Rundreise durch Schottland

Juli 2017

  1. Juli 2017
  2. Sonntag, 12. Juli 2017 – My own Romantic Town I
  3. Montag, 13. Juli 2017 – My own Romantic Town II
  4. Dienstag, 14. Juli 2017 – Die Lowlands I
    1. Firth of Forth
    2. St. Andrews
    3. Dunnottar Castle
    4. Aberdeen – Footdee
  5. Montag, 15. Juli 2017 – Die Lowlands II
    1. Aberdeen
    2. Malt Whisky Trail
    3. Elgin
    4. Clava Cairns
    5. Culloden Battlefield
    6. Newtonmore
  6. Sonntag, 16. Juli 2017 – Sagenumwobene Highlands?
    1. Carrbridge
    2. Inverness
    3. The long and winding road
    4. Ullapool
    5. Fazit
  7. Montag, 17. Juli 2017 – Auf der Suche
    1. Der Morgen
    2. Corrieshalloch Gorge
    3. Loch Ness
    4. Glencoe
    5. The long and winding road to Loch Lommond
    6. Glasgow
    7. Fazit
  8. Du willst keine neue Geschichte verpassen?

Sonntag, 12. Juli 2017 – My own Romantic Town I

Sonnenschein! Ja, du magst jetzt erschrecken, aber den gibt es in Schottland auch. Und am ersten Tag meiner Rundreise durch Schottland gibt es richtig viel davon. Das Wetter ist fast so traumhaft wie diese wundervolle Stadt. Leider ist der erste Tag ein halber Tag. Das ist aber kein Problem, denn es gilt: Carpe diem! Wir beginnen mit dem Wichtigsten – der Bildung. In direkter Nähe zum Hotel befindet sich die höchst renommierte University of Edinburgh. Das Gebäude der Universität ist im Stil des Klassizismus entworfen worden. Auf den ersten Blick scheint sie nicht die größte Schönheit zu sein, aber sie hat einen wundervollen Charme. Sie hat diesen Charme, den alle klassischen und alten britischen Universitäten ausstrahlen und den ich so liebe.

Charmante Bildung

Die University hat auch ein paar schönere Ecken zu bieten. Da gibt es die McEwan Hall, die als Aula fungiert. So eine schicke Aula habe ich an meiner Uni nicht, wobei ich nicht weiß, ob an meinem Campus überhaupt so etwas wie eine Aula existiert. Kleine Randnotiz am Rande, die Halle wurde nach einem Bierbrauer benannt. Wo da jetzt der Zusammenhang zum Studentenleben bestehen soll, weiß ich natürlich nicht.

Universität und Bier gehören für manche ja auch so ganz fest zusammen

Direkt daneben befindet sich das Teviot Row House. Es ist das älteste Haus einer Studierendenvertretung in Europa. Und es ist nicht nur ein altes Gebäude, sondern ein schickes obendrein. Ich kann mir wirklich schlechtere Orte zum Studentenleben vorstellen, wären da nicht diese Studiengebühren im Vereinigten Königreich…

gaudeamus igitur

Es geht weiter zum Greyfriars Kirkyard. Der Friedhof dient als letzte Ruhestätte der Edinburgher High Society der letzten Jahrhunderte. Der Friedhof ist klein und in einem Hinterhof gelegen. Ich fasse den Ort kurz und knapp als „interessant“ zusammen.

Should auld acquaintance be forgot
And never brought to mind?
Should auld acquaintance be forgot,
and days of auld lang syne?

Eine der wichtigsten schottischen Tugenden ist die Loyalität. Und dass die Menschen auf den Britischen Inseln tierlieb sind, ist keine neue Erkenntnis. Queen Elizabeth II. soll ihre Corgis mehr geliebt haben als ihre Kinder. Man muss fairerweise dazu sagen, dass Corgis die süßesten Hunde der Welt sind. Die kann man nur lieben. Warum schreibe ich das jetzt alles? Wegen Bobby! Ob die Geschichte jetzt stimmt oder nicht, sollen andere diskutieren. Der Geschichte nach soll Skye Terrier Bobby, nachdem sein Herr gestorben ist, 14 Jahre lang an seinem Grab verweilt haben, um ihn nicht zu verlassen. Er ist nur täglich zur gleichen Uhrzeit zu einem Pub gegangen, um dort gefüttert zu werden. Für diese Meisterleistung der Loyalität wurde er mit einem Grab neben seinem Herrn und einer eigenen Statue in der Stadt belohnt.

Bobby

Ein Hinweis für Reisende nach Edinburgh muss getan werden, Du machst nicht wenige Höhenmeter. Das ist aber vollkommen egal, denn das Stadtbild ist so unfassbar traumhaft. Die georgian architecture in der Kombination mit einigen alten Gemäuern ist herrlich. Es ist auch saftig grün, es gibt viele kleinere Parks. Die Sehnsucht nach meiner own romantic town wird von jeder Minute in der Stadt größer. Die Schotten wären nicht die Schotten, wenn sie nicht verrückt wären. So gibt es immer wieder bunte Überraschungen.

Farbe hat noch nie geschadet

Es geht weiter zur Tolbooth Kirk. Das eigentliche nächste Highlight steht daneben. Wofür ist Schottland bekannt? Whisky! In der Scotch Whisky Experience kann man fleißig probieren, Whisky kaufen und sich weiterbilden. Ich habe das Gefühl es gibt mehr Destillen als Einwohner in Schottland. Sláinte!

Toolboth Kirk

Die gewonnen Höhenmeter werden schnell aufgeben und es geht wieder abwärts. Jetzt geht es zur St. Giles‘ Cathedral. Das ist die wichtigste Kirche Edinburghs. Viel mehr möchte und kann ich dazu nicht schreiben.

St. Giles‘ Cathedral

Ich finde es interessant, wie viele Flaggen in den anglikanischen Kirchen hängen, aber das nur als kleine Randnotiz.

