Per Interrail durch England II/IV – Liverpool und die Beatles

Der zweite Tag meiner Interrail-Reise durch England beginnt in Manchester. Falls Du Tag I nicht gelesen hast, tu mir und dir bitte den Gefallen und erledige das erst, bevor die Reise hier losgeht.

Es ist der 17. März 2022. Für mich ist heute der wichtigste Feiertag des Jahres. Es ist St. Patrick’s Day. Dass ich Irland über alles in der Welt liebe, sollte allen bei meinen Texten über Irland klar geworden sein. Bei herrlichem Sonnenschein starte ich direkt gut gelaunt in meinen Lieblingsfeiertag. Es scheint so, als würden die Sonne uns allen hier ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Für mich geht es aber zielgerichtet zum Bahnhof. Das Ziel des heutigen Tages ist der Ursprungsort einer meiner anderen großen Lieben. Die Reise geht heute nach Liverpool.

Vorab eine kleine Warnung: Ich liebe die Beatles. Ich liebe die Beatles sehr. Ich liebe die Beatles wirklich sehr. So sehr, dass sie mein meistgestreamter Artist auf Spotify sind, ich (fast) alle Alben und alle Singles als Schallplatte habe, die Bilder des White Albums an meiner Wand hängen und ich sogar das Yellow Submarine aus LEGO in meiner Wohnung stehen habe. Der heutige Text wird also viele Beatles Referenzen haben. Wenn ich viel schreibe, dann meine ich viel. Vielleicht sogar sehr viele oder um ganz ehrlich zu sein sehr sehr viele. Solltest Du die Beatles also nicht kennen, dann schließe deine Bildungslücke bitte sofort! Für den schrecklichen Fall, dass du die Beatles nicht magst, höre dir sie nochmal an und dann wirst du feststellen, dass du geirrt hast. Denn wie kann man bitte die Beatles mit ihrer Musik und ihren grandiosen Texten nicht mögen?

Wie schon gestern fängt dieser Tag auch direkt mit einer Baustelle an. Der Platz um die schöne klassische St George’s Hall wird gerade umgebaut. So langsam glaube ich, ich bin nicht in England sondern in Baden-Württemberg. Sei’s drum. Irgendwie schaffe ich es Linksverkehr und Baustelle zu meistern und lande auf der anderen Straßenseite.

Love, love me do
You know I love you
I’ll always be true
So please, love me do
Whoa, love me do

Anstatt direkt Richtung Hafen zu gehen, entscheide ich mich dafür, möglichst so weit weg vom Hafen zu gehen, wie meine Füße mich tragen. Warum ich das getan habe, kann ich so retrospektiv beim Schreibprozess auch nicht mehr sagen. Ich werde mir aber damals schon was dabei gedacht haben. Die Stadt wirkt auf jeden Fall noch etwas verschlafen. Und das, obwohl wir 9 Uhr haben und hier eine halbe Millionen Menschen in der Stadt wohnen. Die typische britische Ruhe eben.

Eine englische Großstadt ohne Chinatown ist keine wahre englische Großstadt. Und so tragen mich meine Füße vor den Eingang von Liverpools Chinatown. Aber auch hier herrscht die Ruhe selbst. Ein paar Menschen streifen meinen Weg aber auch nicht sehr viele. Dafür kommt die Sonne immer mehr hervor und lässt den Tag immer schöner werden.

And now the time has come
And so, my love, I must go
And though I lose a friend
In the end, you will know, oh
One day you’ll find
That I have gone
But tomorrow may rain
So I’ll follow the sun

In unmittelbarer Nähe befindet sich übrigens auch die Kathedrale Liverpools. Das Witzige an englischen Kathedralen ist aber, dass sie nicht wirklich wie Kathedralen aussehen. Da ist so manche bayrische Dorfkirche imposanter. Aber das ist jetzt auch wieder ein ganz anderes (weites) Feld.

I look at the world
And I notice it’s turning
While my guitar gently weeps
With every mistake
We must surely be learning
Still my guitar gently weeps

Kleiner Funfact am Rande: Wusstest du, dass das Gitarrensolo von „While my Guitar gently weeps“ von Eric Clapton kommt? Dieser Mann ist wirklich eine echte Legende! Ich hatte das große Glück, drei Monate später auf einem Konzert von ihm zu sein. Er hat kein Wort geredet, keine langen Pausen gemacht, sondern einfach einen legendären Song nach dem Nächsten gespielt. So nach dem kleinen Exkurs geht es aber zurück nach Liverpool.

