Zwischen Jameson, Büchern, Klippen und Guinness

Vorwort

Das wird kein klassischer Sehnsuchtsbummler-Text. Ich war schon mal in Dublin. Ich kenne die Stadt gut und Sightseeing ist nicht nötig. Die ersten 3 Tage meiner Irlandreise im Jahr 2021 stehen daher im Zeichen des Genusses und der Freude. Denn Dublin ist ein Ort der Freude und Freundschaft! Das heißt nicht, dass schöne Ecken ausgespart werden. Keine Sorge beim Teil zum Greystone Cliff Walk bin ich ganz der altbekannte Sehnsuchtsbummler. Aber sonst steht eben der Genuss im Vordergrund. Daher gibt es auch keine klassische Erzählstruktur, sondern einzelne Blöcke. Und im Gegensatz zu sonst gibt es auch einen ganzen Block nur mit kulinarischen Empfehlungen (Slainte!). Aber der Worte sind genug gewechselt, lasst auch endlich Taten sehn!

Die berühmte Ha’penny Bridge Dublins
Die Menschen

Die Iren sind das wahrscheinlich freundlichste Volk auf diesem Planeten. Punkt. Mehr muss man eigentlich gar nicht über diese Menschen sagen. Sie sind immer freundlich und hilfsbereit. Verstehen tut man sie allerdings nicht immer. Um den irischen Akzent zu verstehen, muss man entweder oft in Irland gewesen sein oder viel Guinness intus haben. Idealerweise natürlich beides. Man muss die Iren trotzdem einfach lieben. Der Taxifahrer am Flughafen hat dies auch schon wieder in den ersten Minuten bestätigt. Wenn er von seiner großen Familie erzählt und was sie immer unternehmen, damit die ganze Familie zusammen ist, ist das einfach süß. Aber zur Wahrheit gehören auch andere Seiten dazu. Die immer stärker steigenden Preise führen bei der schwachen wirtschaftlichen Lage zu immer größeren sozialen Problemen. Aber auch wenn er erzählt, dass er seltener mit seiner Frau zu zweit essen gehen kann, weil es so teuer wird, so ist der liebe Paddy trotzdem noch optimistisch und lebensfroh. Die Iren sind daher schon bewundernswert.

Guinness und die Irish Pubs

Woher kommt eigentlich der Begriff Pub? Erspar dir das googeln dafür bin ich ja da. Der Begriff Pub kommt von „Public House“. „Public“ beschreibt es ganz gut, denn es gibt nichts, was die irische Bevölkerung besser beschreibt als ein Pub. Und nein damit will ich nicht sagen, dass alle Iren Alkoholiker sind. Naja vielleicht schon aber auch nur ein kleines bisschen. Die irische Freundlichkeit ist omnipräsent aber in einem Pub mögen dich alle gleich nochmal mehr. Und auch die Liebe zur Musik wird hier ganz groß zelebriert. Also wer Irland erleben will, der muss in ein Pub.

Das Altsachsenhausen Dublins ist das sagenumwobene Temple Bar Viertel. Allerdings steht da nicht der beste Pub Dublins. Der steht nördlich des Liffey. Der beste Pub Dublins ist das Celt in der Talbot Street. Freundliche Menschen vor und hinter der Theke, schönes und echt-irisches Ambiente und wunderbare traditionelle Livemusik sind die Markenzeichen des Celts. Es gibt nichts Schöneres als im Pub mit seinen Freunden zu sitzen mit einem guten Pint und „Dirty old town“ im Hintergrund. Das Bier, der Cider und der Whiskey sind natürlich auch fantastisch. Und für die weiblichen Reisenden sei gesagt, dass sie sich hier besonders sicher fühlen können und von den Angestellten immer ein extra Auge auf sie geworfen wird.

Kommen wir nun zum legendären Temple Bar Viertel. Ja, Temple Bar ist der bekannteste Pub Irlands. Es ist daher auch der touristischste Pub Irlands. Während der Saison findet man kaum Dubliner dort und dafür ganz viele Touristen. Wer also die richtige irische Erfahrung haben will, sollte Temple Bar vermeiden. Aber natürlich gehört ein Abend im Tempel Bar Viertel zu einem Urlaub in Dublin dazu. Es gibt aber ein paar Dinge, die zu beachten sind: Es sind viele jungen Iren auf den Straßen, die „to fond of a pint“ sind. Das berühmte irische Glück wird durch die Aussage “ Scherben bringen Glück“ ins Unendliche potenziert und es ist sehr voll und laut. Wer einen gemütlichen Pub Abend haben will, sollte daher doch lieber in Celt gehen. Wer Action haben will, muss nach Temple Bar. Dort empfehle ich das Quays. Empfehlenswert ist es aber definitiv, wenn man hier mit Begleitung ist. Angst haben muss aber nicht. Die Garda ist immer in der Nähe und auch wenn Iren betrunken sind, sind sie immer noch freundlich, nur vielleicht etwas anstrengender. Baby Guinness schmeckt in Gesellschaft aber ohnehin besser! Für etwas popigere und rockigere und weniger traditionelle Livemusik ist aber auf den Straßen auch gesorgt.

