Auf der einen Seite sind Kopfbahnhöfe für den Fernverkehr unfassbar unpraktisch, auf der anderen Seite sind sie dann doch irgendwie besonders. Meinen (hass)geliebten Frankfurter Kopfbahnhof kenne ich ja schon zu Genüge. Der wahrscheinlich berühmteste (und schönere) deutsche Kopfbahnhof ist aber der Leipziger Kopfbahnhof. Denn im Gegensatz zum Frankfurter Bahnhof ist dieser wirklich schön und einen Besuch wert.

Deutschland ist ja eigentlich nicht für seine Revolutionen bekannt. Leipzig bildet da eine prominente Ausnahme. So hat hier die friedliche Revolution von 1989 ihren Anfang genommen. Die Revolution von 1989 ist eine der wenigen erfolgreichen Revolutionen Deutschlands. 1989 gab es aber nicht die erste Revolution in Leipzig. So hat sich die Märzrevolution 1848 auch zu großen Teilen in Leipzig abgespielt. Einer der Revolutionäre war der in Leipzig geborene Richard Wagner. Die Folge seines Engagements für das freie geeinte Deutschland war das Exil in Zürich.

An diesem Sonntag im Januar 2023 sind die Straßen jetzt weniger voll als damals. Um genau zu sein, sind sie leer. Aber so kommt die Schönheit Leipzigs erst so richtig zum gelten. Denn Leipzig ist wirklich eine sehr schöne Stadt!

Der Leipziger Marktplatz ist ein wunderbarer Ort. Er wirkt richtig schön historisch. Die lange Geschichte der Stadt ist so zum Greifen nah. Das Wetter könnte zwar besser sein. Das schöne und historische Leipzig lässt sich davon aber nicht unterkriegen. Da Leipzig einst Handelsmetropole war, ist dieser Platz eigentlich einer der wichtigsten der Stadt.


Leipzig hat auch eine sehr alte Universität. Der bekannteste Student der alten Leipziger ist ohne Frage Johann Wolfgang Goethe. Er hat hier in Leipzig sein Studentenleben genossen. Und hat sich dabei in die schöne Stadt verliebt. Er hat die Stadt so sehr in sein Herz geschlossen, dass er ihr in Faust I ein literarisches Denkmal gesetzt hat. Die Stadt hat ihm zumindest ein richtiges Denkmal gesetzt.

Es ist ein klein Paris, und bildet seine Leute.
Die beste Zeit seines Studentenlebens hatte Goethe Frage im berühmten Auerbachs Keller. Hier hat er so manche Vorlesung verpasst und den einen oder anderen Wein genossen. So gehört sich das für einen Studenten eben! Wobei ich mit meiner Regelstudienzeit doch eher vor den Büchern und weniger vor dem Wein saß. Aber aus mir ist auch nicht so ein poetisches Genie, wie Goethe es ist, geworden. Auerbachs Keller hat in Goethes opus magnus natürlich auch einen Ehrenplatz bekommen.

Ich will euch lehren Gesichter machen!
Ihr seyd ja heut wie nasses Stroh,
Und brennt sonst immer lichterloh.
Aber neben Goethe haben noch viele andere berühmte deutsche Künstler in Leipzig gewirkt. So ist Leipzig auch die Bachstadt, da in der Thomaskirche Johann Sebastian Bach als Kantor wirkte. Hier fing die Karriere von einem der bedeutendsten deutschen Komponisten an.

Mein Pharmazeutenherz darf sich dann noch über das Leipziger Pharmaziemuseum freuen. Nachdem ich schon das Pharmaziemuseum in Heidelberg besucht habe, ist ein Besuch des sächsischen Museums Pflicht für mich. Es ist schon faszinierend, was für abstruse Dinge vor noch 100 Jahren in der Pharmazie praktiziert wurden. Andererseits sollte ich nicht so viel vom hohen Ross lästern. So erlebe ich in der Apotheke auch noch oft genug, dass jemand Globuli haben will… Und nein, Globuli haben keine wissenschaftlich belegbare Wirksamkeit.

Aber nicht nur das alte Rathaus Leipzigs ist sehenswert. Auch das neue Rathaus ist ein wunderschönes Gebäude. Generell lässt sich sagen, dass es in Leipzig sehr viele schöne (alte Gebäude) gibt. So ist auch der Bau des Bundesverwaltungsgerichts ein wahrer Prachtbau.