So wie Manchester ist auch Liverpool ein Herzstück der englischen Industrialisierung und eine Arbeiterstadt par excellence. Mein Weg führt mich so langsam in die Viertel, die genau das verdeutlichen. Man muss manchmal eben auch die entlegenen Orte entdecken, damit man eine Stadt beurteilen kann und nicht nur auf den Wegen der Durchschnittstouristen wandeln. Insgesamt war es dann aber doch etwas sehr dunkel, dreckig und staubig. Es wurde aber auch klar, warum ganz Europa die Briten für die letzten Assis hält…

Helter skelter

Aber auch der rustikale Charme der Arbeiterklasse kann mit dem Stil der jüngeren Generation eine Harmonie bilden und so zeigen sich hier auch schöne Ecken.

I once had a girl
Or should I say she once had me
She showed me her room
Isn’t it good Norwegian wood?

Bei meinem Weg raus aus dem Viertel stoße ich auf ein großes Wandgemälde. Jürgen Klopp ist für manche hier wahrscheinlich wichtiger als John, Paul, George & Ringo. Und in diesem Viertel wird auch etwas anderes deutlich: entweder du bist Beatles-Fan oder du liebst den Fußball der Anfield Road, sonst gibt es keinen Grund, nach Liverpool zu kommen. Für mich langt das aber. Und zwar mehr als genug! Wenig später gibt es dann aber auch noch ein Wandgemälde vom legendären Abbey Road Zebrastreifen. Ein echter Sehnsuchtsbummler sollte übrigens schonmal diesen Zebrastreifen überquert haben!

Ich bin mittlerweile übrigens in einem ganz dubiosem Viertel gelandet. Es scheint ein Pubviertel zu sein. Allerdings mit eigenem Eingang, Umrandung und Sicherheitskontrolle. Es wird dezent darauf hingewiesen, dass in diesem Viertel ein Polizei-Service nicht garantiert werden könne. Bei Sonnenschein und am Vormittag sieht es aber eigentlich ganz nett aus. Nachts möchte ich hier aber die betrunkenen Lads ungern genießen.

Aber neben urigen Guinness Pubs gibt es auch eine sehr – nennen wir es mal interessante – Bar. Denn wo die Beatles sind, darf ein gelbes U-Boot nicht fehlen.

We all live in a yellow submarine

Jetzt ist aber auch mal Zeit, in das Herz von Liverpool zu gehen. Die Hafenstadt Liverpools war sogar mal – bis man ein paar Bausünden begangen hat – UNESCO-Welterbe. Die Hafenstadt ist jetzt nicht wirklich spektakulär aber dennoch sehr schön!

I think I’m gonna be sad, I think it’s today, yeah
The girl that’s driving me mad is going away
Blackbird singing in the dead of night
Take these sunken eyes and learn to see
All your life
You were only waiting for this moment to be free

Und dann stehe ich da. Die berühmte Statue der Fab Four ist genau vor mir. Es ist nur eine Statue, aber trotzdem fühlt es sich so schön an. Es fühlt sich so an, als wären die vier irgendwie für mich da. Als würden sie mir wieder einen Halt geben, von dem ich gar nicht wusste, dass ich ihn brauchte. Es ist absurd. Die Band hat sich 30 Jahre vor meiner Geburt aufgelöst. Die Lieder sind um die 50 Jahre alt und trotzdem bedeuten mir sie so viel. Ich weiß gar nicht, wie ich hier im Leben gelandet bin, wenn diese Musik nicht da gewesen wäre. Ich weiß nur, dass ich glücklich bin und das verdanke ich den Fab Four.

There are places I’ll remember
All my life, though some have changed
Some forever, not for better
Some have gone and some remain

Um das im Übrigen mal klarzustellen. Die Reihenfolge ist: Paul, George, Ringo und John. Ich werde John nie Revolution Nr. 9 verzeihen. Wie man ein so schönes Album so zerstören kann, ist einfach unglaublich.

Help me if you can, I’m feeling down
And I do appreciate you being ‚round
Help me get my feet back on the ground
Won’t you please, please help me?

Wie schön diese Uferpromenade ist, kann ich eigentlich auch nicht unerwähnt lassen. Bei diesem traumschönen Anblick habe ich das beste Liebeslied der Menschheit auf den Ohren und freue mich einfach, dass ich genau hier zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin.

Wir kommen nun zu einem Muss für jeden Beatles Fan. The Beatles Story ist ein wirklich grandioses Museum, was auf ganz fantastische Weise die Geschichte der Beatles erzählt. Von den Anfängen über Hamburg bis hin zu Sgt. Pepper’s und dem Rooftop am Ende. Für Beatles Nerds, so wie mich, definitiv der Himmel. Aber hieß es nicht mal imagine there’s no heaven?

Ich will nicht zu viel über ein Museum schreiben, aber in diesem Zug möchte ich einfach mal erwähnen, dass, wenn Bob Dylan einen Nobelpreis für Literatur bekommen hat, Paul McCartney für Yesterday auch einen verdient hat!

Yesterday
All my troubles seemed so far away
Now it looks as though they’re here to stay
Oh, I believe in yesterday

Die Tatsache, dass es hier ein gelbes U-Boot gibt, ist ja trivial, oder?