Das Herz der Touristen

Und dann gibt es noch eine Sache, die alle Touristen machen. Sie besuchen Guinness Storehouse. Da Guinness ja so sehr zu Irland gehört, hat man das zwanghafte Bedürfnis, dort einzukehren. Ehrlicherweise kann man seine Zeit in Dublin aber besser investieren. Das Museum über die Guinness Geschichte ist für die meisten Menschen ohnehin uninteressant. Man kann zwar mit dem Ticket in die Gravity Bar und hat einen schönen Ausblick auf Dublin und bekommt sogar ein Pint dazu, aber es ist nach Temple Bar der 2. touristischste Ort Irlands. Für 22 Euro würde ich aber lieber in einem kleinen Pub mehr als ein Guinness trinken und so Irland besser genießen. Außer ihr seid absolute Bier Nerds und ihr interessiert euch für die Geschichte des Guiness‘, dann rentiert sich der Besuch des Storehouse.

Ich habe letztens im Zoo einen Tukan gesehen und habe Durst bekommen. Habe ich eventuell ein Problem?

Das Wichtigste kommt aber zum Schluss: egal wie legendär ein Pub ist, es wird erst legendär, wenn du mit den Menschen, die dir am Herzen liegen, dort bist. Und wie eine weiße Dame einst so schön über Dublin sagte: „Dublin is the best place for the best memories“.

Whatever you do in this life, it’s not legendary unless your friends are there to see it.

– Barney Stinson

Slainte!
Sine Metu

Sollte dir Whiskey nicht gefallen, kannst du den Absatz überspringen. Wobei nein, eigentlich nicht. Denn wir kommen jetzt zum Highlight von Dublin – die Bow Street.

Die schönste Lampe Dublins

Hier steht die ehemalige Jameson Distillery. Ein Besuch ist absolut empfehlenswert. In einer 40-Minuten-Führung erfährt man alles Wichtige über Jameson und Whiskey allgemein. Das klingt vielleicht langweilig, aber das ist es definitiv nicht. Unsere Tourguide hat das unfassbar witzig gemacht und sie war definitiv die freundlichste Irin, die ich jemals erlebt habe! Achso und ganz wichtig man verkostet auch 4 Whiskeys. Und im Preis (25€) ist sogar noch eine Jameson Getränk an der JJ’s Bar im Anschluss an die Verkostung inklusive. Ach, was würde ich jetzt für einen guten Jameson Ginger Ale tun… Ich schweife ab. Wieder zur Bar. Neben Jameson Ginger Ale gibt es auch Irish Coffee. Glücklicherweise hat eine meiner Reisebegleitungen seine Passion darin gefunden, jeder Person zu erzählen, wie der Drink „angeblich“ entstanden ist. Der Legende nach ist der Drink an einem irischen Provinzflughafen entstanden, damit die Passagiere, deren Flugzeuge für den Weiterflug nach Übersee aufgetankt wurden, eine Beschäftigung hatten. Und so ist der legendäre Irish Coffee entstanden. Allem in allem ist die Bow Street von ganzen Herzen empfehlenswert. Wer mit den richtigen Menschen da ist, wird den Besuch nie wieder vergessen.

Wake me up when September ends
Slainte

Das Motto von Jameson lautet übrigens „sine metu“ also ohne Furcht. Falls ihr euch das Motto in Dublin tätowieren wollt, so wie meine Reisecompagnons, dann ist Pins n Needles zu empfehlen. Für’s Protokoll sei erwähnt, dass – entgegen manchen Behauptungen – meine Routenführung dorthin auch exzellent war!

Sine metu, sine dubio
Die zweitschönste Bibliothek der Welt

I have always imagined that Paradise will be a kind of library.

Jorge Luis Borges

Mehr kann ich zum Long Room im Trinity College eigentlich auch nicht sagen. Ich liebe Bibliotheken und finde sie geradezu paradiesisch. Daher lass ich diese Schönheit einfach mal unkommentiert und lasse die Schönheit einfach nochmal auf mich wirken.