Sheldon Cooper presents Fun with Flags

Es heißt, die Menschen in Schottland seien geizig. Das stimmt auch meistens. Trotzdem oder gerade deshalb haben sie einen der größten Wirtschaftsphilosophen hervorgebracht. Die Adam-Smith-Statue in der Nähe der Kathedrale soll an ihn erinnern. Kleine Randnotiz: Er bekommt öfters eine Pylone als Hut aufgesetzt.

Weiter unten beginnt die Royal Mile – die Prachtstraße Edinburghs. Es ist eine wunderschöne Meile. Es gibt alle möglichen Geschäfte und ich kann überall den schottischen Charme spüren.

Die Royal Mile

Von der Royal Mile gehen zahlreiche kleine Gässchen in alle möglichen Richtungen. Es ist schwer, sich nicht zu sehr im Schlendern zu verlaufen, aber ich erkenne immer wieder noch schönere Ecken. So haben wir plötzlich einen traumhaften Blick auf das Edinburgh Castle und ich kann erst jetzt erkennen, wie schön es ist, obwohl ich bei der Toolboth Kirk schon direkt davor stand. Der Blick auf die Burg ist wundervoll.

Edinburgh Castle

Weniger prunkvoll ist das schottische Parlament. Würde da nicht Stacheldraht und ein Schild sein, würde man das Parlament nicht erkennen. Wenn wir schon beim Thema Politik sind: EU-Flaggen und Schottland Flaggen sehe ich überall, den Union Jack dafür nie.

Dafür sind wir jetzt am Palace of Holyroodhouse – dem Schottlandsitz ihrer königlichen Majestät. Getroffen habe ich die Queen leider nicht, aber ihr Palast sieht trotzdem nett aus. Ich bekenne mich prophylaktisch schuldig, falls mir jemand Royalismus vorwerfen will.

God save our gracious Queen,
Long live our noble Queen,
God save the Queen!

Jetzt noch etwas Bildung. Weißt Du denn, was das Wappentier Schottlands ist? Keine Sorge, da kommst du nie drauf. Es ist das Einhorn. Die Schotten sind eben auf sehr liebenswürdige Art und Weise speziell.

Warum? Weil wir’s können!

Wie lassen wir jetzt einen traumhaften Tag ausklingen? Da wir in Schottland sind, gibt es nur eine mögliche Antwort:

slàinte mhath

Montag, 13. Juli 2017 – My own Romantic Town II

Wenn es zwei Dinge auf diesem Planeten gibt, die nicht zusammen gehören, sind das die Briten und gutes Essen. Der Tee zum Frühstück war dafür immerhin umso besser. Mit Earl Grey am Morgen kann das Frühstück noch so britisch sein und der Tag wird trotzdem wundervoll.

Es geht zum Sitz der schottischen Regierung. Funfact am Rande bevor der Regierungssitz dort stand, stand dort einst ein Gefängnis. Böse Zungen könnten Parallelen erkennen. Von dort geht es auf den Calton Hill. Aus 103 Metern habe ich einen fantastischen Ausblick auf die Altstadt und kann so eine neue Perspektive entdecken.

Edinburgh von oben

Der Weg, der auf dem Calton Hill führt, ist übrigens nach dem berühmten Philosophen David Hume benannt. Auf dem Calton Hill befindet sich auch das National Monument of Scotland. Dieses soll zusammen mit dem Nelson Monument an die gefallenen schottischen Soldaten der napoleonischen Kriegen erinnern. In vollem schottischen Nationalstolz thronen die Bauwerke über der Stadt.

Das National Monument zusammen mit dem Nelson Monument

Es wird auch an die schönen Dinge des Lebens erinnert – der Mathematik! Der Mathematiker Dugald Stewart erhält ein Monument. Wer so geizig wie die Schotten ist, kann auch einem Mathematiker ein Monument bauen.

Es lebe die Mathematik!

Vom Calton Hill kann ich wunderbar die Balmoral Clock erkennen. Dieser große Uhrturm steht neben dem Hauptbahnhof. Und da den Schotten Pünktlichkeit wichtig ist, geht die Uhr – außer an Silvester – 2 Minuten vor, damit niemand den Zug verpasst. Die nette Idee hat bestimmt das eine oder andere Mal schon zu etwas Verwirrung gesorgt.

What watch? – 10 watch. – Such much?

Neben den Niederungen der menschlichen Architektur lässt sich auch die Schönheit der Natur aus 103 Metern Höhe begutachten. Die nicht weitentfernten Salisbury Crags mitsamt Arthur’s Seat erscheinen traumhaft am nahen Horizont. Robert Louis Stevenson beschrieb es so schön als „a hill for magnitude, a mountain in virtue of its bold design„. Wo er recht hat, hat er recht!

Die Salisbury Crags

Vom Calton Hill geht es zurück in die Innenstadt. Jetzt steht das Highlight Edinburghs auf dem Programm – es geht zu Edinburgh Castle! Um für die Burg Tickets zu kaufen, müssen wir anstehen und nicht allzu kurz. So kann ich zumindest die Eingangsbrücke der Burg in Ruhe genießen. Und ich kann auch wieder erkennen, dass die Schotten stolz auf ihr Land sind und wissen, wie man sich verteidigt. Das schottische Nationalmotto prangt groß über dem Burgeingang. Wer es also wagen will, die Schotten anzugreifen, sei jetzt gewarnt!

I told you so!

Pünktlich um 13:00 Uhr feuert die Kanone der Burg einen Warnschuss ab. Wir haben Glück, dass wir ziemlich genau um 13:00 Uhr dort ankommen und Zeuge des Spektakels werden können.

Die One O’Clock Gun

Das Gelände der Burg ist auf jeden Fall groß und äußerst sehenswert. Den Charme der Burg spüren Besucher an jeder Ecke des Geländes. Wenn Du in Edinburgh bist, solltest Du auf jeden Fall die Burg besuchen!

Ein weiterer Vorteil der Burg ist, dass ich einen schönen Ausblick auf die Stadt habe. Und dann haben wir auch noch so traumhaftes Wetter! Da strahlt das grün gleich umso schöner.

Einfach sehnsuchtsvoll traumhaft

Ich habe von der Tierliebe der Schotten bereits berichtet. Das merkt man auch hier. Es gibt in der Burg sogar einen eigenen Friedhof nur für die Hunde.

