Schon beim Verlassen des Zuges erkenne ich, warum Bayern den Ruf des schönsten Bundeslandes hat. Die Kulisse der Berge umzingelt mich. Es ist Zeit für die erste größere Wanderung des Jahres. Und während meine Freundin auf Fortbildung in München ist, kann ich die Schönheit des Münchener Umlands erkennen. Wir haben Ende Januar und der Zug ist voll, doch auf dem Weg zum See sind nur die Wenigsten. Die meisten pendeln weiter zum Bus. Ein paar Straßen durch die Stadt und ich stehe vor ihm. Dem Schliersee, einem der 290 bayerischen Seen. Die Schatten der Berge spiegeln sich im noch dunklen Wasser. Außer einer kalten Januarbrise birgt das Wetter nichts. Vereinzelt ein paar Sonnenstrahlen, aber nicht viel mehr. Ich liebe es trotzdem, hier in der freien Natur zu sein. In der Morgenluft brennt die Sehnsucht umso stärker in mir und die Kälte entschwindet.


Ich beginne gerade mein Wandertempo, da werde ich gestoppt. Eine Ansammlung von Stockenten und Blässhühnern versperrt mir den Weg und der Naturfotograf tritt in Erscheinung. Dutzende Bilder später kann meine Wanderung beginnen. Die Vögel waren aber auch zu fotogen!




Ein letzter Blick auf den See und mein Weg führt mich in die Tiefen der bayerischen Wälder. Sanft knistert der Schnee unter meinen Schuhen und meine Freude schallt umso kräftiger.

Ich bin nicht lange im Wald, da werden meine Augen schon wieder abgelenkt. Funkelnde Nadeln im Wasser blenden mich und bringen mich vom Wegesrand ab. Zeit für eine kleine Erkundungstour abseits der Wanderwege. Mein Kilometerschnitt verschlechtert sich dadurch zwar, aber ich bin hier immer noch zum Wandern und Entdecken. Mir doch egal, wenn ich nicht zu 100 Prozent die Route laufe oder noch schneller sein könnte. Der Weg ist das Ziel. Binsenweisheiten haben manchmal auch recht.


Neben dem Schnee funkelt mich auch das Eis auf den Wegen an. An vielen Stellen ist der Schnee geschmolzen und zu Eis gefroren. An sich ist das kein großer Berg, aber auf einer zentimeterdicken Eisschicht wird jeder Schritt zur Qual und die Bergbesteigung zum Abenteuer. Ich fluche innerlich, welcher Depp diese blöde Idee hatte. Ich verfluche mich dafür, dass ich keine Spikes habe und dass ich diese bescheuerte Idee überhaupt hatte. Ich verfluche das Wetter, denn mittlerweile sind es 14 Grad und Sonnenschein. Es ist Januar, ich habe die dicke Winterjacke an. Der Schweiß läuft mir nur so den Rücken hinunter und bald laufe ich mit offener Jacke den Berg hoch. Ich verfluche diesen Berg und mich. Ich hasse mich in diesem Moment, aber im tiefen Herzen finde ich es unfassbar erfüllend und blühe so richtig auf. Die Dunstwolken vor meinem Gesicht werden immer kleiner. Die Atmung immer flacher. Ich bin atemlos. Vor Erschöpfung und vor Freude. Ich genieße wohlduftende Tannenluft, die Massen aus Eis und Schnee und mein Schwitzen. Ich vereinnahme meinen Schmerz und zelebriere die Herausforderung. Endlich mal wieder was, das mich fordert! Es ist kein großes Abenteuer, aber zumindest ein Mikro-Abenteuer. Aufgeben ist nicht. Ich kämpfe mich diesen eisbedeckten Hang hoch. Umkehren ist nicht vorgesehen. Herausforderung angenommen!





Hinunter läuft es sich viel einfacher. Die Jacke ist mittlerweile im Rucksack, ich im T-Shirt und die Strahlen der Sonne durchdringen die Baumkronen. Das Licht der Sonne spiegelt sich in meiner Kamera* und ich denke nur darüber nach, wie sehr ich Lensflares einfach liebe.



Die Kirchenglocken läuten und ich laufe am Tegernsee ein. Der Sonnenschein und die milden Temperaturen sorgen für zahlreiche Menschen auf den Straßen und im Biergarten ist jeder Platz belegt. Mir sind das zu viele Menschen und ich kehre in der Kirche nebenan ein und ruhe meine Beine kurz aus und gehe in mich.


Am See spielen die Strahlen der Sonne ein schimmerndes Spiel mit den Wellen des Wassers. Ich genieße und spiele mit den Lensflares in meiner Kamera. Um mich herum dutzende Spaziergänger und auch die ersten Sonnenbrillen finden ihren Weg ans Tageslicht.




Die Reise erfolgte im Januar 2025

Gefällt dir der Beitrag?
Dann unterstütze mich und meine Arbeit doch gerne in Form einer Kaffeespende. Ich würde mich wahnsinnig über deine Unterstützung freuen 🙂 Einfach hier klicken!
5,00 €
Bei den mit * gekennzeichneten Links handelt es sich um Affiliate-Links. Wenn Ihr über diesen Link das Produkt kauft, erhalte ich eine kleine Provision. Für euch entstehen keine zusätzlichen Kosten. Eine einfache Methode, um mich und meine Arbeit finanziell zu unterstützen. Danke 🙂



Gefällt dir der Beitrag? Dann kommentiere jetzt hier!