Liebe
Noch mehr Liebe
Ich weiß, dass ich nichts weiß
Weisheit

Eine Sache muss ich als Nerd aber noch loswerden: Die Bibliothek diente als Vorlage zur Bibliothek im Jeditempel in Star Wars. Das musste ich doch noch kurz loswerden.

Zwischen Lego, Elefanten und Büchern

Eigentlich war es gut, dass ich erst in der Marsh’s Library war, bevor ich im Long Room des Trinity Colleges war. Denn dagegen anzukommen ist schon schwer. Aber trotzdem verzaubert diese Bibliothek mich noch heute.

Also wie bereits erwähnt, ich liebe Bibliotheken. Von dieser Bibliothek habe ich aber noch nie etwas gehört. Es ist ein ganz ganz wundervoller Zufall, dass wir sie gefunden haben. Wir waren bei St. Patrick’s Cathedral und wollten dann zum Trinity College. Dank meiner (grandiosen) Routenführung sind wir durch eine kleinere Seitenstraße gelaufen. Da haben wir ein Aufsteller mit einem Elefantenbild gesehen. Da eine von uns großer Dumbo Fan ist, halten wir kurz an und sehen uns den Aufsteller an. Wir merken schnell, dass es eine alte Bibliothek ist. Ich werde gefragt, ob ich da rein wolle, da ich Bibliotheken doch ganz cool fände. Darüber muss ich nicht zweimal nachdenken. Das war schließlich noch recht vorsichtig formuliert. Die Bibliothek ist eher klein, aber dafür sehr historisch mit einem wundervollen Charme. Warum da jetzt überall Elefanten stehen, wurde zwar erklärt, aber das habe ich mittlerweile wieder vergessen. Dafür weiß ich, dass 12 kleine Legofiguren in der Bibliothek versteckt waren und wir wie kleine Kinder absolut übermotiviert enthusiastisch diese Figuren gesucht haben.

Oh, gee, Dumbo. I think your ears are beautiful!
Sucht den Klemmbaustein!
Klein aber oho!
Einen Totenkopf habe ich auch immer auf meinem Arbeitsplatz stehen…

Ein großes Lob sei an der Stelle auch mal an die Mitarbeitenden gerichtet. Sie waren unfassbar freundlich und hatten vollkommene Leidenschaft für den Ort und haben jede Frage perfekt beantwortet.

Sehnsucht pur – der Greystone Cliff Walk

So ich hatte es euch ja versprochen, der Sehnsuchtsbummler in mir kommt auch nicht zu kurz!

Wofür ist Irland bekannt? Whiskey, Guinness, Kobolde oder doch Dublin? Alles falsch, Irland heißt nicht umsonst die Grüne Insel. Irland hat die schönste Natur Europas. Selbst wenn man also nur für einen Städtetrip in Dublin ist, sollte man die Stadt verlassen und die irische Natur genießen, erleben und vor allem eins: fühlen. Denn wie hat der große Genius Alexander von Humboldt einst so schön an Goethe geschrieben: „Die Natur muß gefühlt werden, wer nur sieht und abstrahirt, kann ein Menschenalter, im Lebensgedränge der glühenden Tropenwelt, Pflanzen und Thiere zergliedern, er wird die Natur zu beschreiben glauben, ihr selbst aber ewig fremd sein.“ Es ist daher egal, wie ich diesen Teil der Reise beschreibe. Das Einzige, was zählt, ist, was ich gefühlt habe, als ich dort war und was du jetzt beim Lesen fühlst. Und wer weiß, vielleicht wirst du es auch Irgendwannmal hautnah erfühlen.

In knapp 40 Minuten ist man mit der Bahn von Dublin aus in Bray. Bray hat einen wunderschönen Strand, wo man im Sommer auch wirklich schön im Atlantik baden kann, wenn man nicht ganz so temperaturempfindlich ist. Man kann sich aber einfach so an die Strandpromenade setzen und einen Cocktail genießen. Oder man macht es so wie ich und läuft den Strand einmal ab, um dann vor dem Beginn des Greystone Cliff Walks zu stehen. Da die Bahn auf der Strecke von Bray nach Dublin auch am Fußballstadion hält und heute Irland ein Heimspiel hat, habe ich leider etwas weniger Zeit als erhofft. Aber alles besser als nüchtern in einer Bahn voller irischer Fußballfans zu sitzen. Aber so sei es. Der Strand und die Promenade sind zwar schön, aber recht voll, daher bin ich fast schon froh, als ich sie fertig überquert habe.