Speziell aber unfassbar herzerwärmend

Nach dem Highlight ging es zum Spazieren durch die Stadt. Die „romantic town“ hat ihrem Namensgeber ein wundervolles Denkmal gegeben. Was für die Frankfurter Goethe ist, ist für die Schotten Walter Scott oder wie er auch liebevoll genannt wird: Scotty.

One hour of life, crowded to the full with glorious action, and filled with noble risks, is worth whole years of those mean observances of paltry decorum, in which men steal through existence, like sluggish waters through a marsh, without either honour or observation.

Wir kommen auch nicht darum, das schottischste der Schotten zu entdecken: der im Schottenrock spielende Dudelsackspieler. Der wundervolle Comedian Michael McIntyre hat übrigens eine grandiose Entstehungshypothese für den Schottenrock geliefert.

Scotland the Brave

Und so endet nach langen Spaziergängen durch die traumhafte Stadt der Tag da, wo er enden muss:

Oh Captain, my Captain!

Dienstag, 14. Juli 2017 – Die Lowlands I

Firth of Forth

Über das schottische Frühstück hatte ich mich bereits an Tag 2 ausgelassen. Wir können direkt in medias res gehen. Nach zwei Tagen in dieser wundervollen Stadt geht es heute in die umliegenden Lowlands. Eine Region, die im deutlichen Schatten der wesentlich bekannteren Highlands steht.

Um weiter in die Lowlands reisen zu können, müssen wir zunächst über den Firth of Forth. Diese Meeresarmüberquerung ist sehenswert genug. Den Firth of Forth überqueren drei Brücken. Die Eisenbahnbrücke „Forth Bridge“ ist seit 1890 im Betrieb. Als außergewöhnlicher und beeindruckender Meilenstein der Brückenarchitektur im goldenen Zeitalter der Eisenbahn wurde es 2015 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt.

Die Forth Bridge

Es gibt noch zwei weitere Brücken, die unter anderem „vom weltweit erfahrensten Plaketten-Enthüller“ eröffnet wurden. Wer das ist, sollte allgemein bekannt sein.

links Queensferry Crossing
rechts Forth Road Bridge

Die Schotten sind auf die Eisenbahnbrücke ganz besonders stolz. Es sei ein Symbol der schottischen Handwerks- und Ingenieurskunst. Die Brücken sind definitiv spektakulär und architektonisch bin ich definitiv beeindruckt. Aber es sind für mich Brücken. Meine Begeisterung ist eher im gemäßigtem Rahmen. Wir fahren weiter und mit jedem kleinem charmantem Dorf und mit jeder grünen Wiese steigt sie.

St. Andrews

Das nächste Ziel der Reise ist St. Andrews. St. Andrews ist für viele Dinge bekannt, aber es gibt eine Sache, mit der eine recht große Personengruppe die Stadt sofort verbindet – dem Golfsport! Bereits seit dem 15. Jahrhundert wird hier Golf gespielt. Das muss man sich mal vorstellen. Schon im spätem Mittelalter hat hier die Elite sich für Klatsch und Tratsch getroffen. Laut (eigener Angabe) ist der Old Course der älteste noch existierende Golfplatz der Welt.

Hier würde ich auch gerne mal Golf spielen

Ich spiele kein Golf (ich bin leider zu arm und zu unelitär dafür) aber in dieser traumhaften Kulisse, an diesem traditionsreichen Ort und bei diesem saftig grünen Rasen würde ich schon ganz gerne eine Runde spielen und entspannen. Als naturverliebter Sehnsuchtsbummler wäre Golf perfekt für mich. Ich muss nur noch irgendwie in diese elitären Besserverdiener Kreise kommen…

Bei dem Namen St. Andrews könntest du eventuell den Gedanken gehabt haben, dass die Stadt eine bedeutende Kirche hat. Das ist ein richtiger Gedanke. Die Stadt war einst Reformationsstadt des Jahres und die reformierte Kirche hat viele bedeutende Ereignisse mit der Stadt gemeinsam, aber es geht hier nicht um die Geschichte, sondern ums Reisen. Die Kathedrale ist aufgrund der Reformationskriege nur noch eine Ruine – aber eine unfassbar schöne Ruine! Ein strahlend blauer Himmel, glühendes grünes Gras und eine mittelalterliche Ruine. An diese Art von Romantik kommt selbst das von mir geliebte Mittelrheintal kaum dran.

Geht’s noch ein bisschen romantischer? Wahrscheinlich nicht.

Umringt ist die Kathedrale von zahlreichen Grabsteinen, die den Flair der Romantik weiter verstärken. Es sind solche Orte, die das Bewusstsein für die Vergangenheit in einem verstärken. Die Unvollendetheit der Ruinen und die umliegenden Gräber führen aber auch zum Bewusstwerden der Vergänglichkeit. Alles es ist vergänglich. Dieser Ort zeigt, dass das Vergängliche schön sein kann und wir keine Angst davor haben müssen. Das Wichtige ist nur, dass wir dabei niemals den Moment aus den Augen verlieren dürfen.

Vergänglichkeit und Gegenwart

Nach diesem kleinen Philosophiekurs wollen wir jetzt den Moment genießen und weiterziehen. Weit weg können wir nicht weiterziehen, denn neben der Kathedrale steht das Castle – ebenfalls eine Ruine und ebenfalls wunderschön. Diesmal zusätzlich mit einem traumhaften Meer im Hintergrund.

Jetzt sogar mit Meeresfeeling

Ich habe an meinem ersten Tag geschrieben, wie stark ich die britischen Universitäten liebe. Und genau das kann ich heute nur wiederholen. Ich liebe Sie. Ich liebe ihren Charme, ihre lange Historie, den Ruf, den sie ausstrahlen, und auch die Gebäude der Universität. Ich weiß nicht, was es ist, was mich an diesen Häusern so fasziniert, aber sie ziehen mich einfach in ihren Bann. Bei britischen Universitäten kann ich nicht widerstehen, ich schmelze einfach dahin. Es ist einfach eine Liebe auf den ersten und jeden weiteren Blick. Wären da nicht der Brexit und die so verdammt hohen Studiengebühren, wäre schnell klar, wo ich ein Anschlussstudium absolvieren würde!

