Die ruhige Mosel

Ich muss etwas gestehen: Ich liebe das Mittelrheintal sehr. Und Liebe macht bekanntlich blind. Ich liebe das Mittelrheintal so sehr, dass ich geblendet war für die anderen Schönheiten Deutschlands und besonders für die Schönheit anderer Flüsse. So habe ich die Route an der Mosel nur als Weg zu meinem Ziel (Luxemburg) gesehen. Bei der Planung der Reise ist mir dann kurz vorher bewusst geworden, was für ein Idiot ich doch bin. Wie konnte ich diese Schönheit (zumindest auf Bildern) so lange vernachlässigen. Die Route wurde schnell angepasst und dann konnte das Abenteuer auch schon beginnen. Das Ziel war jetzt nicht nur Luxemburg sondern das Ziel war Luxemburg und der Weg an der Mosel dorthin.

Es ist kurz nach vier. Mein Wecker klingelt und ich springe direkt auf. Nach einem anstrengenden Semester endlich mal wieder ein Reisetag. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich gefreut habe, als Verkehrsminister Wissing das 9-Euro-Ticket angekündigt hat! Hätte ich doch nur in meinem letzten Semester mehr Zeit zum Reisen! Heute Morgen sprudle ich aber so vor Energie, da sind der Schlafmangel und das kleine Ärgernis zweitrangig. Einige Stunden später und ich kann die morgendlichen Sonnenstrahlen über dem Mittelrheintal genießen. Die Strecke zwischen Bingen und Koblenz ist definitiv die schönste Bahnstrecke, die ich bis jetzt jemals gefahren bin. Und ich saß schon sehr oft im Zug!

In Koblenz folgt dann der Umstieg in ein sehr possierliches kleines Bähnchen. Ich merke schnell, dass die Mittelrheinstrecke zwar die schönste Bahnstrecke ist, aber das die Moselstrecke ohne Frage direkt auf Platz zwei gesprungen ist. Ich kann es gar nicht fassen, wie lange ich diese Gegend einfach nicht auf dem Schirm hatte. Aber Liebe macht nun einmal blind.

Die Augen sind geöffnet

Der erste Halt ist Hatzenport. Hatzenport ist ein kleines Dorf. So wie es sich für die Mosel gehört, natürlich ein Dorf mitten im Weinberg. Um Goethe zu zitieren: „Es lebe die Freiheit! Es lebe der Wein!“. Der Weinbau ist an der ganzen Mosel omnipräsent, so wie natürlich auch am Rhein. Es gibt schon Gründe, warum das rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerium auch den Weinbau mit im gesamten Namen trägt. Von Hatzenport geht es mit dem Bus in die noch größere Metropole Wirschem. Wobei ich eigentlich nicht in den Ort will, sondern zu einer der bekanntesten deutschen Burgen. Der Parkplatz der Burg ist allerdings nicht bei der Burg. Um zur Burg zu gelangen, muss man 15 Minuten durch den Wald spazieren. Aber wer aus dem bewaldetsten Bundesland kommt, der liebt den Wald ja auch.

Der perfekte Morgen

Die Burg selbst will ich gar nicht besichtigen. Es geht mir nur um den wunderschönen Anblick der Burg mitten im Wald. Die Burg ist belagert von Grün und doch ist es das, was die Burg in ihrer Schönheit erst verteidigt. Und schließlich ist die Burg Eltz auch einer der meist fotografierten Burgen Deutschlands. Dabei möchte ich als Hobby-Fotograph einen Ratschlag geben. Macht nie Bilder während ihr eine Treppe runtergeht. Das endet nicht gut. Aber zum Reisen gehören gewisse Opfer mit dazu und es ist zum Glück nicht so dramatisch.

Die Belagerung des Waldes
Das typische Touristenbild Deutschlands

Wieder im Zug kann ich es wieder nicht lassen und vergleiche die Gegend mit jenem anderen Tal. Die arme Mosel! Der Rhein ist rauer, wilder und schneller. Die Mosel ist ruhiger, gemütlicher und sanfter. Und die Mosel ist vor allem grüner. Ja, das mag vielleicht auch an der Jahreszeit liegen, aber trotzdem wirkt sie irgendwie grüner. Das macht sie aber nur noch gemütlicher und auf eine andere Art besonders. Die Mosel ist vielleicht eher Urlaub und weniger Abenteuer. Aber auch der größte Abenteurer braucht mal eine Entspannung.

Grüne Ruhe

Das nächste Ziel ist dann die Hochburg der Mosel: Cochem. Hochburg im wahrsten Sinne des Wortes, da die Burg des Ortes sehr hoch gelegen ist. Es gibt an der Mosel zwar deutlich weniger Burgen als am Rhein, aber das macht sie wahrscheinlich auch noch mal ein Ticken gemütlicher.

Die Stadt selbst ist aber auch eine Burg. Eine Touristenhochburg. Daher fliehe ich dann direkt erst einmal an das Moselufer der anderen Seite. Hier ist es wenigstens etwas ruhiger und leerer. Ich setze mich auf eine Bank und kann einfach die Pause genießen. Die Aussicht auf den Ort ist natürlich ohne Frage grandios, aber das ist jetzt auch nicht sonderlich überraschend gekommen.

Traumhafte Aussicht
Zauberhafte Pause

Aber viel schöner als der Anblick der Burg und der Stadt selbst ist der Anblick der Mosel und des grünen Moseltals. Der Fluss wirkt so schön entschleunigend und die grüne Natur um die Mosel herum ist das passende Sahnehäubchen.

Grüne Sahne
Mit grünen Kirschen

Der Ort selbst ist mir dann persönlich zu voll. Aber so ist das nun einmal mit den touristischen Hochburgen an den schönen Flüssen. Das ist für mich nicht schlimm. Koblenz kann davon ein Lied singen und die Drosselgasse tausche ich in Rüdesheim auch lieber gegen den Weinberg ein. Mein Weg führt mich schnell wieder zurück zur Mosel und dann zum Bahnhof mitten im grünen Weinberg. Es ist einfach nur schön und erholsam!

Die andere Burg Cochems

Und so geht mein Weg weiter nach Luxemburg (dazu demnächst mehr). Und aus einer einfachen Bahnfahrt ist eine Reise in eine für mich ganz neue und wunderschöne Welt geworden. Ich komme wieder! Und damit meine ich nicht nur den Rückweg aus Luxemburg.

Der Weg ist das Ziel

Und zum Abschied des Tages geht es dann zurück durch mein geliebtes Mittelrheintal. Nach dem wunderschönen Aufgang der Sonne folgt jetzt ein wunderschöner Sonnenuntergang. Die treuen Leserinnen wissen vielleicht, wie sehr ich Sonnenuntergänge liebe.

Abendlich strahlt der Sonne Auge

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8 Kommentare zu „Die ruhige Mosel

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