Klein aber äußerst fein. Das beschreibt meinen Eindruck der Liparischen Inseln bis jetzt am besten. Das klein wird heute durch winzig ersetzt. Wir stehen wieder am Hafen von Lipari. Heute geht es nach Alicudi und Filicudi, den kleinsten Inseln der Inselgruppe. Und laut Reiseprogramm zu den wildromantischen Inseln. Was auch immer das bedeuten mag.
Den Anfang macht Alicudi. Vom Meer aus sieht sie so aus wie die anderen Inseln. Kleiner Berg, ein paar weiße Häuser, imposante Steinkulisse und doch erstaunlich grün. Das Besondere an der Insel. Sie ist winzig. Wirklich winzig. Sie ist keine drei Kilometer lang oder breit. Knapp 100 Menschen bevölkern das Inselchen.

Der Hafen ist ein einzelner Steg. Straßen gibt es auf der Insel nicht. Es gibt ein paar Pflasterwege. Das Hauptfortbewegungsmittel ist das Maultier. Elektrizität gibt es gerade mal seit 35 Jahren. Ich bin an einem Ort, wo es 1990 das erste Mal Strom gab. Das muss ich mir dreimal durch den Kopf gehen lassen, bis ich es verstehe. Ich bin nicht irgendwo am Ende der Welt. Ich bin im Mittelmeer. Ich bin in Italien. Eine der führenden Industrienationen Europas, ja sogar G7-Mitgliedsstaat. Und ich werde von einem Maultier begrüßt. Diese Insel hat absolut nichts zu bieten. Treppen, alte Häuser und süße Maultiere. Mein Gott, ist das ein Paradies! Es ist vollkommen unverständlich für mich, wie eine kleine Bootsfahrt mich so weit wegbringen kann. Ich genieße die Stunde Aufenthalt in der langweiligen Tristesse mit jeder Zelle meines Körpers.




Das Wasser ist wieder strahlend blau, die Sonne brutzelt das Oberdeck und der Wind kühlt die Haare. Wir sind wieder auf dem Wasser. Gebrochen wird die Symbiose durch La Canna. Ein einsamer Fels ragt aus dem Wasser heraus. So einsam und verlassen, als hätte Neptun ihn persönlich dort aufgestellt. Auch dieser Stein ist Vulkangestein. So wie fast alles hier. Ein kleiner Fels liegt noch neben dem Stab und im Hintergrund zeigt sich bereits Filicudi. Unser Boot schaltet für kurze Zeit den Motor ab und wir können die Ruhe des Meeres genießen. Das einzige, was wir hören, sind die zahlreichen Möwen. Weiter geht’s für uns zu einer kleinen Grotte am Rand der Insel. Wieder hält unser Boot und wir haben die Chance, in glasklarem Wasser zu schwimmen. So geht Urlaub!



Filicudi ist fast doppelt so groß wie Alicudi. Trotzdem ist es eine sehr kleine Insel. Die Insel ist aber die Insel, die als erste besiedelt wurde. Und auch manche Gesteinsformationen sind fast eine Million Jahre alt. Wobei die Besiedlung in der deutlich jüngeren Vergangenheit stattfand. Überreste der großen Historie finden sich noch heute auf der Insel. Die Fundamente einer bronzezeitlichen Siedlung liegen freizugänglich auf der Insel. Das einzige Problem am prähistorischen Dorf ist die Lage. Sie liegen auf einem Berg. Der Weg ist steil und steinig. Der Himmel ist ohne Wolken und die Temperatur jenseits der 30 Grad. Ich wandere trotzdem gerne den Pfad hinauf. Ich spüre jeden Muskel bei einem einzelnen Schritt. Meine Kehle ist trocken. Doch dafür ist die Aussicht unfassbar schön. Das Meer strahlt. Die Insel leuchtet grün und die Steine des Weges leuchten orange und sind alle einzigartig. Das Schönste an dem Dorf ist die Wanderung. Ein paar Fragmente am Boden zeigen die historische Bedeutung des Ortes, aber sie gehen in der Schönheit der Aussicht unter. Es gibt Gründe, warum die Inseln von der UNESCO als Natur- und nicht als Kulturerbe zum UNESCO-Welterbe ernannt wurden. Die archäologische Bedeutung des Ortes verliert einfach beim Anblick der bunten Farbenpracht.





Die letzten Stunden bis zur Heimfahrt verbringen wir noch am Strand der Insel und baden im Mittelmeer. Der Schweiß der Wanderung versinkt im Meer. Danach geht es zurück nach Lipari. Morgen steht die nächste Inselerkundung an. Ich freue mich schon.


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5,00 €
Die Reise erfolgte im Juni 2025



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