Love

Wenn wir beim Thema Liebe sind: für die Royalisten unter euch sei gesagt, dass St. Andrews noch aus einem anderen Grund weltbekannt ist. Als Prinz William an der Universität studiert hat, hat er hier seine geliebte Traumfrau Kate kennengelernt. Das Northpoint Cafe wirbt damit, dass die beiden sich da mal zum Kaffee getroffen haben. St. Andrews ist wirklich eine Stadt zum Verlieben. Das liegt auch an dem unfassbar schönem ruhigen Charme der kleinen Gassen, die zu einer Mischung aus Besinnung und Entschleunigung führen. Auf jeden Fall lässt sich hier das Leben genießen.

Charmanter als jede französische Gasse

Nach wundervollen Stunden geht die Reise weiter. Wir fahren durch Dundee und erleben so eine größere Stadt, der Weg danach verläuft entlang von traumhaften grünen Wiesen und entlang von einzigartigen Klippen. Für die nächste Zeit übernimmt die Natur der Lowlands die Macht.

Dundee

Dunnottar Castle

Es heißt, der Weg ist das Ziel. Das gilt aber nicht, wenn Dunnottar Castle das Ziel ist. Zwischen strahlendgrünen Feldern und wunderschönen Klippen thront die Burg majestätisch über die schottische Küste. Die Tatsache, dass es eine Ruine ist, muss ich selbstverständlich nicht mehr erwähnen, oder? Über den rauen Küsten thront so die Schönheit der Natur und der Vergänglichkeit.

Das Ziel kann auch mal das Highlight der Reise sein
Wo die Schönheit thront, soll das Glück gedeihen

Die unfassbare Schönheit, die ich an diesem Ort gefühlt habe, kann ich nicht in Worte fassen. Ich habe es versucht, bin aber gescheitert. Manche Dinge sind so schön, dass man sie nicht ausschreiben sollte. Die große Weite der grünen Felder und der frische Wind sind unfassbar entspannend. Trotz der nicht wenigen Touristen strahlt der Ort eine unfassbare Ruhe aus. Ich muss nur ein paar Schritte abseits gehen und kann die Glocken der Freiheit erklingen hören. Die sich rhythmisch im Wind wehenden Grashalme ziehen den ganzen Fokus auf sich. Der Blick auf die Küsten ist auch nicht zu verachten und steht vor allem für eins – die Sehnsucht nach Freiheit.

Sehnsucht
Freiheit

Ich will ich nicht gehen. Aber ist es nicht ein unfassbar schönes Gefühl zu wissen, dass man etwas Traumhaftes auf seinen Reisen gefunden hat und man weiß, dass es noch schöner werden kann? Ist es nicht diese Lust am Entdecken, die uns dazu antreibt, das Haus zu verlassen und auf Reisen zu gehen?

Aberdeen – Footdee

Das finale Ziel des Tages ist Aberdeen. Genauer gesagt ein kleiner Stadtteil von Aberdeen – Footdee. Von dort hat man zunächst einen schönen Blick auf die Nordseeküste der Stadt. Ein schöner Anblick, aber nicht der Grund, weswegen wir nach Footdee kommen. Footdee ist der Ort, den ich als das perfekte kleine idyllische Fischerdörfchen beschreibe. Kleine Gassen, kleine Häuschen, etwas grün und etwas Buntes an den Häusern. Es ist ein Bilderbuchviertel der Superlative. Klein, aber mehr als fein – ein Ort mit absoluter Garantie zum Schlendern.

kleine Gassen
mit kleinen Häusern

Nach einem Spaziergang durch das eher kleine Viertel landen wir wieder an der Promenade. Beim Blick auf den Codona’s Amusement Park und dem allgemeinen Stadtbild muss ich an Atlantic City denken. Es ist nicht der perfekte Vergleich, aber manchmal sind die Verbindungen, die man zieht, auch einfach nicht perfekt für alle.

Put your makeup on, fix your hair up pretty
And meet me tonight in Atlantic City

Der Abschluss des Tages findet in Slain’s Castle statt. Ehemals gotische Kirche jetzt (gothic) Pub und Restaurant. Das ist eine andere aber doch coole Erfahrung.

Montag, 15. Juli 2017 – Die Lowlands II

Aberdeen

Große Hotelketten haben nicht den gleichen Charme wie kleine lokale Hotels, dafür gibt es hier zumindest essbares Frühstück. Aber ich möchte euch nicht weiter mit meinem obsessiven Verhältnis zum britischen Essen langweilen, davon gab es am zweiten Tag genug. Kommen wir direkt zu meinem nächsten obsessiven Verhältnis: meine Liebe zu den britischen Universitäten. Davon hattet ihr zwar an Tag 1 genug, aber ich finde sie wirklich schön! Es geht zur University of Aberdeen. Die über 500 Jahre, die die Universität auf dem Buckel hat, sieht man ihr kaum an. So steht diese Universität wieder für die grandiose Verbindung aus Fortschritt und Tradition. Kleiner Fakt am Rande: die Universität, die 5 Nobelpreisträger hervorgebracht hat, hat übrigens Herzogin Camilla als Kanzlerin.

Tradition
Fortschritt

Und dann lassen wir Aberdeen hinter uns und machen uns auf den Weg weiter durch die Lowlands.

Malt Whisky Trail

Mit dem Bus geht es durch die schöne Natur der Lowlands. Die ganze Natur scheint grün und strahlt vor sich hin. Das schöne Schottland zeigt seine schönsten Seiten. Die Strecke hat noch einen weiteren Höhepunkt. Denn was gehört untrennbar zu Schottland dazu? Richtig Whisky! So gibt es am Malt Whisky Trail noch zahlreiche Destillen, die man besuchen kann. Und ganz wichtig, wo wir auch probieren können. Denn wie heißt es so schön: Die lokale Küche erfordert immer auch die lokale Kneipe. Mein Schreibbeitrag fällt so bei diesem Programmpunkt eher kurz aus, denn hier gilt definitiv probieren über studieren! Für die Etymologie Fans unter euch ist hier der nächste kleine Funfact: Whisky kommt vom schottisch-gälischem uisge beatha und bedeutet Wasser des Lebens. Auf das Leben!

