Tag 11 – Land Nr. 4 und Kulturtourismus

Ein frisch bestandenes Staatsexamen und ein Interrail Ticket für einen Monat: Darum geht es in der Reihe Mein Monat. Bevor du diesen Beitrag liest, ist es vielleicht sinnvoll, erst die vorherigen Beiträge zu lesen.

Dienstag, 11. Oktober 2022 – Tag 11

Trotz Mehrbettzimmer konnte ich auch diese Nacht perfekt schlafen. Ob das an Italien oder doch an meinen Ohropax liegt, muss aber noch abschließend geklärt werden. Meine Beine melden sich nach den 25 Kilometern vom gestrigen Tag doch etwas und sind spürbar schwer geworden. Aber Vorfreude und Reisefieber kann schließlich Berge versetzen. Das ist auch nötig. Denn heute geht es in das vierte Land meiner Reise. In den kleinen und sehr bergigen Zwergstadt San Marino mitten in den italienischen Weiten.

Beim Kauf der Bustickets in Rimini spürt man dann wieder die perfekte italienische Mentalität. So wird bei meinem Ticketkauf alles getätigt außer der Kauf der Tickets. Wann soll man denn auch sonst telefonieren?

Heute Morgen breitet sich dann ein seichter Nieselregen über Rimini aus. Zum Glück sitze ich ja im Bus. Wobei diese Fahrt auch mehr als abenteuerlich ist. So ist in Italien ein Kreisverkehr per se zweispurig, egal wie klein er ist, und eine Vespa macht auch immer genau das, was sie gerade will. Und dann ist San Marino noch ein sehr bergiger Staat. Das macht die Busfahrt auch nicht entspannter. Aber man kann dafür schon schön die Burgen der ältesten Republik Europas erkennen.

Oben angekommen kann ich mich darüber freuen, dass auf meiner Länderliste ein Kreuz mehr ist. Auf meiner Weltkarte zum Freirubbeln macht San Marino aber leider keinen großen Unterschied aus. Groß ist übrigens auch noch nicht die Sichtweite. Es ist momentan noch sehr neblig. Aber Nebel und Zwerge gehören ja auch irgendwie zusammen.

Zwergennebel

Das historische Zentrum der ältesten Republik der Welt ist dann sehr steil und verwinkelt. Es ist aber vor allem eins: sehr klein. Natürlich ist San Marino mehr als nur San Marino Citta aber das Zentrum dieses Zwergstaates macht dem Namen alle Ehre. Zentrum der Altstadt ist natürlich die Basilika des Heiligen Marino. Nach ihm ist schließlich dieses Land auch benannt.

Immerhin ein Zwerg mit Säulen

Der eigentliche Mittelpunkt San Marinos ist aber keine Kirche, sondern die ganzen kleinen Gassen der Stadt selbst. Sie laden einfach nur so zum Schlendern und Velaufen ein. Zum Glück kann man sich im Zwergstaat nicht all zu sehr verlaufen.

Der kleine Sehnsuchtsbummler möge bitte in Gasse 7 abgeholt werden

Das schöne an dem leichten morgendlichen Nebel ist, dass die mittelalterlichen Burganlagen der Stadt so gleich viel mystischer und romantischer aussehen. Als alter Bewunderer der Romantik freut mich das natürlich umso mehr. San Marino ist wirklich ein sehenswerter Ort und absolut eine Reise wert. Man wird ja auch nicht ohne Grund zum UNESCO-Welterbe ernannt.

Romantik pur
Burgenland San Marino

Ein weiterer Vorteil der Stadt ist, dass man mit der bergigen Lage viele Höhenmeter zurücklegen kann und so immer in Form bleibt. Die Höhe hat dann aber auch noch zusätzlich den Vorteil, dass ich die wunderschöne Landschaft der Emilia-Romagna bewundern kann.

Italienische Wunder

Die Burganlagen aus hellem Sandstein spielen in San Marino auch ein wunderbares Spiel mit der grünen Natur. So verdecken Bäume immer wieder die massiven Mauern der Stadt und man findet selten etwas, was gar kein grün in der Nähe hat.

Die Mauern der Republik
Niemand hat die Absicht einen Wald zu pflanzen

Und dann endet auch schon meine Exkursion durch die kleinen Gassen San Marinos. Die wunderschöne Aussicht und die kleinen Gassen werde ich so schnell nicht vergessen.

Über den Dächern
Jeder Gang macht schlank – hier umso mehr

Die Busfahrt zurück nach Rimini ist nicht weniger abenteuerlich als die Hinfahrt. Am Bahnhof von Rimini geht es für mich dann nach Bologna. Eigentlich wollte ich auch nach Ravenna, aber laut meiner Interrail App gibt es keinen Zug mehr nach Ravenna. Laut den Anzeigen am Bahnhof hält aber nahezu jeder Zug nach Bologna auch in Ravenna. Also kann ich dann zum Glück doch noch nach Ravenna. Manchmal ist eine Anzeigetafel dann doch besser als jede App.