Eine etwas ruhigere Ecke
Das Ziel des Tages

Schon auf den ersten Meter versiegt das Grau und der Himmel klart auf. Das strahlende Grün lässt die Freude aufblühen. Der Blick auf den Atlantik wird immer besser und man kann immer mehr in die Ferne sehen. Die Sehnsucht wird immer größer.

Es sind die kleinen Dinge, die uns immer wieder faszinieren

Parallel zum Cliff Walk verläuft übrigens der DART, der Zug der von Dublin über Bray bis nach Greystone fährt. Zur linken die Weiten des Atlantiks, umgeben von Grün und zur rechten die steilen Klippen Irlands. Es ist definitiv eine der schönsten Bahnstrecken. Ich bin fast traurig, dass ich sie nicht weitergefahren bin, bis ich realisiere, dass ich parallel dazu laufe und so eine viel schönere Aussicht habe und den Ort besser genießen kann.

Die schönste Bahnstrecke Irlands

Mit jedem Schritt, den man mehr läuft, hat man das Gefühl, dass es perfekt wird. Man denkt immer wieder, das ist der perfekte Ort. Hier ist die Aussicht perfekt. Ich mache kurz ein Foto. Und nach der nächsten Kurve dann das gleiche Spiel wieder von vorne und immer so weiter. Aber genau das ist das Schöne am Reisen. Ich erkenne immer wieder auf’s Neue das Schöne in der Welt.

Aber es könnte ja noch besser werden

Ich weiß gar nicht, was ich schöner finden soll. Die Aussicht in große weite blaue Ferne oder die steilen grünen Hänge, wenn ich nach oben schaue. Es ist in Worte kaum auszudrücken, wie weit es nach oben geht. Ich fühle mich geradezu himmlisch bei dem Blick nach oben.

Himmlische Ansichten

Obwohl es so schön ist, vergeht die Zeit nicht wie im Flug. Ich habe endlich mal etwas Zeit, um durchzuatmen und in mich zu gehen. Ich kann ganz in Ruhe einfach mal ich sein und mich hier oben frei fühlen. Apropos oben. Nach einer Weile finde ich eine alte Hausruine mitsamt Treppen bzw. kleinem Weg nach oben. Und so sind es vielleicht nur 10 Höhenmeter, die ich nach oben laufe, aber von hier oben ist die Aussicht gleich noch schöner. Das ferne Grün der Hänge ist auf einmal so nah und erlebbar. Man kann es auf einmal anfassen und nicht nur vom Weg betrachten. Ich hätte stundenlang hier oben stehen können. Mit dem Wind entsteht die ultimative Symbiose aus dem Gefühl der Freiheit und der Sehnsucht nach noch mehr Freiheit. Aber man fühlt dort oben besonders eins, unfassbares Glück und eine innere Zufriedenheit, die ich lange nicht mehr gespürt habe.

Der Weg durch die Vergänglichkeit zum Himmel
Nahbarer Himmel
Einfach nur schön

So schön es auch ist, so muss ich leider doch wieder zurück zu den anderen. Ach, wenn sie doch nur wüssten, wie schön es hier oben ist… Ich weiß nicht wie, aber kaum bin ich am Weg wieder angekommen, da fühlt sich der Ozean gleich noch schöner, blauer und strahlender an.

Sehnsucht

Der Rückweg ist die identische Strecke wie der Hinweg. Durch die andere Perspektive und die neuen Erfahrungen fühlt er sich aber irgendwie anders an. Es ist unfassbar komisch zu beschreiben, denn an sich ist es ja der gleiche Weg.

Neue Perspektiven

Und so endet die kurze Exkursion in die Freiheit.

„Solitude is a sublime mistress but an intolerable wife“ ~ Ralph Waldo Emerson

Gefällt dir dieser Beitrag?

Dann spendiere mir doch einen Kaffee auf meiner nächsten Reise, wenn du willst. Vielen Dank!

5,00 €

Werbeanzeigen
Disclaimer

Alle Empfehlungen basieren auf eigenen Erfahrungen. Sie kommen von Herzen. Für die Werbung oder auch nicht Werbung für manche Orte gab es keinerlei Entschädigung. Und falls ihr noch mehr Empfehlungen zu Dublin braucht, fragt doch einfach in den Kommentaren nach 🙂

Werbung

6 Kommentare zu „Zwischen Jameson, Büchern, Klippen und Guinness

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

%d Bloggern gefällt das: