Die New York Pentalogie – Weitblick, Fähren und ganz große Liebe

Freitag, 18. November 2022 – Tag II

Der Vorteil am Jetlag ist ja, dass man früh aufsteht. Der viel größere Vorteil ist, dass unser Hotel Richtung Osten ausgerichtet ist. So werde ich durch einen wundervollen Sonnenaufgang geweckt. Da startet der Tag schon mal perfekt.

Guten Morgen

Am Frühstückstisch wird dann schnell wieder das Motto von gestern Abend deutlich. Ressourcen sind unbegrenzt. Es gibt Plastikbesteck, dass noch mal in Einwegplastik eingepackt ist. Das Frühstück heute Morgen hat schon mehr Plastik produziert, als ich im gesamten letzten Monat produziert habe. Diese Plastikverschwendung und Müllansammlung widert mich wirklich an. Aber so ist Amerika eben leider nun einmal. Und jetzt gerade führt für mich kein Weg daran vorbei.

Wir verlassen das Hotel und werden direkt von einer Duftwolke erschlagen. Es gibt nicht einen Fleck auf der Straße, der nicht nach Marihuana riecht. Und das Ganze um kurz nach 9 am Morgen. Zum Glück sind es bis zur U-Bahn nur einige Meter.

Während in Frankfurt eine unterirdische U-Bahn-Fahrt nicht mehr als maximal 15 Minuten dauert, hat man in New York in der Zeit gefühlt 3 Stationen geschafft. Die gigantischen Dimensionen dieser Stadt sind nahezu unvorstellbar. Noch unvorstellbarer wird es dann, wenn man aus der U-Bahn aussteigt. In der Downtown Manhattans fühlt man sich als Mensch einfach nur winzig. Beim Blick nach Oben sieht man einen Wolkenkratzer nacheinander. In den USA sagt man ja ganz gerne, the sky is the limit. Das blöde ist nur, dass der Himmel durch die ganzen Bauwerke verdeckt ist. Es ist einfach nur imposant.

The sky is the limit

Der Grund, warum wir gerade hier anfangen, ist ganz einfach. Wir wollen hoch hinaus. Hier im Süden Manhattans steht das höchste Gebäude der Stadt. Es geht um kein geringeres Gebäude als das One World Trade Center. 541,3 Meter Höhe, 104 Etagen oder 3,8 Milliarden US-Dollar Baukosten zeigen wieder nur das Leitmotiv der Reise: Ressourcen sind unbegrenzt.

Ressourcen sind unbegrenzt

Viel schöner, als von unten auf Gebäude zu schauen, ist ja von oben auf die anderen Gebäude zu schauen. So gibt es auf ca. 400 Metern Höhe eine wunderbare Panorama-Etage. Die Fahrstuhlfahrt nach oben dauert ca. 1 Minute. Allein für die Fahrt ist die Reise es wert. Die Geschwindigkeit des Aufzuges ist atemberaubend. Und dann gibt es noch parallel zur Hochfahrt eine Zeitrafferprojektion auf den Bildschirmen im Fahrstuhl. Es ist definitiv ein Erlebnis für alle Sinne. Das schönste ist am Ende aber natürlich nicht der Aufzug, sondern die Aussicht. Die ist wirklich atemberaubend. Man hat wirklich einen fantastischen Blick auf die gesamte Stadt. Von hier oben wird die enorme Dimension einerseits zwar komplett deutlich, andererseits wirkt von hier oben alles so klein und winzig. Aber am Ende bleibt mir nichts anderes übrig, als einfach Inne zu halten und den Anblick zu genießen.

So winzig und doch so riesig
Freiheit
Das alte New York

Wo Licht ist, ist auch Schatten. Das trifft für diesen Ort leider auch zu. Denn wo jetzt das blühende Leben Amerika stattfindet, fand auch eine der größten Tragödien der amerikanischen Geschichte statt. Vor 21 Jahren hat hier die islamistische Terrororganisation al-Qaida der freiheitlichen demokratischen Welt den Krieg erklärt. 2977 unschuldige Menschen haben am 11. September 2001 ihr Leben verloren. 2977 ist nicht nur eine Zahl. Es sind 2977 Schicksale, Geschichten und Menschen, die geliebt wurden. Wie geht man mit so einer Tragödie um? Ich glaube, eine richtige Antwort kann man auf diese Frage nicht geben. Ich denke aber, dass das 9/11 Memorial am Ground Zero den richtigen Weg geht. Das Museum schafft das Unvorstellbare vorstellbar zu machen, besonders für jemanden, der damals 1 Jahr alt war und selbst keine Erinnerungen an jenen elften September hat. Die imposantesten Räume sind die, die an die Helferinnen und Helfer von Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei erinnern. Diese Heldinnen und Helden haben unter Lebensgefahr Menschenleben gerettet und sich den größten Respekt verdient, den ein Mensch bekommen kann. Unter den Opfern sind auch 343 Feuerwehrmänner und 23 Polizisten, die beim Versuch zu Helfen ihr Leben verloren. Ihre Namen werden in New York nie mehr in Vergessenheit geraden.