Ich bin übrigens jetzt auf dem Weg zum berühmten Leipziger Völkerschlachtdenkmal. Das Denkmal erinnert an die berühmte Völkerschlacht bei Leipzig im Jahre 1813. Diese war ein Wendepunkt in den Befreiungskriegen Europas gegenüber Napoleon. Die Völkerschlacht und die Befreiungskriege lösten auch eine erste Welle vom deutschen Patriotismus in den bis dahin zerstückelten deutschen Landen aus. Ein wahrlich historischer Ort. Nur ist das Denkmal 4,5 Kilometer vom Leipziger Zentrum entfernt. Bei Eis und Schnee würden meine Finger fast am Erfrieren leiden, hätte ich keine Handschuhe dabei. Es ist aber auch ein schöner Weg, denn man findet immer wieder schöne historische Gebäude.


Aber Leipzig war auch immer schon eine Stadt der Moderne und des Fortschritts. Und so wird auch jetzt in Leipzig viel gebaut. Selbst wenn das Gelände um den bayrischen Bahnhof aktuell mehr wie eine marode Winterbauruine aussieht.

Ich liebe ja wirklich Bibliotheken. Zu meinem Glück steht die Deutsche Nationalbibliothek auch in Leipzig. Mein Pech ist nur, dass sie ausgerechnet heute wegen Renovierungsarbeiten geschlossen ist. Von außen sieht der alte Teil Bibliothek auch sehr schön aus. Die schönste Bibliothek der Welt habe ich ja sowieso schon einmal gesehen.

Die letzten Meter bis zum Denkmal wirken wie eine brache Leere. Alles ist leer. Ich bin alleine. Es ist grau und kalt. Ein paar Häuser stehen noch. Der Rest ist Parkplatz. Das Leipziger Stadtarchiv durchbricht die Leere, selbst wenn der Bau mehr als aus der Zeit gefallen ist.

Schon von Weitem erkennt man die Imposanz des Denkmals. Das Denkmal hat schließlich auch eine stattliche Größe von 91 Metern. Damit ist es das größte Denkmal Europas. Damit ist es nur ein paar Meter kleiner als die Freiheitsstatue mitsamt Sockel. Ein Denkmal für den Weg zur Freiheit Deutschlands hat aber auch ein würdiges und großes Denkmal verdient. Diese Imposanz lässt sich gar nicht in Worte fassen. Natürlich gibt es nicht nur ein Denkmal. Es gibt auch noch ein Wasserbecken vor dem Denkmal. Das ist jetzt im Januar nur komplett vereist.

Der Weg bis zur Spitze des Denkmals ist zwar beschwerlich, dafür sieht man das gigantische und eindrucksvolle Innenleben des Denkmals und an der Spitze hat man eine fantastische Aussicht auf Leipzig und auf die Wälder der Gegend.

Im Museum zur Schlacht wird natürlich auch auf die Schlacht von Jena und Auerstedt verwiesen. In Auerstedt war ich übrigens auch mal, als ich wieder durch die halbe Republik fahren musste. Das ist wirklich ein winziges Kaff. Ein Kaff aber mit großer Geschichte,

Der Weg zurück ist dann leider etwas monoton und bekannt. Es ist noch immer kalt und so langsam wird es auch schon dunkel und düster.
Ich lande dann am Augustusplatz. Das ist ein großer und bekannter Platzin Leipzig. Hier finden sich Oper, Universität (Grüße an Goethe) und das weltbekannte Gewandhausorchester.


Zum Abschied geht es noch zur Nikolaikirche. Hier nahm die friedliche Revolution ihren Höhepunkt an. Der Rest ist Geschichte.

Der Abschluss des Tages findet natürlich – wo auch sonst! – in Auerbachs Keller statt. Zu DDR Zeiten war der Zutritt nur mit Westpass, Parteiloyalität oder genügend Vermögen möglich. Heute kann jeder eintreten. Und ich kann mich einmal ganz wie Goethe fühlen! Und das Essen erst! Meine Güte war das exzellent!

Als wie fünf hundert Säuen!

Und wenn er sie beym Kragen hätte.

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Den Bildern nach zu urteilen ist Leipzig eine Geisterstadt, so menschenleer…. 🙂
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Zumindest an nasskalten Sonntagen scheint Leipzig wirklich eine Geisterstadt zu sein 😀
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Danke für die Impressionen! Ich kenne nur die besuchten Orte von Schiller. Das war das Kaffeehaus Richter, das Gohliser Schlösschen und das heutige Schiller Museum. LG Gisela
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