Picture yourself in a boat on a river
With tangerine trees and marmalade skies
Somebody calls you, you answer quite slowly
A girl with kaleidoscope eyes
Hey Jude, don’t make it bad
Take a sad song and make it better
Remember to let her into your heart
Then you can start to make it better

Am Ende des Museums findet man ein Replik des White Rooms aus Imagine mitsamt der Originalbrille von John Lennon. In Zeiten, in denen die Ukraine Opfer eines russischen Vernichtungskrieges ist, scheinen die Ideale der Friedensbewegung dieser Zeit so tragisch aktuell.

Im Anschluss kommt das nächste Highlight: die Magical Mystery Tour. In einem ganz ikonischen Bus geht es zu den ganzen Orten in den Weiten Liverpools, die mit den Fab Four in Verbindung stehen. Alte Wohnhäuser, Treffpunkte und vieles mehr stehen auf der Route. Und ganz wichtig, die passende Musik gibt es im Bus auch! Also los geht’s!

Eines der ersten Ziele ist Penny Lane. Ja, die Penny Lane. Ich kann es nicht glauben. Ich stehe auf Penny Lane. Und zwar wirklich. Die Penny Lane, die Paul McCartney so schön besingt. Ich stehe auf genau dieser Penny Lane. Ich kann es, glaube ich, bis heute nicht wirklich wahrhaben.

Man mag es kaum glauben, aber vor ein paar Jahren hat Paul McCartney sein geliebtes Liverpool etwas intensiver besucht und dabei sogar dieses Schild unterschrieben! Und jetzt stehe ich davor. Es ist so surreal.

Das nächste Ziel ist fast genau so surreal. Die Kirche, wo Eleanor Rigby begraben ist und heute auch noch eine Hochzeit ist. Ich versuche einfach gar nicht mehr, mein Glück zu beschreiben!

So schlimm Revolution Nr. 9 auch war, so schön war doch Strawberry Fields Forever. Danke John!

Living is easy with eyes closed
Misunderstanding all you see
It’s getting hard to be someone, but it all works out
It doesn’t matter much to me

Next stop: 20 Forthlin Road – das ehemalige Wohnhaus vom jugendlichen Paul McCartney und seiner Familie.

Als ich vor 2 Tagen die Hostels der Reise gebucht habe, habe ich nicht wirklich darauf geachtet, wo genau mein Bett ist. Mein Hostel in Liverpool ist genau am Ende des Partyviertels Liverpools. Hier endet auch die Tour. Bei meiner ganzen Liebeserklärung an die Beatles ging bestimmt unter, dass heute St. Patrick’s Day ist. Liverpool hat die größte irische Community einer englischen Stadt. Dementsprechend ist die ganze Stadt auch sehr blau äh grün und in Partylaune. Die Irish Pubs machen auch den Nachmittag – ja in Deutschland war bestimmt schon vier – gleich viel schöner! Und nur mal so als Tipp: Fish & Chips ist eine gute Grundlage. Bei der britischen Freundlichkeit fühlt man sich auch auf gar keinem Fall irgendwann alleine.

Nach einer kurzen Pause im Hostel – ja ich bin auch nur ein Mensch – geht es in das Herz von Liverpool. Der Cavern Club. Hier nahm alles seinen Anfang. Das El Dorado der Rockmusik. Für Musikfans das non plus ultra. Und ich stehe dort in der Menge und zwar am wichtigstem Tag des Jahres. 2022 kann gar nicht besser werden. Für Beatles Musik ist auch mehr als ausreichend gesorgt.

Das war also meine Liebeserklärung auf die Beatles. Es gibt aber einen Künstler, den ich mindestens genau so sehr liebe. THE BOSS – Bruce Springsteen. Und genau heute spielt eine – wirklich sehr gute – Tribute Band im Cavern Club. Die Tickets wurden natürlich mit keinerlei Zweifel direkt gekauft und so endete der perfekteste Tag des Jahres noch mal ein Stück perfekter. Und meine Vorfreude auf den Juli 2023, wenn ich den richtigen Boss in München sehe, wird von Tag zu Tag größer. Von daher Rock ’n‘ Roll never dies!

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17 Kommentare zu „Per Interrail durch England II/IV – Liverpool und die Beatles

  1. Hallo und vielen Dank dafür, dass Du heute meine ganze Posts gelesen und gemocht hast!
    Dein Post über die Reise nach Liverpool gefällt mir sehr. Zwar hast Du nicht nur die Sehenswürdigkeiten der Stadt gezeigt, sondern das gesamte Reiseerlebnis vermittelt.
    Ich bin übrigens auch eine grosse Beatles Fan dank meines Vaters.
    Schönen Abend noch!
    P.S. Dein Nickname ist geil!

    Gefällt 2 Personen

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