Come on up for the rising
Come on up, lay your hands in mine
Come on up for the rising
Come on up for the rising tonight

Es fühlt sich fast falsch an, jetzt weiter zu machen. Aber wie hat es George W. Bush einst so passend formuliert: „Now, the American people have got to go about their business. We cannot let the terrorists achieve the objective of frightening our nation to the point where we don’t conduct business, where people don’t shop.

Wofür ist New York wohl am meisten bekannt? Ist es der Times Square, die Hochhäuser oder ist es doch die Freiheitsstatue? Ich kann es nicht beantworten. Was ich aber schon jetzt weiß, ist, dass die Freiheitsstatue recht winzig ist und es wenig Sinn macht, nach Liberty Island zu fahren, nur um dann eine Genickstarre zu bekommen. Wir fahren daher nach Staten Island. Die Fähre fährt direkt an der Freiheitsstatue vorbei. Man hat so einen fantastischen Ausblick auf die Statue – wenn man denn auf der richtigen Seite der Fähre steht. Und das Beste ist, dass die Fähre gratis ist. Die Wartezeit auf die Fähre nutzen wir natürlich ganz sinnvoll mit Essen vom Hot-Dog-Wagen oder Donuts. Staten Island hat dann außer einem Shopping Center und einer fantastischen Aussicht nicht viel zu bieten. Es geht daher dann recht schnell für uns wieder zurück. Vorbei natürlich auch dieses Mal wieder an Lady Liberty.

„Das Geheimnis des Glücks ist die Freiheit, das Geheimnis der Freiheit aber ist der Mut.“ – Peloponnesischer Krieg, 2, 43, 4 / Perikles
Sind wir eigentlich auf der richtigen Fähre?
Downtown, Manhatten
If you look into the distance, there’s a house upon the hill
Guiding like a lighthouse
It’s a place where you’ll be safe to feel our grace
‚Cause we’ve all made mistakes
If you’ve lost your way

New York liegt übrigens direkt am Atlantik. Das bedeutet, dass es im November einen sehr kalten Küstenwind gibt. In der Stadt merkt man die 0 Grad nicht. Wenn man dann sich aber Richtung Wasser bewegt, spürt man die eiskalten Winde des Atlantiks. So fühlt sich Freiheit an. Leider strapaziert die Freiheit meine Lippen etwas. Als angehender Apotheker wollte ich sowieso schon immer mal in eine amerikanische pharmacy. Jetzt will ich das nicht mehr. Es ist halb Drogerie und halb Supermarkt. Und ein ganz klein bisschen Apotheke. Medikamente werden zum Nebenprodukt und zur Trivialität. Die Tatsache, dass die kleinen Pillen Leben retten können und wirklich wichtig sind, kommt hier kaum zur Geltung. Und auch die Tatsache, dass man mit den kleinen Pillen viel Schaden anrichten kann, bleibt unerwähnt. Ich bin dann doch sehr stolz darauf, wie unser Apothekenwesen aufgebaut ist. Mein Lippenbalsam finde ich trotzdem. Das und eine TAUSEND! Stück Packung Ibuprofen. Ja, es sind nur 200 mg Tabletten und keine 400 mg, aber trotzdem muss man sich das mal auf der Zunge zergehen lassen. TAUSEND Tabletten. Wofür brauch ich denn bitte tausend Ibuprofentabletten. Ich hatte in der Apotheke zumindest noch niemanden, der mehr als zwei 50 Stück Packung Ibuprofen 400 mg auf einmal gekauft hat. Aber es gibt Gründe, warum in den USA mehr Menschen an Schmerzmittelüberdosen sterben als an Schusswaffen. Das ist einer der vielen Gründe.

Die Reise geht dann für uns weiter zur berühmtesten Straße in ganz New York. Seit dem Wolf of Wall Street ist die Straße der feuchte Traum eines manchen jungen Mannes. Es geht zur Wall Street. Bei aller Kritik an der Wall Street darf man aber auch nie vergessen, dass sie einer der Gründe ist, warum New York heute so ist, wie es ist. Daher auch mal ein kleines danke an alle Bänker der Welt.

Deine Armut kotzt mich an!

Es geht weiter Richtung Osten der Stadt. Die Nachmittagssonne wird so langsam immer tiefer und die goldene Stunde bricht über New York herein. Die ganze Stadt erstrahlt im güldenen Schimmer. Der East River wird zu einem Fluss aus purem Gold.

„Der Sonnenuntergang zeigt, dass das Leben zu schön ist, um an der Vergangenheit festzuhalten, also lebe in der Gegenwart.“ – Jennifer Aquillo

Wir folgen der Sonne Richtung Brooklyn Bridge. Wobei bei den Lichtverhältnissen man auch von der Golden Gate Bridge sprechen könnte. Wenn man in New York ist, muss man einmal über die Brücke gelaufen sein. Das stelle ich jetzt so in den Raum und sage gleich, dass diese These nicht zur Diskussion steht. Es wird sich lohnen. Das Problem ist nur, dass alle Menschen ihr Selfie auf der Brooklyn Bridge haben wollen. Und am Anfang der Brücke gibt es noch mobilen Verkaufsstände. Kurz und knapp. Die Brücke ist komplett überfüllt. Nach hundert oder zweihundert Metern ist der Ansturm aber vorbei. Die meisten wollen ja doch nur ihr Selfie. Auf der Mitte der 1,8 Kilometer langen Brücke ist man dann fast alleine. Das ist auch perfekt, denn die Aussicht in der goldenen Stunde ist traumhaft schön. Hatte ich eigentlich schon einmal erwähnt, dass ich Sonnenuntergänge liebe?

„Der Sonnenuntergang zeigt, dass das Leben zu schön ist, um an der Vergangenheit festzuhalten, also lebe in der Gegenwart.“
– Jennifer Aquillo
Ich laufe doch nicht mehr als 100 Meter nur für ein Selfie?!

Die wunderbare Aussicht hat aber auch einen hohen Preis. Auf der Brücke über dem East River ist man dem eiskalten Wind schonungslos ausgesetzt. Aber der Anblick auf wärmenden Strahlen der Sonne ist den Preis wert.

„Es gibt jeden Tag einen Sonnenaufgang und einen Sonnenuntergang und sie sind absolut kostenlos. Vermisse nicht so viele von ihnen.“
– Jo Walton
„Die einzigen Sonnenuntergänge, die ich nicht mag, sind die, die ich verpasst habe.“

Am anderen Ufer in Brooklyn werden wir dann noch mehr belohnt. Eine wunderschöne Aussicht auf die New Yorker Skyline im magischen Licht des frühen Abends. Womit habe ich das alles verdient?

„Je mehr Wolken du am Himmel hast, desto farbenfroher wird der Sonnenuntergang.“
– Sajal Sazzad
„Danke, das sollte jeder von uns sagen, wenn wir einen Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang sehen. Und wenn wir das tun, wird die Welt vielleicht zu einem besseren Ort.“ – Anthony T. Hincks

Während der Rest meiner Gefährten sich auf einer Bank niederlassen, eile ich an die Spitze der Plattform und starre auf die Weiten des Meeres. Ich versinke in meinen Traumwelten und genieße einfach die Schönheit dieses Naturzaubers.

„Die Welt ist ein Traum, sagst du, und manchmal ist es schön. Sonnenuntergang. Wolken. Himmel.“ – Richard Bach
„Wenn sich im See die Welt spiegelt, dann erkenne ich dort ein Tor zum Universum.“
„Der Sonnenuntergang ist eine wunderbare Gelegenheit für uns, all die großartigen Dinge zu schätzen, die uns die Sonne schenkt!“ – Mehmet Murat ildan

So ein schöner Sonnenuntergang macht natürlich auch hungrig. Wir wollen daher schön amerikanisch essen. Es geht nach China Town. Denn asiatisches Essen ist fast so amerikanisch wie der Hamburger von gestern. Man sollte nur meinen, dass in einem Land, wo 20 Prozent Trinkgeld obligatorisch sind, die Kellner nett zu einem sind. Aber wie konnte ich das auch nur erwarten.

China Town bei Dunkelheit

Gestärkt geht es dann weiter nach Italien. Mein großes Sehnsuchtsland ist momentan aber eher weihnachtliches Winterwunderland als Sonnenparadies. Ob man in Italien auch so kitschig Weihnachten feiert? Aber trotz Lichterflut fühlt sich mein kleines Italien gleich wunderschön warm in meinem Herzen an.

„andiamo fratello non mastroianni tutti i funions“
Buon Natale

Zu Fuß geht es dann weiter in Herz der Stadt. Wobei man wirklich sich fragen kann, ob die Stadt, die niemals schläft, wirklich ein Zentrum hat. Auf dem Weg ins „Zentrum“ haben wir einen wunderschönen Blick auf das schönste Gebäude der Welt. Das Empire State Building strahlt mich an. Für mich ist es das Empi. Ich sehe es und muss direkt an meine absolute Lieblingsserie denken. Ich sehe es und ich weiß, dass alles schon werden wird. Ich sehe es und weiß, dass ich meinen Weg schon gehen werde.

You can’t clinge to the past cause no matter how tightly you hold on, it’s already gone.

Den Abschied des Tages verbringen wir dann in bester amerikanischer Tradition in einem Shopping Center. Das Macys ist weltbekannt und wahrscheinlich auch so groß wie die Welt. Also dann, frohes shoppen!

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6 Kommentare zu „Die New York Pentalogie – Weitblick, Fähren und ganz große Liebe

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