Warum tu ich mir das jetzt eigentlich schon wieder alles an? Warum mache ich das eigentlich? Es könnte doch alles so viel einfacher sein. Was bewegt mich dazu, dass jetzt zu machen oder das nicht zu machen? Mit diesen philosophischen Fragen wollen wir uns heute befassen, aber erst in der zweiten Hälfte des Textes. Zunächst einmal wollen wir uns aber mit Galway und den hedonistischen Vorzügen des Lebens befassen.
Grafton Street
Habe ich nicht gesagt, ich will mit Galway anfangen? Und habe ich Dublin nicht letzte Woche schon thematisiert? Aber wenn man Galway verstehen muss, dann muss man sich zunächst eine berühmte Dubliner Straße ansehen. Denn woran denken viele Menschen als Erstes, wenn sie Galway hören? Richtig – Ed Sheerans Hit „Galway Girl„. Warum das jetzt wichtig ist, erfährst du später.
I met her on Grafton street right outside of the bar
Edward Christopher Sheeran, MBE
She shared a cigarette with me while her brother played the guitar
She asked me what does it mean, the Gaelic ink on your arm?
Said it was one of my friend’s songs, do you want to drink on?
She took Jamie as a chaser, Jack for the fun
She got Arthur on the table with Johnny riding a shotgun
Chatted some more, one more drink at the bar
Then put Van on the jukebox, got up to dance

Galway
Galway ist viel kleiner als Dublin. Galway ist aber auch wesentlich jünger, moderner und offener als Dublin. Als Studentenstadt ist es zur Kultur- und Partymetropole Irlands geworden. Für Ersteres war sie 2020 sogar eine der Kulturhauptstädte Europas. Die Stadt strahlt eine einzigartige Leichtigkeit aus und ist für junge Menschen ein absolutes Muss in Irland. Es ist keine klassische Touristenstadt wie viele andere irische Städte. Galway ist ein Symbol für die jugendliche Freiheit und Leichtigkeit und macht ehrlich gesagt einfach Spaß. Man läuft morgens durch die Straßen und bekommt direkt gute Laune. Die Stadt ist einfach einzigartig und macht Lust auf ein Wiedersehen.

Galways Hedonismus
Wusstet ihr, dass es die beste Take-Away-Pizzas Europa in Galway gibt? Jetzt wisst ihr es. Das ist übrigens nicht meine Meinung, sondern ein offizieller Preis den „The Dough Bros“ erhalten haben. Da ich noch nicht Italien war und dort keine Pizza gegessen habe, kann ich mit bestem Gewissen sagen, dass es die beste Pizza war, die ich jemals gegessen habe. Man musste zwar ein bisschen anstehen. Aber das war es definitiv wert!

Wer das dynamische Partyleben Galways so richtig genießen will, der muss in die High Street oder in die Quay Street. Ganz wichtig ist hier, auf gar keinen Fall in einen Pub reinsetzen, sondern sich einen Platz im Außenbereich suchen. Wenn man Glück hat, ist die eine Reisebegleitung so penetrant darin, den Kellner zu nerven, dass er noch irgendwie draußen einen freien Platz organisieren kann. Das die Iren superfreundlich sind, muss ich ja nicht mehr extra erwähnen. Und wenn man Pluspunkte bei den Iren sammeln will, einfach über die Engländer lästern. Eine Pubempfehlung habe ich natürlich auch: das Quay in der Quay Street. Und grüß mir James, wenn du da bist! Und eine Hotelempfehlung mitsamt Hotelpub gibt’s noch gratis dazu: das Skeffington Arms.

Anyway here’s wonderwall
So warum habe ich jetzt am Anfang die Grafton Street erwähnt? Ganz einfach, die Iren lieben Musik und fast noch mehr lieben sie Straßenmusik. Die Grafton Street ist eine der weltweit bekanntesten Straßen für Straßenmusik. Aber unsere Kulturhauptstadt des Jahres ist, was Straßenmusik angeht, die Kirsche auf dem Eisbecher. Die Stadt hat international einen phänomenalen Ruf, den sie auch gerecht wird. Man hört eigentlich immer Musik. Und während wir Deutschen bei Straßenmusik meist an semi-talentierte Künstler oder irgendwelche komischen Menschen auf der Zeil denken, so ist die Straßenmusik in Irland eine komplett andere Welt. Alle Künstler sind extrem gut und professionell in dem, was sie da tun. Es hört sich wirklich immer gut an und macht immer Spaß. So wie die ganze Stadt jünger und moderner ist, so ist auch die Musik moderner. Gerade in den Abendstunden kommt absolute Partystimmung auf. Es ist immer wieder faszinierend, wie Iren und allgemein Briten zu „Mr. Brightside“ von den Killers abgehen. Eine Sache ist für den Besuch in Galway aber unabdingbar: fundierte Oasis-Textkenntnisse. Aber seien wir mal ehrlich, wer den Text zu „Wonderwall“ nicht kann und noch dazu die Zeit seines Lebens hatte, hat sein Leben nicht wirklich gelebt.
So anyway here’s Wonderwall….
Galways Versatilität
Galway kann aber nicht nur Party. Galway hat auch viele kleine schöne Ecken. Die Mündung des Corrib in den großen weiten Atlantik ist nur unweit des großen Trubels und eine der schönsten Ecken Galways. Die vielen kleinen Boote und die kleinen bunten Häuser sind eine Idylle, die man fast nicht für möglich gehalten hat. Aber das macht die Stadt gleich nochmal liebenswerter.