Und dann bin ich schon in Ravenna. Schon wenige Meter neben dem Bahnhof ist die erste Kirche. Die erste Kirche von vielen. So war Ravenna lange Bischofssitz und ist die Musterstadt für frühchristliche Kirchen, Taufkapellen und Bauwerke. Dafür ist es schließlich auch UNESCO-Welterbe. Neben der Kirche ist Ravenna aber auch noch anderweitig historisch bekannt geworden. So residierten hier auch lange die weströmischen Kaiser. Odoaker und Theoderich sind die wichtigsten Bewohner der Stadt gewesen. Allem in allem ist Ravenna eine echte Wucht in Sachen Kirche, Kultur und Geschichte.

Die erste Kirche von vielen

Das schöne an frühchristlichen Kirchen ist ja nicht ihre Außenarchitektur, sondern die vielen schönen und bunten Mosaike im Inneren. Die Sant’Apollinare Nuovo, die von Theoderich erbaut wurde, bildet den Anfang meiner Kulturreise durch Ravenna. Bei den Kirchen in Ravenna steht aber die Geschichte im Vordergrund und nicht das Gotteshaus als Ort der Andacht und Ruhe.

Es kommt ja auf die inneren Werte an

Neben Kaisern und Kirchen sitzt in Ravenna aber noch etwas anderes. So liegt hier in Ravenna der italienische Nationaldichter begraben. Dante Alighieri gilt als einer der größten Dichter in der italienischen Literatur. Seine göttliche Komödie gilt als Meisterwerk der Literatur. Das Ehrengrab hat er daher mehr als nur verdient.

Nessun maggior dolore
che ricordarsi del tempo felice
ne la miseria

Neben der ganzen Kultur darf die wundervolle italienische Lebensweise mit ihren einzigartigen Gassen natürlich nicht zu kurz kommen! Ich könnte ewig in diesem Land bleiben!

Italienische Gassenhauer

Natürlich lande ich auch wieder in einer Bibliothek. So wie gestern ist der historische Raum eigentlich zu, aber ich werde wieder hereingelassen. Erneut ein ganz großes Danke an all die italienischen Bibliotheksmitarbeitenden! Es gibt in der Bibliothek natürlich auch eine extra Ausstellung für den Goethe Italiens mit ganz vielen wunderschönen Ausgaben seines Meisterwerks.

Non ragioniam di lor, ma guarda e passa.

Die Kirchen sollen natürlich nicht zu kurz kommen. Daher geht es jetzt für mich in den Dom von Ravenna mitsamt Kirchenmuseum und Baptisterium. Die Mosaike sind wie immer einfach nur faszinierend.

Äußeres
und
Inneres

So und was kommt jetzt? Richtig – wieder eine Kirche! Jetzt ist die Basilika San Vitale an der Reihe. Meinen üblichen Vortrag erspare ich dir. Dafür darfst du dir anhören, wie amüsant ich es doch finde, wenn in der Kirche steht, dass man leise sein soll, da es ein Haus der Andacht sei. Prinzipiell stimme ich dem ja vollkommen zu. Ich finde es nur ironisch, da ich für dieses Andachtshaus 8,50 Euro Eintritt bezahlt habe.

Unscheinbare Kunst
Wie viele Steine das wohl sind?
Falls noch jemand Inspirationen für eine neue Decke benötigt

Den Abschluss in Rimini bildet dann das Grab Theoderichs. Sein rundes Mausoleum ist etwas außerhalb vom Stadtkern. Aber ich laufe gerne dorthin. Denn ist gerade die goldene Stunde. Und für jemanden wie mich – der Sonnenuntergänge wirklich liebt – ist diese Stunde das schönste Gold auf der Erde.

Die beste Zeit des Tages
Ravennas Badewanne
Neue Wege

Im Zug durch die Dunkelheit melden sich dann langsam auch meine Schultern, ich glaube, die nächsten Tage muss ich etwas weniger durchpowern. Es ist schließlich auch ein Marathon und kein Sprint und wir haben nicht einmal die Hälfte erreicht.

Das Hostel in Bologna ist dann aber eine faustdicke Überraschung. Im Bahnhofsviertel der Stadt steht dieses premium Hostel. Es ist das beste Hostel der gesamte Reise. Es ist perfekt sauber. Die Zimmer sind riesig. Und im Preis ist auch noch Frühstück mit dabei! Alles ist ordentlich und modern. Es ist einfach perfekt. Bis 23 Uhr bin ich sogar alleine im Zimmer und auch die Nacht verläuft ruhig. Gut, die Mücken sind da, aber das ist ja fast ein Leitmotiv der Reise.

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2 Kommentare zu „Tag 11 – Land Nr. 4 und Kulturtourismus

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