Elgin

Nach dem Whisky geht es weiter nach Elgin. Die Stadt wurde das erste Mal urkundlich erwähnt als Macbeth, der Typ von Shakespeare, den schottischen König vor fast 1000 Jahren in der Nähe tötete. Auch danach ging es nicht friedlich im Ort zu. Die Nähe zu den Highlands wird deutlich. Die große Kathedrale aus dem 13. Jahrhundert wurde immer wieder zerstört und wieder neuaufgebaut. Mal waren es plündernde Highlander, mal Royalisten oder mal schottische Rebellen. Im Laufe der Zeit wurde sie immer wieder zerstört und ist jetzt eine berühmte Ruine. So ist Schottland, wunderschön aber doch so vergänglich.

„Schön ist wüst, und wüst ist schön“

Clava Cairns

Jetzt geht es wieder etwas mehr in die Natur. Das Wetter ist immer noch traumhaft und durch und durch nicht-britisch. Bei strahlendem Sonnenschein kann das Grün der Insel noch besser zur Geltung kommen und mein Herz beginnt höherzuschlagen. Es geht zu den Clava Cairns. Es handelt sich um Steingräber, die aus der Bronzezeit stammen. In den Tausenden von Jahren sind die Steine immer mehr eins mit der Natur geworden und das graue Gestein wurde so immer grüner. Die graue Tristesse wurde von der grünen Freundlichkeit des Mooses besiegt.

Der grüne Sieg
Idylle

Die Kombination aus Sonne, saftigem Rasen und hellem Grau führen zu einer einzigartigen Idylle. Die Ruhe im Vergleich zur Busfahrt davor setzt dem ganzen Ort noch die Krone auf. Es ist fast schon ironisch, wenn ich darüber nachdenke, dass ein paar alte Steine so ein Gefühl der Entspannung und der Geborgenheit geben können.

Zu lange kann ich nicht nachdenken, die Reise geht weiter. Wieder im Bus fängt das Wetter an, die Klischees zu erfüllen. Es beginnt zu regnen. Es wird grau und diesig. Das passt zum nächsten Punkt der Reise.

Culloden Battlefield

Die Geschichte Schottlands ist definitiv alles andere als pazifistisch. So kam es im Jahr 1746 während des zweiten Aufstandes der Jakobiten zur Schlacht bei Culloden. Der Ort, an dem Schottlands Unabhängigkeit endgültig und blutig verloren ging, ist mittlerweile ine große grüne Wiese, die durch den Regen jetzt eine besonders saftig grüne Wiese wurde.

Culloden Battlefield

Auf dem Areal steht ein einzelnes Haus. Ein kleines, feines, unscheinbar schönes Haus, dessen Schönheit nur durch seine Lage an diesem Ort bedrückt wird.

Das einsame Haus von Culloden

Nach dem Ausflug der Geschichte geht es schnell weiter. Seit den Clava Cairns befinden wir uns übrigens schon nicht mehr in den Lowlands sondern in den Highlands. Das merke ich nur noch nicht so ganz. Jetzt geht es weiter durch die Highlands, bis wir im Cairngorms National Park angekommen sind. Die Natur der letzten Tage war sehr schön, aber ich habe die wundervolle Vermutung, dass es morgen und übermorgen nochmal viel besser wird. Bis dahin sitze ich weiter im Bus und schaue gebannt aus dem Fenster und lasse mich Meter für Meter weiter verzaubern.

Newtonmore

Mitten im Nationalpark liegt Newtonmore. Ein kleines Örtchen mit nicht mal tausend Einwohnern. Dafür gibt es im Ort eine große Anzahl an kleinen wunderschönen Häuschen, die perfekt in die Gegend passen. Und dann gibt es da noch unser Hotel. Wobei das Highlander Hotel eher den Charme eines 70er-Jahre Landschulheims hat. Der Vergleich zu den vorherigen Hotels ist gigantisch. Und ehrlicherweise finde ich es schön und vor allem eins: gemütlich.

Newtonmore

Sonntag, 16. Juli 2017 – Sagenumwobene Highlands?

Carrbridge

Der Morgen beginnt auf den gleichen Wegen, wie der gestrige Tag aufgehört hat. Es geht gen Norden. Die Highlands rufen. Die Schönheit der Gegend ist über Nacht nicht entflohen. Nach einiger Zeit erreichen wir den ersten Haltepunkt. Ein Örtchen, das außer einer Brücke – daher der Name – nichts aufweisen kann. Es ist nicht irgendeine Brücke. Der Dulnain ist nur ein Bach und dennoch ist die Brücke besonders. Die „Old Packhorse Bridge“ ist im Laufe der Jahre immer mehr eins mit der Natur geworden und ist so von Jahr zu Jahr schöner geworden. Und so hat sie nach 300 Jahren durch eine wunderbare Symbiose mit der Natur eine atemberaubende Schönheit erlangt.

Das Ergebnis von ziemlich genau 300 Jahren symbiotischer Arbeit

Nicht nur die Brücken sehen hier schön aus, die Natur ist auch alleine atemberaubend.

Der Dulnain ohne Brücke

Inverness

Es geht weiter zur Hauptstadt der Highlands – Inverness. Wie am gestrigen Tage erwähnt, kommt man bei den Highlands nicht an Macbeth vorbei. Jener schottische König, der durch William Shakespeare eine Art der Unsterblichkeit erreicht hat. Die mittelalterliche Burg existiert zwar nicht mehr, dafür wurde an der derselben Stelle im 19. Jahrhundert eine neue Burg aus rotem Sandstein errichtet – Rot wie die Leidenschaft der Schotten und ihre blutige Geschichte.