Du weißt übrigens, dass du es als Reisejunkie geschafft hast, wenn beide deine besten Freunde ein Bild von deinen Reisen als Desktop- oder Handyhintergrund haben. Streng genommen ist es bei dem Handyhintergrund nicht ganz so besonders, da die Person mit mir in Galway war, aber ich verbuche es trotzdem mal als Erfolg für mein Talent. Man muss ja schließlich immer das Positive im Leben sehen.

Und selbst die Stromkästen sind hier einfach schön!

Mein persönliches Highlight in Galway war aber definitiv Mutton Island. Die kleine Insel ist ca. 500 Meter vom Festland entfernt, aber eigentlich keine richtige Insel mehr, da sie per Pier mit der Stadt verbunden ist. Ich liebe Sonnenuntergänge. Das habe ich hier schon ein paar mal erwähnt, aber es ist einfach wahr. Es gibt nichts Schöneres als einen schönen Sonnenuntergang. Aber der Sonnenuntergang kann noch so schön sein, perfekt wird er erst dann, wenn du ihn mit den richtigen Menschen erlebst. Und so saßen wir drei da auf ein paar Steinen und sahen uns den schönsten Sonnenuntergang an, den ich jemals gesehen habe (bis jetzt).
„Tu sais… quand on est tellement triste on aime les couchers de soleil…“
Galways Philosophie
Was hat denn jetzt eigentlich Philosophie mit dem Reisen zu tun? Sehr viel! Denn Philosophie ist dem Namen nach die Liebe zur Weisheit. Und wenn es eine Sache gibt, die Reisen produziert, dann ist das definitiv Weisheit. Denn wie hat mein ach so geschätzter Alexander von Humboldt einst so schön gesagt: „Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung derer, die die Welt nie angeschaut haben.“. Wer die Welt gesehen hat, der kann sie auch verstehen. Ob das Zitat jetzt wirklich von Humboldt kommt, ist nicht ganz sicher. Aber das sind jetzt Fragen, mit denen sich unser Bundespräsident beschäftigt und nicht ich. Denn die Botschaft hinter der Aussage ist das, was jetzt zählt.
Der Vorteil an Galway ist auch, dass es viele kleine, schöne und ruhige Ecken gibt. So kann man sich perfekt in der Dämmerung an die Galway Docks setzen und seine Beine und Seele einfach baumeln lassen. Also setzen wir uns zu zweit an die Klippe und genießen einfach mal den Moment. Nach stressigen Wochen zuvor tut es einfach gut, mal zu entspannen. Ich genieße die Stille, als plötzlich der folgende Satz fällt: „Ich weiß nicht, wann ich dich das letzte mal so lächeln sehen habe.“. Da habt ihr auch die Antwort nach der Frage des Warums. Das Ganze hier macht mich einfach glücklich. Ja, es ist manchmal anstrengend, aber das ist es Wert. Denn meine und die Philosophie Galways ist einfach: Hedonismus. Wenn es dich glücklich macht, dann ist es das Richtige für dich, egal wie sinnvoll das andere finden mögen. Glück ist die Antwort auf die große Frage nach the life, the universe and everything. Das klingt vielleicht zu einfach und an sich ist die Theorie auch einfach. Praktisch sieht die Welt aber leider wieder anders aus. Aber wer sich seines Glückes bewusst ist und es gefunden hat, der hat den ersten Schritt zur Erfüllung geleistet.


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Disclaimer
Alle Empfehlungen basieren auf eigenen Erfahrungen. Sie kommen von Herzen. Für die Werbung oder auch nicht Werbung für manche Orte gab es keinerlei Entschädigung. Und falls ihr noch mehr Empfehlungen zu Dublin braucht, fragt doch einfach in den Kommentaren nach 🙂
Nicht zu vergessen ist, dass Galway auch eine sehr gälische Stadt ist 🙂
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Das stimmt! Das habe ich ganz vergessen zu erwähnen.
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„Warum mache ich das eigentlich? – Das Ganze hier macht mich einfach glücklich.“ Das ist eine schöne Antwort auf die Frage, warum überhaupt publizieren? Aber dann gibt es ja auch noch die andere Antwort, die sagt: Wegen der dankbaren Besucher, die auf Reisen mitgenommen werden, die ihnen vielleicht sonst nicht in den Sinn gekommen wären. Man öffnet diese Seite, und voilà, es ist, als ob man durch eine Tür tritt, schon ist man im Woanders. Und das tut so gut, wenigstens mal für eine halbe Stunde woanders zu sein. Danke!
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Danke! Es ist schön zu hören, dass die Texte es schaffen, die Besucher auf die Reise mitzunehmen.
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