ und Grau’n!
Folge mir, Frau:
in Walhall wohne mit mir!

Gefällt dir der Beitrag?
Dann unterstütze mich und meine Arbeit doch gerne in Form einer Kaffeespende. Ich würde mich wahnsinnig über deine Unterstützung freuen 🙂 Einfach hier klicken!
5,00 €
Die Reise erfolgte im Juli 2025



Gefällt dir der Beitrag? Dann kommentiere jetzt hier!