Tomorrow, and tomorrow, and tomorrow

Wenn wir bei Macbeth sind, kommen wir um eine weitere Angelegenheit nicht herum. Keine Sorge, danach lasse ich euch mit Shakespeare in Ruhe. Neben „To be or not to be“ aus Hamlet gibt es in Macbeth den wohl berühmtesten Shakespeare Monolog. Ein Monolog über den Sinn des Lebens, der zahlreichst interpretiert und inszeniert wurde, von kleinen Theatern bis hin zu Weltstars wie Sir Ian McKellen oder Sir Patrick Stewart.

She should have died hereafter;
There would have been a time for such a word.
— To-morrow, and to-morrow, and to-morrow,
Creeps in this petty pace from day to day,
To the last syllable of recorded time;
And all our yesterdays have lighted fools
The way to dusty death. Out, out, brief candle!
Life’s but a walking shadow, a poor player
That struts and frets his hour upon the stage
And then is heard no more. It is a tale
Told by an idiot, full of sound and fury
Signifying nothing.

Macbeth (Akt 5, Szene 5, Vers 17–28)

So nach all der humanistischen Bildung widmen wir uns wieder der Schönheit Inverness‘. So bietet die Promenade am Ness, der Fluss der Inverness teilt, eine wunderschöne Aussicht. Im klassisch schottischen Stil strahlen die Häuser eine wundervolle Eleganz und Schönheit aus. Und auch heute unterstützt das Wetter die Schönheit Schottlands.

Die Häuserpromenade am Ness

Den Abschluss in Inverness bildet die St. Andrew’s Cathedral bevor es weiter nach Norden geht.

The long and winding road

Wir verlassen Inverness und der Weg nach Norden verläuft durch eine märchenhafte Natur. Mit jedem Meter, den wir weiter nach Norden fahren, wird es gefühlt schöner. Ich schaue gebannt aus dem Fenster und genieße mein Glück mit jedem Meter mehr. Nach knapp einer Stunde hält der Bus wieder an. Wir haben die Black Water Falls mitten in den schottischen Highlands erreicht. Vollkommen unberührt scheint hier die Natur zu sein und das, obwohl täglich zahlreiche Reisebusse hier halten. Anscheinend hat die Natur doch einen Einfluss auf die Menschen und lässt sie demütig werden und sorgt dafür, dass sie wenigstens einmal die Natur mit Respekt behandeln und nicht verschandeln.

Abgelegene Schönheit

Es geht tiefer in die Natur und es wird schöner, bis wir das Herz des Areals gefunden hat. Ein Zeugnis der rauen, unschuldigen Natur. Etwas Schwarzes durchsticht die grüne Idylle und setzt dem Ort die Krone der Schönheit auf. So wild und doch so elegant gleitet das Wasser durch die Natur.

Wilde Schönheit

Ich will den Ort kaum verlassen, aber ich weiß, es kann immer noch schöner werden. Ich hoffe, ich werde nicht enttäuscht!

Nach kurzer Zeit merke ich, ja es kann noch schöner werden. Die Straßen werden verschlungener und die Natur wird schöner. Ich weiß nicht, was ich fühlen soll, ich bin verzaubert von der atemberaubenden Schönheit dieser Gegend. Bei den Straßen, wie sie sich kurvig durch Natur gleiten lassen, muss ich instinktiv an einen der schönsten Songs aller Zeiten denken und versüße mir so selbst diesen traumhaften Ort. Ich kann die Schönheit kaum in Worte fassen und lasse sie einfach auf mich wirken.

The long and winding road
That leads to your door
Will never disappear
I’ve seen that road before
It always leads me here
Lead me to you door
The wild and windy night
That the rain washed away
Has left a pool of tears
Crying for the day
Why leave me standing here?
Let me know the way
Many times I’ve been alone
And many times I’ve cried
Anyway, you’ll never know
The many ways I’ve tried
And still they lead me back
To the long winding road
You left me standing here
A long, long time ago
Don’t leave me waiting here
Lead me to your door

Nach einer Weile sind wir an der nördlichen Küste Schottlands angekommen. Und die Schönheit der Insel wird unabhängig der Straße fortgesetzt. Der raue kräftige Küstenwind setzt ganz andere Akzente im Vergleich zu den Straßen vorher. Es ist trotzdem mindestens genauso schön. Denn es gibt kein schöneres Gefühl der Freiheit und Sehnsucht als an einer schönen Klippe zu stehen und den Wind in seinen Haaren zu spüren.

Ein Sehnsuchtsbummler wie er im Buche steht

Keine Schottlandreise ist eine wirkliche Schottlandreise, wenn du nicht ein paar süße Schäfchen auf der Straße siehst. Es ist hier zwar nicht so (schön) wie in Irland, aber die kleinen putzigen Tierchen findet man auch hier. Sie zu finden ist leicht, sie gut aus dem Bus heraus zu fotografieren eher weniger.

Määäh!

So wie die Schafe verlassen wir zeitnah die Straße und kommen zum nächsten Halt. Inverewe Garden ist nicht nur irgendein Garten. Es ist einer der nördlichsten botanischen Gärten der Welt. Geographisch auf gleicher Höhe wie Südnorwegen oder der Hudson Bay und trotzdem kann es hier bis zu 29 Grad werden. Wie? Des Rätsels Lösung ist simpel: durch den Golfstrom. Und so kann ich hier die schönsten Pflanzen Schottlands sehen. Hier finden sich Pflanzen aus Australien, Südamerika und sogar dem Himalaya. Es ist eine faszinierende Vielfalt und doch hat die Schönheit einen Makel. Es ist ein botanischer Garten und es hat alles seine Struktur und Ordnung. Die Schönheit der Vielfalt unterliegt so der Schönheit der wilden Unberührtheit der schottischen Highlands. Die Schönheit dieser abwechslungsreichen botanischen Sammlung darf auf keinen Fall unterschätzt werden. Und die große Vielzahl verschiedenster Pflanzen aus aller Welt ist Spiritus. Es ist ein Spiritus für die Flamme des Fernwehs, die bei mir immer mehr brennt.

Feurige Vielfalt

Wir verlassen den Garten und fahren weiter auf den ach so langen und verschlungenen Straßen. Nach einer Weile erreichen wir Little Gruinard. Dort erhascht mich ein Anblick, der an den nördlichen Küsten Schottlands nicht fehlen darf. Und so zeigen sich auch die süßen Bewohner des Meeres und verzaubern den Tag noch ein bisschen mehr.

Ich weiß nicht, was soll es bedeuten

Von unserem Halt an der Klippe kann ich einen schönen Blick auf Gruinard Beach erlangen. Der Strand stellt das Kontrastprogramm zum botanischen Garten da. Unberührt, rau und wild. Das Grün, die See und die Berge sind ein wundervoller Anblick und sind das perfekte Ende für diesen wunderschönen Tag.

Nordisches Kontrastprogramm

Ullapool

Das Ende des Tages stellt Ullapool dar. Mit 1.500 Einwohner die Metropole der nordwestlichen Highlands. Nein, ich habe keine Null(en) vergessen. Das kleine Küstenstädtchen hat sich dazu erbarmt das typisch schottische Wetter zu zeigen. Es ist grau, es regnet und es ist kalt.

Ullapool im Regen
Schottland wie man es sich vorstellt – Loch Broom

Der Tag endet leider nicht so perfekt wie er hätte enden sollen. Das Caledonian Hotel ist eins von 2 Hotels der Stadt und eines der wenigen größeren Hotels hier in der Gegend. Daher die Übernachtung in Ullapool. Es ist das dreckigste, kaputteste, schäbigste Hotel, was ich jemals gesehen habe. Der Tag hätte besser enden müssen. So ist das Leben – Perfektion und Abschaum sind oft viel näher als einem lieb ist.

Fazit

Was macht die Highlands so schön, wie alle sagen? Ist es die Geschichte, ist es Shakespeare oder doch die schöne Hauptstadt Inverness? Die Frage lässt sich leicht beantworten. Es ist nichts dergleichen. Es ist die unfassbar wunderschöne Natur. Eine unangerührte Schönheit, die für Freiheit, Sehnsucht und pures Glück steht. In den Highlands geht es nicht um einzelne Höhepunkte. Die Highlands sind ein Gesamtkunstwerk der Schönheit. Der Weg auf langen und verschlungenen Straßen ist das wahre Ziel der Reise. Mit jeder Kurve, die den Weg verlängert, steigt das Glück exponentiell an. Also nein, die Highlands sind nicht so sagenumwoben, wie es heißt. Sie sind tausendmal schöner!

Montag, 17. Juli 2017 – Auf der Suche

Der Morgen

Ich bin definitiv schon an schöneren Orten aufgewacht. Über das Hotel habe ich mich bereits gestern ausgelassen. Das Frühstück ist wie in meinem Lieblingsfilm so passend beschrieben: schrecklich und dann auch noch so wenig. Ich bin froh, als wir diesen Ort verlassen. Es kann von jetzt an nur besser werden.

Die schottische Natur versucht rasch sich zu versöhnen und so dauert es nur wenige Minuten, bis ich wieder von diesem Land begeistert bin. Meine Laune ist wundervoll. Das Wetter leistet seinen Beitrag und die grauen Wolken des gestrigen Abends sind wieder verschwunden.

Corrieshalloch Gorge

Nachdem es eben aufwärtsging, geht es jetzt abwärts. Jetzt in der schönen schottischen Natur. In der unaussprechbaren Schlucht schlägt die raue Schönheit voll und ganz zu.

Rau. Wild. Schottisch.

Es ist nicht nur die Schlucht, die den Ort so wunderbar macht. Der Hin- und Rückweg verläuft durch ein kleines bisschen Wald. Die strahlend grünen Bäume und die Stille haben eine unfassbar befreiende und beruhigende Ausstrahlung. Nach der Schnelligkeit der Schlucht bildet der Wald die entsprechende Antithese, die paradoxerweise in kompletter Harmonie zum Vorherigen steht. So verlasse ich vollkommen ausgeglichen, aber viel zu schnell diesen Ort.

Sanft. Ruhig. Schottisch.

Der Weg ist wieder Teil des Ziels. Die Natur ist atemberaubend. Die grünen Wiesen, die Berge, das Schimmern der Sonne in den Lochs, all das macht diesen Ort so traumhaft. Ich fühle mich überwältigt von solcher Schönheit. Womit habe ich diese gesamte Schönheit verdient? So viel Schönheit, dass ich sie unmöglich adäquat würdigen kann. Die Reizüberflutung der Freude lässt mich wieder an das Gute in der Welt glauben. Das Schöne und Gute wird immer siegen, ich darf die Hoffnung nur nicht aufgeben.

Atemberaubende Schönheit
Womit habe ich das verdient?

Loch Ness

Was wäre Schottland ohne Nessi? Das niedliche Seemonster gehört so fest zu Schottland wie Whisky zu Schottland. Bevor es zum richtigen Loch Ness geht, geht es zum Loch Ness Exhibition Center, wo einem die Geschichte von Nessi beigebracht wird. Funfact am Rande: Es wurde einst wissenschaftlich bewiesen, dass keine unbekannte Lebensform im Loch Ness wohnt, aber wer hört auf die Wissenschaft… Und so geht die Suche immer weiter.

Nessi oder nicht Nessi, das ist hier die Frage.

Und die Beatles sind auch heute wieder dabei!

We all live in a yellow submarine

Jetzt geht es an den See. Allerdings nicht direkt an den See. Bevor es direkt ans Wasser geht, geht es in das Besucherzentrum von Urquhart Castle. Das ist eine mittelalterliche Burgruine, die direkt am Loch Ness liegt. So interessant die Geschichte sein mag, so größer ist meine Ungeduld, endlich an Loch Ness heran zu gehen. Nach der ganzen Zeit im Bus endlich wieder raus in der freie Natur zu sein.

Nach einer Weile sind wir endlich draußen und sehen Urquhart Castle. Es ist ein überwältigender Anblick. Die Ruine, wie sie mitten in der herrlichen Natur steht, umringt von funkelndem Wasser, strahlendem Gras und majestätischen Bergen. Die Kombination aus Natur und der Ruine menschlichen Schaffens ist wahrlich einzigartig. Es erinnert ein wenig an das Mittelrheintal, doch ist es anders, nicht weniger schön.

Romantik wie sie im Buche steht.

Und dann habe ich es geschafft, ich stehe endlich am Loch Ness. Es sah aus der Ferne bezaubernd aus, aber der Anblick aus der Nähe ist überwältigend. Ich weiß nicht, wie ein See es schaffen kann, so schön auszusehen, aber er tut es. Das schimmernde Leuchten des Wassers strahlt eine solche Lebensfreude aus, das ist nicht in Worte zu fassen. Am letzten Tag zeigt Schottland noch mal die schönsten Seiten seiner Natur. Es ist herrlich!

Lebensfreude

Leider hat alles Schöne ein Ende und so geht es für uns weiter. Fort Augustus ist ein schöner Ort mit einer traditionsreichen Schleuse, es scheint unfair, diesen Ort mit dem Vorherigen zu vergleichen. Die Nessi-Badeente, die ich aus dem Ort habe, ist bis zum heutigen Tage eine treue Begleiterin.

Fort Augustus

Es geht weiter durch die Highlands, bis wir im absoluten Niemandsland sind. Komischerweise kam aber irgendwann jemand auf die Idee, dass das absolute Niemandsland der perfekte Ort für ein riesiges Denkmal ist. Und so steht mitten in der wunderschönen Natur ein Denkmal für die Soldaten Schottlands im Zweiten Weltkrieg. Das trübt die Stimmung. Dafür ist die Umgebung umso schöner. Ben Nevis, der höchste britische Berg, ist nicht weit entfernt. Die Natur ist kontinuierlich traumhaft.

Die Schönheit des Niemanslandes

Glencoe

Nächster Halt: Glencoe Woodland Walk. Die Anblicke aus dem Fenster des Busses waren die letzten Kilometer wundervoll. Endlich halten wir wieder und ich kann dieses Wunderwerk der Schönheit aus nähster Nähe betrachten. Auf einem kleinem Pfad wandern wir durch das strahlende Grün des Glencoe. Es ist majestätisch.

Majestätische Pfade

Nach einer kurzen Weile auf dem Pfad, die sich wie eine majestätische Ewigkeit angefühlt hat, erreichen wir eine Art Aussichtspunkt. Es ist ein himmlischer Anblick. Die Schönheit des Ortes lässt sich nicht beschreiben. Mein Herz blüht vor lauter Freude so auf, wie die Natur es im Frühling macht. Es ist traumhaft. Ich weiß nicht, wie ich mich fühlen soll, so schön ist es. Ich könnte für immer hier stehen bleiben!

Es heißt, das Beste kommt zum Schluss, und es ist zwar noch nicht das endgültige Finale der Reise, das Beste war es definitiv. Glencoe ist definitiv einer der schönsten Orte, an dem ich jemals war und definitiv der schönste Ort in Großbritannien. Ich bin so glücklich, dass ich hier sein kann und umso glücklicher, dass ich bei diesem phänomenalen Wetter hier sein kann.

The long and winding road to Loch Lommond

Die Reise geht weiter. Die Straßen sind so schön, wie sie es gestern schon waren. Und so kommen die Beatles mit ihrer Musik heute noch ein zweites Mal wieder in meinen Kopf. Und während der Weg immer weiter geht, versinke ich immer mehr in meinen Gedanken.

But still they lead me back
To the long winding road
You left me standing here
A long, long time ago
Don’t keep me waiting here
Lead me to your door

The Bonnie Banks of Loch Lomond, Loch Lomond ist nicht nur der größte See Schottlands, sondern auch der schönste See Schottlands – sorry Nessi! Ich bin überwältigt, wie nach dem wunderschönem Anblick am Vormittag ein See noch schöner sein kann. Positive Überraschungen sind aber das, was unser Leben und das Reisen erst so richtig schön machen. Loch Lomond hat aber auch einen gewaltigen Vorteil. The Bonnie Banks of Loch Lomond ist der Titel eines der schönsten schottischen Volkslieder. Aber auch ohne diese musikalische Unterstützung hätte Loch Lomond dieses Rennen gewonnen. Es ist wunderschön. Die Highlands verabschieden sich in vollkommener Schönheit.

By yon bonnie banks and by yon bonnie braes,
Where the sun shines bright on Loch Lomond.
Where me and my true love were ever wont to gae,
On the bonnie, bonnie banks of Loch Lomond.

Ein kleiner Funfact noch zum Abschluss: Die Melodie des Liedes ist die Melodie der Hymne des 1. FC Kölns. Lieber effzeh: Mer stonn zo dir!

Glasgow

Am Abend kommen wir in Glasgow, der größten Stadt Schottlands, an. So schön der Tag war, so anstrengend war er auch. Von Ullapool bis Glasgow sind es gut 350 Kilometer und das Programm des Tages war nicht gerade wenig. Den Tag lassen wir wundervoll und schlicht mit einem Spaziergang an der Promenade des Clyde ausklingen.

Finale

Fazit

Nein, ich habe nicht Nessi gesucht. Eine Reise nach Schottland ist nicht nur eine Reise nach Schottland. In Schottland beginnt die wirkliche Reise – die Reise zu einem selbst. Nosce te ipsum! Erkenne dich selbst! In der schottischen Natur erkennst Du, was Schönheit, was Sehnsucht, was Freiheit ist. Du erkennst dich selbst. Du wirst inspiriert, deine Ziele und Wünsche zu suchen und in Erfüllung zu bringen. Wenn du etwas wirklich willst, dann musst du nicht sagen, dass du es willst, du musst so handeln. Wenn du die Welt sehen willst, dann geh‘ raus in die Welt! Erkunde die Welt und erkenne dich dabei.

[Teile des Textes sind im Juni, Juli und September 2021 sowie Januar 2022 entstanden und in ursprünglicher Form im Dezember 2021 und Januar 2022 veröffentlicht worden. Im Augsut 2023 wurden die einzelnen Textbausteine zusammengefügt, korrigiert und neu veröffentlicht.]

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